Skip to main content

Blick auf Olympia 2028

„Ich hätte die Berufung verdient“: Radsportler Moritz Augenstein aus Dietlingen will ins Nationalteam

Zur neuen Saison wechselte Moritz Augenstein vom RSV Ellmendingen zum RSC Kempten. Obwohl er Vollzeit arbeitet, düpierte er bei den nationalen Bahnradsportmeisterschaften die Konkurrenz.

Moritz Augenstein jubelt nach seinem Sieg im Scratch-Rennen bei den deutschen Bahnradsportmeisterschaften in Cottbus.
Moritz Augenstein jubelt nach seinem Sieg im Scratch-Rennen bei den deutschen Bahnradsportmeisterschaften in Cottbus. Foto: IMAGO/Arne Mill

Im Trikot des RSV „Schwalbe“ Ellmendingen machte der Radsportler Moritz Augenstein in der Vergangenheit auf sich aufmerksam.

Bei deutschen Bahnrad-Meisterschaften drei Titel geholt 

Zur neuen Saison wechselte er zum RSC Kempten. Nun gelang dem 26-Jährigen aus Dietlingen bei den deutschen Bahnradsportmeisterschaften der Coup. In Cottbus ließ er die nationale Konkurrenz hinter sich und sicherte sich drei Meistertitel.

Im BNN-Interview erzählt er, warum er nach Kempten wechselte, weshalb sein Einsatz bei den deutschen Meisterschaften kurzfristig war, wie er den Spagat zwischen Arbeit und Sport meistert und wieso er an Olympia 2028 denkt.

