Skip to main content

Kampf gegen Antisemitismus

In Bruchsal entsteht ein jüdisches Bildungszentrum fürs ganze Land

In Bruchsal soll man jüdischen Menschen begegnen können. Man soll etwas über ihr Leben lernen, Klischees abbauen und Gemeinsamkeiten entdecken. Das Ganze soll Antisemitismus vorbeugen. Es soll auch gegen Hass und Ausgrenzung helfen. Das sind die ambitionierten Pläne:

Feuerwehrhaus
Die alte Feuerwache hat ausgedient: Nun gibt es einen Plan, was auf dem innerstädtischen Gelände in der Bruchsaler Friedrichstraße passieren soll. Es ist eines der wichtigsten städtebaulichen Projekte des Jahrzehnts. Foto: Martin Heintzen (Archiv)

Wie kann man jüdische Einrichtungen besser schützen und zugleich Antisemitismus bekämpfen? Nach dem Anschlag eines Rechtsradikalen auf eine Synagoge in Halle 2019 ist diese Frage auch in der Landesregierung stärker in den Fokus gerückt. Nun scheint sie eine Antwort gefunden zu haben: In Bruchsal soll ein jüdisches Bildungszentrum Baden-Württemberg entstehen.

Durch Bildung, Aufklärung und Kennenlernen jüdischer Menschen, so die Idee, will man Hass und Hetze, Verschwörungsideologien und Antisemitismus vorbeugen. „Die Bürger sollen jüdisches Leben kennenlernen“, erklärt Barbara Traub. Die Vorsitzende der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg sitzt auch im Präsidium des Zentralrats der Juden in Deutschland mit.

Es geht nicht nur gegen Antisemitismus sondern auch für jüdisches Leben.
Michael Blume, Antisemitismusbeauftragter der Landesregierung Baden-Württemberg

Traub und ihrem badischen Amtskollegen Rami Suliman geht es um einen zukunftsorientierten Ort, weniger um das Gedenken. Das Bildungszentrum sei nicht nur gegen Antisemitismus, sondern auch für jüdisches Leben, ergänzt der Antisemitismusbeauftragte der Landesregierung, Michael Blume. Sie haben gemeinsam mit Bruchsals Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick und dem Landrat des Kreises Karlsruhe, Christoph Schnaudigel, die Idee präsentiert.

Nazis haben die prächtige Synagoge 1938 abgefackelt

Schon seit Jahren wird in Bruchsal darum gerungen, was auf dem frei gewordenen Grundstück der alten Synagoge in der Innenstadt geschehen soll. Bis zu ihrem Umzug im Sommer 2020 hatte die Feuerwehr dort ihr Domizil.

Dieses Detail hat Brisanz: Die Nazis hatten die prächtige Bruchsaler Synagoge 1938 niedergebrannt, und die Feuerwehr war weitgehend untätig geblieben. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat die Stadt dann just auf diesem freien Gelände ihr neues Feuerwehrhaus gebaut.

Bruchsal hofft auf Strahlkraft

Mit einem jüdischen Bildungszentrum für das ganze Land hoffe man auch auf Strahlkraft für die Stadt, so OB Petzold-Schick. Schüler, aber auch Erwachsene aus Baden-Württemberg, sollen dort ein und aus gehen.

Schon jetzt seien große Landeseinrichtungen wie die Feuerwehrschule oder die Bereitschaftspolizei in der Großen Kreisstadt mit zentraler Lage etabliert und würden Frequenz in die Stadt bringen, warb die Oberbürgermeisterin um Synergieeffekte.

270.000 Euro jährlich sind als Budget vorgesehen

Im jüdischen Zentrum soll es künftig Unterricht, Vorträge und Workshops geben. Die Referenten sollen aber auch Schulungen im ganzen Land halten. Losgehen könnte es schon 2023, auch unabhängig von einem noch zu planenden Neubau. Das Land hat ein Budget von 200.000 Euro jährlich zugesichert. Die beiden Israelitischen Religionsgemeinschaften stocken dies auf 270.000 Euro auf.

nach oben Zurück zum Seitenanfang