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Mehr als 10.000 Kubikmeter Gesamtmenge am Spitzentag

Wasserverbrauch in Bretten nimmt dramatisch zu

Ein Pool fasst schon mal 30.000 Liter Wasser. Aus diesem Grund baten die Brettener Stadtwerke ihre Kunden, das heimische Schwimmbecken an heißen Tagen nicht zu befüllen. Eine richtige Versorgungsknappheit wurde 2020 aber noch nicht erreicht.

Isabel Pfeil und ihr Opa Heinrich im Gemüsegarten in Bretten beim Gießen.
Durstiger Boden: Gartenbesitzer mussten diesen Sommer häufig zu Gießkanne und Schlauch greifen, wie im Bild die Brettener Stadträtin Isabel Pfeil und ihr Opa Heinrich im Gemüsegarten der Familie. Foto: Tom Rebel

Wo der Urlaub am Strand coronabedingt ins Wasser fiel, fiel manch Daheimgebliebener in den eigenen Pool. Dieses Bedürfnis, sich abzukühlen und für mehr Sommerlaune zuhause zu sorgen, veranlasste die Stadtwerke Bretten zum Appell, mit Trinkwasser sparsam umzugehen. Die Stadtwerke konnten die Anschaffung einiger neuer Pools an den Verbrauchsdaten ablesen. So baten sie ihre Kunden, den Pool an heißen Tagen nicht zu befüllen und auch nicht nachzufüllen.

„Die Situation war schon angespannt. Eine Wassernot im Sinne einer Versorgungsknappheit hatten wir aber nicht in Bretten, auch 2018 und 2019 nicht“, sagt Alexander Bassler, Kaufmännischer Leiter und Prokurist der Stadtwerke Bretten.

In Bretten darf man also entspannter sein, während in überregionalen Abendnachrichten Wasserwerfer im Einsatz waren, um das Straßengrün zu gießen. Auch das Landratsamt Enzkreis verbietet per Verordnung – ab Donnerstag, 3. September in Kraft – Wasser aus Oberflächengewässern zu entnehmen.

Spitzenwert von 10.300 Litern am 31. Juli erreicht

Rasen und Gemüse werden gewässert. Ein durchschnittlicher Pool fasst schon mal 30.000 Liter. Es wurde mehr geduscht und viel getrunken, als es heiß war. So wurde in Bretten über die vergangenen Wochen überdurchschnittlich viel Wasser verbraucht, wie Stefan Kleck, Geschäftsführer der Stadtwerke am 21. August in einer Pressemitteilung bekanntgegeben hatte.

Dort hieß es: „Genau 10.300 Kubikmeter Wasser sind am Freitag, 31. Juli, erreicht worden.“ Das war der Verbrauch aller Stadtwerkekunden. Und es „war auch die Spitze“, sagt Bassler. Höhere Zahlen gab es seitdem nicht. Dass die genannten 10.300 Kubikmeter beachtlich sind, ergibt der Vergleich, den Kleck in der Pressemitteilung anführte: „Noch vor wenigen Jahren betrug die Wasserabgabe an Kunden an Spitzentagen zwischen 6.000 bis 7.000 Kubikmeter pro Tag.“ 2020 waren es am 31. August laut Basler immer noch 7.045 Kubikmeter.

Einen Notstand wie anderswo fürchten die Stadtwerke nicht. „Der Bedarf war jederzeit sichergestellt, in üblicher Qualität.“ In Bretten verfüge man „über Eigenwasser und Bodenseewasser im Mischverhältnis von 25 zu 75 Prozent. Und die Flexibilität, das nötigenfalls zu ändern, gibt uns auch Versorgungssicherheit“, sagt Bassler.

Es war schon eine außergewöhnliche Situation diesen Sommer
Alexander Bassler, Kaufmännischer Leiter der Stadtwerke Bretten

Das Eigenwasser stamme aus der Förderung mit Brunnen und werde aufbereitet. „Wir könnten mehr fördern, aber das aktuelle Mischverhältnis ist wirtschaftlich und auch gut für die Wasserqualität“, so Bassler. „Bei mehr Eigenförderung hätten wir härteres Wasser“, so der Stadtwerke-Vertreter.

„Es war schon eine außergewöhnliche Situation diesen Sommer, auch coronabedingt“, urteilt Bassler. Ende Juli hielten die Stadtwerke fest: „Zunehmend bekommen wir die Mengen auch nicht ganz problemlos durch unser Netz, da der Verbrauch innerhalb der letzten fünf Jahre um fast 50 Prozent auf den momentanen Spitzenwert gestiegen ist”. Bassler dazu: „Die Transportkapazität ist beschränkt“, sprich Kanalgröße, also Länge und Rohrdurchschnitte.

Inzwischen sanken die Verbrauchswerte wieder. Neben der Abkühlung durch den Regen mache sich bemerkbar, dass nun einige Brettener doch verreist seien. So verbrauchen sie hier kein Wasser.

„Dass wir trotz allem nicht in Nöte gekommen sind, zeigt, dass wir gut aufgestellt sind“, meint Bassler und bestätigt: Ja, auch für kommende, eventuell noch heißere Jahre. Würde die Bodenseewasserversorgung beschränkt, könne man mehr Eigenwasser fördern oder umgekehrt. Nach Preisen eventueller Mehrmengen bei der Bodenseewasserversorgung gefragt, sagt Bassler: „Zu Vertragsinhalten möchten wir keine Angaben machen.“

Fazit zum Sommerende steht noch aus

Das Mischverhältnis im Sinne einer Versorgungssicherung zu ändern, „dafür sehen wir Stand heute keinen Handlungsbedarf“, so Bassler. Er fügt an: „Wie üblich prüfen wir das am Ende des Sommers.“ Und weiter: „Dass genügend Wasser vorhanden ist, ist Teil unserer Aufgabe und unsere Verantwortung.“

Noch sind Ferien. Für einen Vergleich des diesjährigen zum Wasserverbrauch der Vorjahre bittet er um Geduld. „Mal sehen, wie sich der Spätsommer darstellt“, sagt er. „Auch die Badewelt hat geöffnet bis 13. September.“ Nach wie vor sei dort gegenüber einem Normaljahr oder auch gegenüber dem Vorjahr laut Bassler ein Umsatzeinbruch von rund 500.000 Euro prognostiziert.

Nun bleibe abzuwarten, welche coronabedingten Änderungen es auch bezüglich der Hallenbäder geben werde. Bassler: „Im Moment gehen wir davon aus, unter bestimmten Rahmenbedingungen wieder öffnen zu können. Aber ganz offen: mit aller Vorsicht. Wir müssen ein Stück weit auf Sicht fahren.“

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