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Herausforderung auch wegen Coronavirus

Trockenheit stresst die Bäume in historischen Parks – auch in Bruchsal

Wegen des hohen Personalaufwands für Pflegearbeiten und zur Vermeidung der Ansteckungsgefahr mit Covid-19 haben die Staatlichen Schlösser und Gärten die Anlage für Spaziergänger geschlossen. Die Trockenheit macht den Bäumen zu schaffen.

Die Alle zum Bruchsaler Schloss ist durch eine Absperrung gesperrt
Im Schlossgarten in Bruchsal gibt es noch bis Mittwochabend Pflegearbeiten. Die Kastanien der Allee leiden mittlerweile seht unter der Trockenheit. Foto: Martin Heintzen

Ab Donnerstag steht der romantische Landschaftsgarten in Bruchsal mit seinen Kastanienalleen wieder der Öffentlichkeit zur Verfügung. Die Einhaltung der Abstandsregeln in Corona-Zeiten ist nicht das einzige Problem für die Gartenfachleute der SSG.

„Wir beobachten mit Sorge die Trockenheit, die auch in diesem April bereits wieder sehr lange anhält. Besonderes Augenmerk richten wir dabei auf die Bäume in unseren Alleen, die uns bereits nach den letzten beiden Trockenjahren als geschädigt aufgefallen sind:

Treiben sie vollständig aus? Wie entwickelt sich der Austrieb? Gleiches gilt für die Hecken“, beschreibt Meike Kirscht, stellvertretende Leiterin Historische Gärten, die derzeitige Lage.

Mehr Pflegearbeiten wegen Trockenheit

Seit längerem ist klar, die historischen Gärten müssen fit für den Klimawandel gemacht werden. Nicht nur in Bruchsal. Bereits im Februar haben Fachleute auf Einladung der Staatlichen Schlösser und Gärten in Berlin darüber debattiert, wie Schäden durch Hitze und Trockenheit in Zukunft eingedämmt werden können.

„In den Wintern werden die Grundwasservorräte nicht wieder aufgefüllt. Bereits in den vergangenen Jahren hat es deshalb deutlich mehr Baumpflegearbeiten gegeben“, erzählt Kirscht. Die Folgen der Hitzesommer 2018 und 2019 werden jetzt sichtbar.

Sandige Böden und Pilze haben Folgen

Dazu kommen örtliche Befindlichkeiten wie sandige Böden im Schlossgarten von Schwetzingen, die den Buchen zu schaffen machen, Pilzbefall durch Trockenstress im Schlosspark von Favorite in Rastatt oder die Miniermotte in Bruchsals berühmter Kastanienallee.

Für Hartmut Troll, Leiter des Bereichs Historische Gärten, sind die Sorgenkinder vor allem Buche, Lerche und Fichte. Sie kommen schlecht mit der Kombination aus Trockenheit und sandigen Böden klar. Im Frühjahr wurden deshalb in Schwetzingen zehn junge Bäume gefällt, 27 Bäumen stehen unter Beobachtung.

Jeder Garten hat Charakter

Einfach einen neuen Baum zu pflanzen, geht aus konservatorischer Sicht nicht. Ein berühmter Gartenkünstler wie Friedrich Ludwig von Sckell realisierte in Schwetzingen ab 1777 einen der ersten englischen Landschaftsgärten in Deutschland.

Mit Bäumen schuf er gezielt ein Wiesentälchen mit bewegter Bodenmodellierung und Waldsaum. In Favorite bekam der Karlsruher Hofgärtner Johann Michael Schweyckert 1788 den Auftrag, den Garten im englischen Stil neu zu gestalten. Entstanden ist ein idyllischer Landschaftsgarten, in dem noch heute viele Baumriesen zu bewundern sind.

Das Schloss Bruchsal ist dagegen berühmt für seine Kastanienallee. So hat jeder Garten seinen speziellen Charakter, der durch Pflanzen, Wege, Architekturelemente, Wasserspiele, Blumenrondelle oder Skulpturen geschaffen wurde. Mal streng-geometrisch wie im Barock oder natürlich wie im englischen Landschaftsgarten.

Laie erkennt Unterschied nicht

Um diesen Eindruck zu erhalten, greifen die Gartenfachleute beim Austausch von Bäumen auf alte Baumverzeichnisse aus dem 18. und 19. Jahrhundert zurück – sofern sie sich erhalten haben.

Mit einem gravierenden Unterschied: War es damals noch wichtig, wie gut ein Baum Frost vertragen konnte, ist heute eher die Trockenheits-Stresstoleranz wichtig, so Troll. Müssen Bäume ausgetauscht werden, wird überlegt, welche Arten Hitze gut vertragen und gleichzeitig die ursprüngliche gärtnerische Komposition erfüllen. So könnten etwa Traubeneichen die Stieleichen ersetzen. Für den Laien wäre das nicht erkennbar.

Sorten aus Südosteuropa

Seit einiger Zeit werden außerdem Sämlinge aus Ländern in Südosteuropa bezogen. Dort haben sich die Bäume bereits an das veränderte Klima angepasst. Diese werden in eigenen Baumschulen für die Naturverjüngung vermehrt.

Nach Einschätzung von Gartenkonservator Troll sind eigene Baumschulen der richtige Weg, um vor Ort angepasste Exemplar zu ziehen.

Pflanzenkohle verbessert Boden

Bodenverbesserungsmaßnahmen sind weitere Möglichkeiten, um die Versorgung zu verbessern. Während frühere Gärtner-Generationen mit Mist und Lehm sandige Böden aufgepeppt haben, kommt heute vermehrt Pflanzenkohle als ährstoffspeicher zum Einsatz.

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