Skip to main content

Kappelrodeck

Taubenschwarm umgesiedelt: Warum die Initiative trotzdem nicht zufrieden ist

Fast der ganze Taubenschwarm im Ortskern von Kappelrodeck ist inzwischen im Schlag eingezogen. Die Taubeninitiative sagt derweil: Das Projekt geht unter.

Taubenschlag
Fünf Helfer, darunter Initiator Christian Müller, kümmern sich um den Taubenschlag in Kappelrodeck. Foto: Stefanie Prinz

Nur noch etwa 30, vielleicht 40 Tiere, dann ist der Kappelrodecker Taubenschwarm komplett „umgezogen“.

Das heißt: von der Ortsmitte in den Taubenschlag neben der Kirche, wo die Vögel den Großteil des Tages verbringen und wo dafür gesorgt wird, dass der Schwarm nicht noch größer wird.

Aber: Dadurch, dass die Tauben nicht mehr so sichtbar seien, so sagt Initiator Christian Müller, gehe im Bewusstsein vieler Kappelrodecker völlig unter, dass es da mal ein Problem gab – und dass sich das vor allem nicht einfach von selbst in Luft aufgelöst hat.

„Ich hätte nicht gedacht, dass wir es schaffen, in einem Jahr fast den ganzen Schwarm in den Schlag zu locken“, sagt Müller: Das sei ein großer Erfolg. Vorher waren die gut 300 Tiere im Ortszentrum unterwegs und hinterließen dort entsprechend Dreck.

Initiator vermutet einen letzten „Hotspot“ in Kappelrodeck

Einen letzten „Hotspot“ mit Tauben, die zum Fressen in den Schlag kommen, dann aber wieder wegfliegen und draußen brüten, vermutet er rund um die Brücke, die beim ehemaligen Gasthaus Warteck über die Acher führt.

Taubenschlag Kappelrodeck
Fütterung: Rund 300 Tiere leben inzwischen im Taubenschlag. Foto: Stefanie Prinz

Um an den dort schwer zugänglichen Stellen nach Nestern zu suchen und sie zu entfernen, brauche er allerdings die Hilfe der Gemeinde und ein entsprechendes Fahrzeug. „Das ist zugesagt“, erklärt Bürgermeister Stefan Hattenbach (CDU) dazu.

Klappt das, wäre der Schwarm vermutlich komplett. 80 Prozent des Tages verbringen die Vögel im Taubenschlag. So gebe es draußen keine „bettelnden“ Tauben mehr.

Das hat aus Müllers Sicht aber noch einen weiteren, weniger positiven Effekt: „Als der Schwarm im Ort gelebt hat, war das ein Riesenproblem für die Leute. Jetzt gibt es anscheinend überhaupt kein Interesse mehr daran.“

Unsere Stadttaubeninitiative leistet hier einfach Großartiges.
Stefan Hattenbach
Bürgermeister

Der Bürgermeister lobt die Arbeit von Müller und seinen vier Mitstreitern: „Unsere Stadttaubeninitiative leistet hier einfach Großartiges. Wir sind superglücklich, diese engagierten und fachkundigen Menschen in unserer Gemeinde zu haben.“

Müller sieht unterdessen im Ort kaum Wertschätzung für den ehrenamtlichen Einsatz. Im Gegenteil: Er werde weiterhin immer wieder angegangen, sagt er.

Von „seinen“ Tauben sei die Rede, was nicht stimme, er züchte sie auch nicht. „Und außerdem bin ich noch nicht einmal ein besonderer Taubenfreund“, sagt er. „Wenn wir mit unserer Arbeit aufhören, sind die Tauben wieder draußen unterwegs und wir haben das gleiche Problem wie vorher.“

Das sei besonders bitter, weil der Taubenschlag die Helfer Geld koste. Die Hauptkosten vom Material bis zu Medikamenten für kranke Tauben würden auch in Zukunft immer von den Ehrenamtlichen getragen werden – trotzdem wünscht Müller sich, dass die Gemeinde einen kleinen Teil übernimmt, schließlich betreffe das Taubenproblem alle Menschen im Ort.

Über den ein oder anderen Sack Futter würden wir uns freuen.
Christian Müller
Stadttaubeninitiative Kappelrodeck

Er sei nicht auf große finanzielle Unterstützung aus, sagt Müller, „aber wir würden uns über den ein oder anderen Sack Futter freuen“.

Um unterstützt zu werden, müsse die Initiative einen Antrag stellen, erklärt dazu Stefan Hattenbach, dann werde der Gemeinderat entscheiden.

Eine Entlastung sei unterdessen schon, so Müller, dass die Kirche der Initiative den Raum, in dem der Schlag gebaut wurde, kostenfrei überlasse, ebenso Wasser für die Tiere sowie den Strom. „Das ist sehr viel.“

Mit dem ersten Jahr, in dem der Taubenschlag nun in Betrieb war, ist die Initiative unterdessen zufrieden: Rund 300 Tiere wohnen und brüten nun dort.

336 Eier konnten die Helfer 2023 dadurch gegen künstliche Eier tauschen und so verhindern, dass ebenso viele junge Tauben schlüpfen.

Anfang 2023 waren erstmals die Einflugklappen zum Schlag geöffnet worden, in den man zuvor sogenannte Locktauben gesetzt hatte, die den „Freifliegern“ die neue Unterkunft schmackhaft machen sollten.

nach oben Zurück zum Seitenanfang