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Gold, rot, schwarz

Deutschland-Fahne hängt falschrum: Was war am Bruchsaler Sportzentrum los?

Tausende Kinder sportelten hier. Hunderte Eltern und Trainer waren im Bruchsaler Sportzentrum. Aber erst Tage später fällt einem bayerischen Gast auf: Mit dieser Fahne stimmt was nicht.

Verkehrte Welt: Die Deutschland-Flagge wurde für die Mini-Olympics am Bruchsaler Sportzentrum gehisst. Seit mehreren Tagen wehte sie allerdings verkehrt herum.
Verkehrte Welt: Die Deutschland-Flagge wurde für die Mini-Olympics am Bruchsaler Sportzentrum gehisst. Seit mehreren Tagen wehte sie allerdings verkehrt herum. Foto: Johann Gerbl

Gold, rot, schwarz, so weht die Deutschland-Flagge am Bruchsaler Sportzentrum am Mittwoch im Wind. Falschherum. Und das schon seit dem Wochenende. Jetzt hat ein aufmerksamer Schwimmbadbesucher den Fauxpas entdeckt und sich bei der Redaktion gemeldet. Doch ist es nur ein Versehen? Oder steckt mehr dahinter?

Johann Gerbl kommt eigentlich aus Oberbayern. Er ist gerade hier zu Besuch und zu Gast im Schwimmbad. Beim Rückenschwimmen entdeckt er die Fahne am nahen Sportzentrum.

Zurück in Bauchlage ist die Flagge noch immer verkehrt. „Kann doch nicht sein“, denkt er sich. „Ich bin extra hingefahren, habe gewartet, bis der Wind etwas weht. Es war eindeutig.“

Zeichen der Missachtung des Staats

Doch was hat die verkehrte Fahne zu bedeuten? Immerhin wurde beispielsweise bei Fulda gegen vier Polizisten ermittelt, die ebenfalls eine Flagge verkehrt herum gehisst hatten. Und das ausgerechnet am Holocaust-Gedenktag. Das Verfahren wurde zwar mittlerweile eingestellt, aber harmlos ist das unter Umständen nicht.

Die falsche Flagge gilt etwa unter Reichsbürgern als Code. Man kann damit die Verunglimpfung des Staats ausdrücken. Oder seine komplette Missachtung. Auch unter Rechtsradikalen gilt die umgedrehte Farb-Reihenfolge als Symbol, als die „wahre Nationalflagge“.

Tausende Kinder und ihre Familien waren am Wochenende im Sportzentrum

Was ist da nun also am Sportzentrum in Bruchsal los? Ein überraschter Mitarbeiter am Telefon sagt: Die Flagge wurde neben der Bruchsaler und der Baden-Württembergischen für die Veranstaltung „Mini-Olympics“ aufgehängt. Tausende Kinder kamen am Wochenende zum Sporttreiben nach Bruchsal. Bisher war der Fehler offenbar niemandem aufgefallen.

„Um Gottes Willen“, entfährt es dem Mitarbeiter, der zusammen mit einem Kollegen die drei Flaggen selbst gehisst hatte. „Das war mit Sicherheit keine Absicht“, betont er. Kurz vor der Großveranstaltung, den Mini-Olympics, war man in Eile. „Ich hänge die sofort ab“, versicherte er gegenüber den BNN. Mit Reichsbürgern hätten weder er noch sein Kollege was am Hut.

„Mein erster Gedanke ging auch in die Richtung Reichsbürger“, berichtet der aufmerksame bayerische Bruchsal-Besucher Gerbl. Von seiner Zeit aus der Bundeswehr wisse er, dass man immer sehr auf die richtige Behandlung der Flagge achten musste.

Bei Flaggen ist jedes Detail streng geregelt

Tatsächlich ist der Umgang mit Flaggen und Hoheitszeichen nicht nur in Deutschland streng geregelt. Zumindest in offiziellen Zusammenhängen. So ist etwa festgelegt, wann die Deutschlandflagge an Amtsgebäuden gehisst werden darf oder wann sie auf Halbmast zu setzen ist. Hisst man die Flagge auf Halbmast, muss sie zunächst voll gehisst werden und dann auf halbe Höhe herabgesetzt werden. Beim Einziehen dasselbe Spiel.

Auch die Reihenfolge von Flaggen ist festgelegt. Die ranghöhere Flagge hat Vorrang. Die Deutschlandflagge muss etwa vor der Bruchsaler Flagge hängen. Das Regelwerk geht aber noch viel weiter: Die Fahnen sollen zum Beispiel nach Möglichkeit nicht den Boden berühren. Sie als Tischdecke zu benutzen ist ebenso tabu. Gehisst werden Flaggen im offiziellen Rahmen nur bei Tageslicht.

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