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Eltern in Sorge

Nach Kraichtaler Vorfällen mit Kindern: „Lieber 110 wählen, wenn einem etwas komisch vorkommt“

Treibt sich in Münzesheim ein Mann herum, der Kinder anspricht? Einige Eltern jedenfalls sind in Sorge. Die Polizei weiß, was vorgefallen ist und hat auch Tipps für ähnliche Situationen.

Ortsmitte
Beschauliches Münzesheim: Weil ein fremder Mann ein kleines Mädchen auf den Arm genommen hat, waren viele Eltern alarmiert. Die Polizei allerdings gibt Entwarnung. Foto: Werner Bischof

Eltern in Münzesheim sind verunsichert. Schnell machte das Gerücht die Runde: Vor Schule oder Kita treibe sich ein Mann herum. Er soll ein Kind angesprochen, womöglich eines auf den Arm genommen haben. Süßigkeiten seien im Spiel gewesen. Außerdem sei er alkoholisiert gewesen.

Per Whatsapp und Facebook verbreitet sich die Nachricht schnell in der ganzen Stadt. Schule und Kita fühlen sich bemüßigt, die Eltern zu informieren.

„Gestern war in Münzesheim ein Mann unterwegs, der ein Kind auf den Arm genommen hat und auch in der Nähe des Kindergartens gesichtet wurde“, steht etwa in einer Nachricht aus dem Kindergarten an die Eltern. Man bitte die Eltern, ihre Kinder besser abzuholen und sie nicht alleine nach Hause laufen zu lassen. Gegenüber den BNN äußert sich niemand aus Schule und Kita dazu. Was aber weiß die Polizei von dem Vorfall?

Mann spricht Neunjährigen an: „Ey Kleiner, komm mal her“

Gerald Gack, der Revierleiter von Bad Schönborn, bringt Licht in die Sache. Und er gibt Entwarnung: Ja, es gab zwei Vorfälle. „Aber es besteht kein Anlass zur Sorge für die Eltern.“ Bereits vor einigen Tagen war ein Neunjähriger auf seinem Tretroller in Münzesheim unterwegs, als er aus einem Auto von einem Mann mit den Worten angesprochen wurde: „Ey Kleiner, komm mal her.“ Der Junge fuhr aber weiter und erzählte vom Vorfall zu Hause.

Erster Polizeihauptkommissar Gerald Gack, Leiter des Polizeireviers Bad Schönborn
Erster Polizeihauptkommissar Gerald Gack, Leiter des Polizeireviers Bad Schönborn Foto: Matthias Prestel

Der andere Fall, einige Tage später, der aber in keinem Zusammenhang zum ersten steht, war etwas dramatischer: Laut Gack seien eine Frau und ihre zweijährige Tochter von einem fremden, stark alkoholisierten Mann angesprochen worden.

Offenbar gelang es dem Fremden, das Kind auf den Arm zu nehmen, bevor die Mutter es ihm wieder wegnahm. Sie verständigte die Polizei, die den betrunkenen Mann umgehend antreffen konnte. Vermutlich war vor allem der Alkohol der Grund für das übergriffige Verhalten, so die Erkenntnis. Man habe ihn erkennungsdienstlich behandelt und ihm eine Gefährder-Ansprache gehalten, erklärt Gack weiter. Der Mann sei noch nie polizeilich aufgefallen.

„Wir haben überhaupt keine Hinweise auf pädophile Neigungen oder ähnliches“, so Gack. „Wir führen das Verhalten auf den Alkohol zurück. Die Tat ist im engeren Sinne auch keine. Strafrechtlich hat das keine Relevanz.“

Wir bewerten das nicht als Bagatelle.
Gerold Gack, Revierleiter der Polizei in Bad Schönborn

Gack stellt aber zugleich klar: „Wir bewerten das nicht als Bagatelle.“ Die Frau habe alles richtig gemacht und die Polizei gerufen. „110 wählen, wenn einem etwas komisch vorkommt, ist genau das Richtige“, betont Gack. „Dafür ist die Polizei da. Auch bis zum Kraichtaler Bürgermeister sind die Vorfälle vorgedrungen. „Ich kann gut verstehen, dass sich die Eltern Sorgen machen“, sagt Tobias Borho (SPD). Aber die Polizei sei in Kraichtal präsent, das habe die Sache gezeigt. „Dafür bin ich dankbar.“ Auch er sieht keine weitere Gefahren für die Kraichtaler Kinder.

Die Schule will den Vorfall zum Anlass nehmen, mit ihren Schülern nochmal über das richtige Verhalten zu sprechen, wenn man von Erwachsenen angesprochen wird.

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