Vor der Saison sind Sie vom RSV „Schwalbe“ Ellmendingen zum RSC Kempten gewechselt. Wie kam es zum Wechsel?
Moritz Augenstein
Bei den Kriterien bin ich für Ellmendingen immer als Einzelstarter gefahren. Ohne Mannschaft ist es schwierig, unter den besten Fahrern zu landen. Deshalb war schnell im Jahr klar, dass ich wechseln muss. Da hat es gepasst, dass die Verantwortlichen vom RSC Kempten auf mich zugekommen sind. Es ist schön in einem Team zu fahren, da ist immer Unterhaltung geboten. Es hat schnell gepasst. 
Vor den deutschen Bahnradmeisterschaften waren Sie mit dem RSC Kempten in den USA und haben an einigen Rennen teilgenommen. Wie war die Erfahrung für Sie?
Moritz Augenstein
Die Rennen sind mit denen in Deutschland nicht vergleichbar. Es ist ein großes Spektakel mit rund 15.000 Zuschauern. Es wird sehr körperbetont gefahren. Am Start standen die besten Kriterienfahrer des Landes. Am Anfang wurden wir etwas belächelt, doch in den Rennen konnten wir zeigen, dass in Deutschland auch schnell gefahren wird. Wir haben ein Rennen gewonnen und mehrere gute Platzierungen erreicht. 
Sie wurden in Cottbus dreifacher deutscher Meister. Wie überraschend waren die Erfolge?
Moritz Augenstein
Mit dem Sieg im Madison habe ich durchaus gerechnet. Mit meinem Teampartner Moritz Malcharek habe ich bereits in Dudenhofen gewonnen und in Singen den zweiten Rang belegt. Wir fahren seit Jahren zusammen und wissen, worauf es ankommt. Da eine starke Konkurrenz am Start stand, kamen die Erfolge im Einzel aber überraschend. 
Dabei soll der Start in Cottbus sporadisch zustande gekommen sein. Stimmt es, dass Ihr Madison-Partner Moritz Malcharek Sie zum Start überredet und sogar das Hotelzimmer bezahlt hat?
Moritz Augenstein
Ich war für die Meisterschaft nicht gemeldet. Doch Moritz Malcharek hat noch einen Partner für das Madison (Zweier-Teamfahren) gesucht. Deshalb hat er mich überredet und mir mein Zimmer bezahlt. Über eine Sondergenehmigung konnte ich noch starten. Am Ende war es natürlich die richtige Entscheidung. 
Im Trikot des RSC Kempten hat sich Moritz Augenstein bei einer Veranstaltung in Dudenhofen gegen internationale Spitzenfahrer durchgesetzt.
Im Trikot des RSC Kempten hat sich Moritz Augenstein bei einer Veranstaltung in Dudenhofen gegen internationale Spitzenfahrer durchgesetzt. Foto: Stefan Meister
Bei den deutschen Meisterschaften haben Sie Fahrer wie Roger Kluge, Max Kanter und Nationalfahrer teils deutlich geschlagen. Durch die Erfolge zählen Sie zu den besten Bahnfahrern in Deutschland. Haben sich die Ambitionen verändert?
Moritz Augenstein
Ja, natürlich. Ich blicke in Richtung Nationalmannschaft. Derzeit bin ich in starker Verfassung und würde mir eine Nominierung für ein UCI-Rennen, den Nations Cup oder eine Welt- oder Europameisterschaft wünschen. Nach den Leistungen hätte ich die Berufung in die Nationalmannschaft verdient. Bisher ist der Radsport-Verband aber noch nicht auf mich zugekommen. 
Da Sie keinen Kaderstatus haben, waren die Ergebnisse aus der Sicht des Verbandes weniger erfreulich. Im nächsten Jahr steht Olympia an. Ist Paris 2024 ein Ziel?
Moritz Augenstein
Über Olympia in Paris mache ich mir derzeit keine Gedanken. Es ist durchaus denkbar, dass die Fahrer, die sich für die großen Wettbewerbe vorbereiten, in Cottbus noch nicht in Form waren. Aber spätestens nach Olympia werden die Karten neu gemischt. Für 2028 mache ich mir durchaus Hoffnungen und möchte weiter angreifen.
Während sich große Teile der Konkurrenz auf den Sport konzentrieren können, müssen Sie arbeiten und machen den Fertigungstechniker. Wie gelingt Ihnen der Spagat?
Moritz Augenstein
Es ist oftmals nicht einfach. Ich trainiere in der Woche 15 bis 20 Stunden. Hinzu kommen die Fahrten zu Rennen. Nach der Meisterschaft in Cottbus war ich in der Nacht um ein Uhr daheim. Vier Stunden später musste ich wieder arbeiten. Ich arbeite 35 Stunden in der Woche. Deshalb müssen Freunde und Familie zurückstecken. Mir ist es über die Jahre gelungen, einen guten Spagat zu schaffen. Dazu zählen Disziplin und ein gutes Zeitmanagement. Ende Juli bin ich mit dem Techniker fertig, dann wird es etwas einfacher.
Finanziell können Sie sich bei den Bahnrennen und Kriterien etwas Geld dazuverdienen. Dennoch ist der Sport kostenintensiv. Können Sie sich vorstellen, mit der Arbeit zu pausieren und sich nur auf den Sport zu konzentrieren?
Moritz Augenstein
Es wäre schon ein hohes Risiko, ein sehr gutes Arbeitsverhältnis zu beenden und sich nur auf den Sport zu konzentrieren. Die Prämien bei Kriterien und Bahnrennen sind zwar ein gutes Zubrot, würden aber nicht ausreichen. Ohne Profivertrag würde ich den Schritt nicht machen. Sollte aber das richtige Angebot kommen, dann würde ich mir Gedanken machen. 
In den sozialen Medien haben Sie Kostantinos Georgiadis gelobt. Inwieweit sind Ihre Erfolge ihm zu verdanken?
Moritz Augenstein
Ich arbeite seit 2019 mit ihm zusammen. Er hat genaue Vorstellungen und verlangt deshalb viel von mir, aber die Erfolge geben ihm recht. Ich habe ihm einiges zu verdanken. 
nach oben Zurück zum Seitenanfang