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Ihr gehört die Zukunft

Vom RSV Edelweiß Oberhausen zum Radprofi: Lana Eberle hat Olympia und die Tour fest im Blick

Die 19-Jährige gehört zu den größten Talenten im deutschen Radsport. Ihr Profiteam plant langfristig mit ihr und will sie bei den größten Rennen der Welt einsetzen. Eberles Dank geht an ihre Mutter.

Lana Eberle auf ihrem Rennrad.
Radprofi Lana Eberle nutzt jede Trainingsfahrt, um ihre Karriere voranzubringen. Foto: Jörg Runde

Das Trainingsprogramm von Lana Eberle hatte es an diesem Tag in sich. Von ihrem Wohnort Altlußheim ging es für die 19-Jährige bei schwülen 31 Grad alleine und mit Musik oder Podcasts auf dem Ohr durch den Odenwald, über den Heidelberger Königstuhl und nach rund vier Stunden wieder zurück in die Gemeinde am Rhein. „Am Ende wurde es schon etwas zäh“, sagt die Radsportlerin beim Gesprächstermin und fügt sofort an: „Aber ich liebe solche Fahrten ja.“

Eberle weiß halt auch, dass sie jeden Trainingskilometer braucht, um das Ziel zu erreichen, von dem sie seit ihren ersten Radrennen als Neunjährige für den RSV Edelweiß Oberhausen träumt: Einer Teilnahme an den Olympischen Spielen.

Ich bin zwar auch aktuell im Olympiakader, aufgrund der Konkurrenz halte ich 2028 aber für realistischer.
Lana Eberle,
Radprofi

Dass sie sich diesen Traum bereits 2024 in Paris erfüllen kann, will sie nicht ausschließen, sie rechnet sich aber nicht allzu große Chancen aus. „Ich bin zwar auch aktuell im Olympiakader, aufgrund der Konkurrenz halte ich 2028 aber für realistischer.“

Ceratizit-WNT Pro Cycling Team plant langfristig mit Lana Eberle

Die deutschen Bahnradmeisterschaften Mitte Juni in Cottbus verließ sie nicht ganz zufrieden. Zwar gewann Eberle gemeinsam mit Franziska Brauße und Lea Lin Teutenberg in der Mannschaftsverfolgung den Titel und holte in der gleichen Besetzung Bronze im Mannschaftssprint. Im Einzel reichte es aber nicht zu einem Podestplatz. „Da hatte ich mir schon mehr erhofft“, sagt sie und ergänzt: „Aber ich kann das alles realistisch einschätzen.“

Soll heißen: Als junge Fahrerin braucht sie Geduld, ihr gehört die Zukunft. Das sehen auch ihre Trainer so, die große Stücke auf Eberle halten. Und nicht nur die. Auch bei ihrem Rennstall Ceratizit-WNT Pro Cycling Team plant man langfristig mit der gebürtigen Schwetzingerin.

Radfahren ist mein Beruf, genau das habe ich mir gewünscht.
Lana Eberle
Radprofi

Seit vergangener Saison steht Eberle bei dem Team aus Kempten im Allgäu unter Vertrag. Drei Jahre läuft die Vereinbarung, in denen verdient sie das Mindestgehalt für Radprofis und kann sich voll und ganz auf den Sport konzentrieren. „Radfahren ist mein Beruf, genau das habe ich mir gewünscht.“

Das Risiko eines Sturzes fährt bei Radprofis immer mit

Die für die Branche lange Vertragsdauer ist ein deutliches Zeichen ihres Arbeitgebers, was sie von Eberle erwarten. Dass sie persönlich besser wird und zum Erfolg des Teams beiträgt. Auch die Tour de France der Frauen soll für Eberle irgendwann einmal auf dem Programm stehen. „Das ist natürlich ein Traum“, sagt sie, auch wenn sie genau weiß, wie schwer der Weg dorthin und auch das Rennen selbst ist.

