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Auf der ganzen Welt erfolgreich

Familie Wollitzer aus Östringen betreibt Taubenzucht mit Leib und Seele

Mit ihren Tieren sind Uwe und Tamara Wollitzer nicht nur bei Wettkämpfen auf der ganzen Welt am Start, sie sind auch erfolgreich. Zuletzt haben die Taubenzüchter aus Östringen bei der Olympiade in den Niederlanden wieder gute Platzierungen erreicht.

Die Taubenzüchter Uwe und Tamara Wollitzer.
Das Züchterteam Uwe und Tamara Wollitzer war bei der Olympiade des Brieftaubenweltverbandes in Masstricht in den Niederlanden erfolgreich. Foto: Claudia Maciejewski

Es gibt kaum ein Tier mit so viel Symbolkraft wie die Taube. Von Pablo Picasso einst mit wenigen Strichen und Ölzweig im Schnabel zum Zeichen für Frieden und Freiheit kreiert, steht sie heute leider oftmals als „Ratte der Großstadt“ für beschmutzte Kulturdenkmäler. Geschätzt leben 500 Millionen Tauben weltweit in den Städten und ständig entwickeln die Verwaltungen neue Konzepte, wo in betreuten Taubenschlägen Eier gegen Attrappen ausgetauscht werden.

Früher gehörten allein hier am Leiberg Tauben fast zu jedem Haus.
Uwe Wollitzer
Taubenzüchter aus Östringen

„Früher gehörten allein hier am Leiberg Tauben fast zu jedem Haus“, erinnert sich Uwe Wollitzer an Zeiten, als Östringen und Odenheim noch Hochburgen der Taubenzucht waren und wo dieses Hobby eine lange Tradition hat. Heute gehört der 55-Jährige mit Helmut Antoni im Haus gegenüber und Christian Dorn noch zu den letzten im Ortskern, die sich mit Leib und Seele der Taubenzucht verschrieben haben.

Taube Calliou, die als verschmustes Haustier auch gerne mal kuschelt - hier mit Uwe Wollitzer.
Taube Calliou, die als verschmustes Haustier auch gerne mal mit Uwe Wollitzer kuschelt. Foto: Wollitzer

In Östringen gibt es heute nur noch drei Taubenzuchtvereine

So existieren mit „05956 Wandervogel Östringen“, „06327 Kraichgaustolz“ und „02241 Sturmvogel“ – beide in Odenheim – noch drei Vereine, die in der Brieftaubenzucht aktiv sind. Im Nachbarort Mingolsheim, wo samstags einst Taubenzüchter auf die Heimkehr ihrer Brieftauben warteten, gibt es heute nur noch zwei Züchter und in der einstigen Hochburg Kronau erinnert nur der Name der Musikkneipe „Birdland“ daran, dass hier zuvor ein großes Taubenhaus untergebracht war.

„Ausstellungen waren noch in den 80er-Jahren gut besucht und es gab traditionell Täubchen mit Spätzle und Soße, gerne auch zum Mitnehmen für zu Hause“, erzählt Wollitzer. Der Taubenfan, der das Hobby von seinem Vater übernahm und auch seine Frau Diana über den Taubensport kennen- und lieben lernte, ist in der glücklichen Situation, dass auch seine 22-jährige Tochter Tamara sich für den Brieftaubensport begeistert.

Im Gegensatz zu osteuropäischen Ländern etwa, fehlt es in Deutschland an Nachwuchs. „Wenn Freundinnen kommen und sich für die schönen Tiere und das Hobby begeistern können, bleibt die Hürde, dass man heute kaum noch Haustiere und schon gar nicht Tauben halten kann“, gibt Wollitzer zu bedenken. Im Gegenteil sei es üblich, dass zugezogenen Nachbarn erst einmal gegen einen Taubenschlag klagen, sobald sie ihn bemerken. Obwohl der eigentlich schon immer da war, das ist wie bei den Kirchenglocken.

„Drei Tauben würde ich überallhin mitnehmen“, sagt Tochter Tamara und lacht. Das sind die 2014 geborene Mausi, Cookie von 16 und ihr besonderer Liebling Caillou, der als Küken 2018 so am Kopf gepickt wurde, dass stellenweise bis heute keine Feder mehr wächst. Liebevoll wurde er von ihr gesund gepflegt und heute schmust der nach einer Comicfigur „Glatzköpfchen“ benannte Vogel zärtlich mit der ganzen Familie.

Aber natürlich kommt der Wettkampfgedanke beim ehemaligen erfolgreichen Ringer Wollitzer keineswegs zu kurz, denn Brieftauben sind auch Leistungstiere. So waren jeweils die Taube „Olympic Speed AS“ und „Olympic Joker“ der Wollitzers bei der Brieftaubenolympiade des Weltverbands (FCI) Ende Januar in Maastricht in den Niederlanden als elfte und 15. Weltbeste erfolgreich.

„Es ist ein toller Erfolg für einen kleinen Züchter wie uns, wenn wir unsere Tauben unter den jeweils 50 Besten eines Jahrgangs präsentieren können“, sagt Taubenfan Wollitzer mit Stolz. Schon im Jahr 2021 holte Taube „Tamara“ die Bronzemedaille für Deutschland bei der WM in Serbien.

Vor wenigen Tagen waren zwei Tauben in einem Spezialtransport auf dem Weg nach Sizilien, wo sie an einem „One Loft Race“ teilnehmen. Dort wird die Orientierung der Tiere quasi neu auf den Standort trainiert, damit sie nicht nach Östringen zurückfliegen. In diesen Wettkämpfen sieht Wollitzer die Zukunft. In Dubai belegte das Team „Wings to fly“ bei der World Championship auf zwei Rennen den dritten und den siebten Platz.

Die Kosten für Transport und Startgeld können manchmal gedeckt werden, wenn die Taube anschließend verkauft wird, denn ein Preisgeld gibt es nur für die Ersten. Die Verlustraten sind sehr gering bei den Wollitzers. „Die Tauben kommen dorthin zurück, wo sie geliebt werden“, fand Tamara als Kind die Erklärung dafür.

Im Taubenschlag der Wollitzers ist gerade Brutzeit

Im Taubenschlag ist übrigens gerade Brutzeit, erst kürzlich ist wieder ein Küken geschlüpft. Schon in 23 Tagen wird es flugtauglich sein. In einer Voliere knabbert sofort Lukas am Finger, die erste Taube ihres Bruders Jan und mit 16 Jahren schon ein Veteran. „Unbeschreiblich ist das Gefühl, wenn die Tauben im Sommer in den Hof fliegen und fast neben der Kaffeetasse landen“, sagt der Taubenfan.

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