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Corona zwingt zur Pause

Rentner tüfteln jetzt in der Flehinger Jugendwerkstatt

Eigentlich ist die Flehinger Jugendwerkstatt für die jüngere Generation gedacht. Doch coronabedingt treffen sich dort derzeit nur die Rentner, um den Laden auf Vordermann zu bringen.

Zwei Männer in Werkstatthalle
Noch viel zu tun: In der Flehinger Jugendwerkstatt sind coronabedingt derzeit nur die Senioren bei der Arbeit. Roland Faller (links) und Wilfried Pücher sind damit beschäftigt, einen Zwischenboden einzuziehen und so zusätzliche Lagerfläche zu schaffen. Foto: Tom Rebel

Donnerstag ist Rentnerabend in der Jugendwerkstatt. Klingt komisch, ist aber so. Da treffen sich die ehrenamtlichen Senior-Experten und tauschen Erfahrungen aus. Manche nutzen die Werkstatt und basteln an eigenen Projekten, andere bauen den Jugendtreff weiter aus, wieder andere bereiten die nächsten Treffen mit dem Nachwuchs vor, sägen Material zu und richten die dafür notwendigen Werkzeuge. Normalerweise.

Sicherheitshalber geschlossen

Doch normal ist seit Beginn der Corona-Pandemie gar nichts mehr. Die offene Jugendwerkstatt ist seit einem halben Jahr geschlossen und wird wohl so schnell nicht wieder aufmachen. „Wir können die Sicherheit der Kinder und Jugendlichen in der Werkstatt nicht garantieren“, sagt Roland Faller. Der gelernte Werkzeugmacher aus Oberderdingen ist seit drei Jahren Rentner und arbeitet von Anfang an in der Werkstatt mit.

Nach einem Arbeitsleben in der Metallbranche hat er im Ruhestand allerdings das Material gewechselt und beschäftigt sich vorzugsweise mit Holz. Der entsprechende Maschinenpark steht ihm dafür zur Verfügung. Unter anderem eine Abrichthobelmaschine, eine Bandsäge, eine Kreissäge, eine Tellerbandschleifmaschine nebst diversen Bohrmaschinen. Fehlt nur noch die große Hobelmaschine, doch die soll demnächst auch noch kommen.

Rentnerkollege Wilfried Pücher teilt Fallers Leidenschaft für Holz. Im vergangenen Jahr haben die beiden immer samstags mit den Kindern und Jugendlichen gesägt und gebohrt, geschraubt und geschliffen. Eine Vielzahl an Nistkästen und Futterhäuschen für die heimische Vogelwelt sind so entstanden. 2019 wurden so in der freien Natur mehr als 100 Nistkästen aufgehängt. In diesem Herbst steht die erste Reinigungsaktion an. Dass die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen den Herren großen Spaß macht, räumen sie unumwunden ein.

Auch keine Aktionen im Freien

„Zu Beginn der Corona-Zeit konnten wir noch einige Aktionen im Freien machen, das war dann aber schnell vorbei“, bekundet Bernd Lieb. Er ist der Ideengeber und Initiator des Projekts, das auch über die Gemeinde hinaus auf großes Interesse stößt und über das Leader-Projekt auch von der Europäischen Union (EU) gefördert wird. Eine Fachfirma errichtet gerade ein großes Vordach vor der Werkhalle im Flehinger Gewerbegebiet, so dass manche Aktionen in Zukunft auch im Freien angeboten werden können. Mit EU-Geldern wird dieses Vordach finanziert.

Gesponserter Maschinenpark

„Die Pandemie hat uns voll erwischt“, berichtet Lieb. Davor kamen jeden Samstag 25 bis 35 Kinder im Alter von sechs bis 14 Jahren, um in der mittlerweile gut sortierten Werkstatt erste Erfahrungen mit handwerklichen Arbeiten zu machen. Dafür stehen eine Elektrowerkstatt und eine komplette Schlosserwerkstatt mit Fräsmaschine, Bügelsäge, Säulenbohrmaschine und Blechbearbeitungsgeräten zur Verfügung – eine Spende der Firma Blanco, die ihre Lehrwerkstatt modernisiert hat. Die neue alte Drehmaschine wartet noch darauf, angeschlossen zu werden.

An Arbeit fehlt es der Rentnertruppe nicht. Im Innern der Halle ziehen sie gerade einen Zwischenboden für ein Materiallager ein. Dann wartet ein gutes Dutzend Fahrräder auf ihre Reparatur. Gleiches gilt für einen fahrbaren Rasenmäher, ein Kettcar und diverse Elektrogeräte. Am nächsten Donnerstag geht es weiter.

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