Fokussiert: Lana Eberle im Trikot des Ceratizit-WNT Pro Cycling Teams beim Prolog des Festival Elsy Jacobs in Luxemburg. Foto:
Fokussiert: Lana Eberle im Trikot des Ceratizit-WNT Pro Cycling Teams beim Prolog des Festival Elsy Jacobs in Luxemburg. Foto: Foto: IMAGO/Arne Mill

Bei Eintagesklassikern wie Lüttich-Bastogne-Lüttich hat sie darauf dieses Jahr schon einmal einen Vorgeschmack bekommen. „In den Rennen wollte ich einfach nur überleben“, sagt sie schmunzelnd. „Ok, ein bisschen helfen konnte ich den Kolleginnen auch.“

Genau in dieser Rolle sieht sich Eberle vorerst. „Ich sehe mich erst ganz am Anfang meiner Karriere und muss noch viel lernen.“ Zudem weiß sie ganz genau, wie schnell alles vorbei sein kann. Schwere Stürze gehören für sie genauso zum Berufsrisiko wie Unfälle mit Autos.

Für Lana Eberle ist ein zweites berufliches Standbein wichtig

„In einem Rennen in Spanien ist vor wenigen Wochen ein Polizeiauto in eine Gruppe, in der ich war, reingefahren. Einige hatten schwere Brüche, ich bin mit dem Schrecken davongekommen.“ Mehr als leichte Prellungen und einer Narbe am Knie blieb nicht zurück. Außer einmal mehr die Erkenntnis, dass es wichtig ist, sich ein zweites berufliches Standbein zu schaffen.

Ob es für Eberle einen Platz in der Sportförderkompanie der Bundeswehr gibt, ist wegen ihres Status als Profisportler noch nicht ganz klar. „Da wäre natürlich die beste Lösung“, sagt sie.

Abhängig davon sein wird sie auf keinen Fall. Die Schule schloss Eberle in diesem Jahr auf dem Hans-Purrmann-Gymnasium in Speyer mit der Abitur-Note 2,6 ab. Nur die vielen Fehltage durch den Sport verhinderten eine Eins vor dem Komma.

Die Sixdays-Night in Oberhausen haben mich geprägt. Ich liebe einfach diese familiäre Atmosphäre.
Lana Eberle
Radprofi

Neben ihrem Job als Radsportprofi will sie nun auch studieren, Geografie an der Uni Heidelberg. Eventuell klappt es sogar mit einem Sportstipendium. Auf jeden Fall erhält sie viel Unterstützung, um sich auch neben den Rennstrecken beruflich etwas aufzubauen.

Lana Eberles Mutter ist ihre größte Stütze

Und doch richtet sich Eberles Fokus ganz auf ihre große Leidenschaft Radfahren: Egal ob auf der Bahn oder auf der Straße.

Neben den Trainern und Betreuern des Profi-Teams sind es vor allem die Weggefährten bei ihrem Heimatverein RSV Edelweiß Oberhausen, die ihr auf ihrem Weg helfen und geholfen haben. „Meinem Verein habe ich wirklich viel zu verdanken“, sagt sie mit Blick auf ihre Titel und Podestplätze bei den verschiedenen Nachwuchs-Meisterschaften.

Dass sie bei einem der regionalen Saisonhöhepunkte in diesem Jahr wegen der U-23-Europameisterschaft nicht dabei sein kann, bedauert sie. „Die Sixdays-Night in Oberhausen hat mich geprägt. Ich liebe einfach diese familiäre Atmosphäre.“

Überhaupt sind ihr die Familie und die Freunde am allerwichtigsten. Auch wenn es für sie durch ihre vielen Reisen immer schwerer wird, den Kontakt zu pflegen. „Meine Mutter ist oft bei den Rennen dabei. Das hilft mir enorm“, sagt sie und fügt an: „Wie sie mich schon immer unterstützt, ist einfach fantastisch. Dafür bin ich ihr wahnsinnig dankbar.“ 

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