Im Dorfladen von Rheinsheim ist man äußerst flexibel. Um die beste Versorgung sicherzustellen. „Wenn demnächst die Bäckerei Pagel für ein paar Tage Pause macht, wollen wir dann Brötchen und Brot anbieten“, sagt Martin Roßmann. Nicht als Konkurrenz zu unserem Nachbarn, sondern weil wir einspringen wollen, um die Menschen hier gut zu bedienen.“ Nach dem Motto „Von Bürgern für Bürger“.
Der Dorfladen für Lebensmittel ist ein wichtiger Teil des Projekts Bürgerhaus Löwen von Rheinsheim. Sozusagen die Alltagsbasis bei der Wiederbelebung eines alten Gasthauses, das genossenschaftlich aufgebaut und geführt wird. Die Idee dafür entstand 2015, seit 2021 Jahr laufen alle „Abteilungen“ des besonderen Unternehmens im wiederhergestellten Haus von 1848.
Martin Roßmann sorgt für den Einkauf im Laden. „Anfangs sollte ich mich einen Tag in der Woche engagieren, dann wurden es zwei. Und inzwischen kümmere ich meine halbe Zeit darum. Aber das gern und als Versicherungsmakler kann ich flexibel sein.“
Im Februar öffnete der Dorfladen für Grundnahrungsmittel. Caroline Heger erlebt an der Theke, wie Neugierige zu Stammkunden werden. „Junge Familien kommen häufig wegen unseres Bio-Angebots und den regionalen Produkten.“
Gastwirtschaft im Vintage-Stil
Nur Mittwochnachmittag hat der zentral gelegene Laden zu, die Idee der Grundversorgung ist umgesetzt. Ebenso wie die Gastlichkeit im Herzstück des Löwen, der großen Wirtschaft im Vintage-Stil mit gut bürgerlicher Küche.
Seit dem Sommer trifft man sich dort abends, von Donnerstag bis Montag. Mit allen Corona-Abstandsregeln natürlich. Außerdem sind die 14 Zimmer des Löwen gut gebucht – und das Trauzimmer mit Blick den Rheinsheimer „Dom“ sowieso.
Der Löwen läuft gut. Jasmine Kirschner hat dennoch etwas sehr vermisst: „Schade, dass wir kein richtiges Einweihungsfest machen konnten, mit einem Tag der offenen Tür, wo wir alles zeigen konnten und den Zusammenhalt noch besser pflegen.“
20 Arbeitsstellen im Bürgerhaus geschaffen
Rheinsheims Ortsvorsteherin Kirschner, Motor des Genossenschaftsprojekts, will Geschäft und Geselligkeit immer noch optimieren.
Trotzdem zieht sie für ihr Team eine positiv-realistische Bilanz nach dem Start in Etappen: „Es gab Hochzeitsfeiern, die hier komplett abliefen. Die Zimmer sind gut gebucht durch Geschäftsreisende und wir hatten im Sommer tatsächlich einige Touristen. Leute, die bei uns den Ausgangspunkt für Radtouren oder Angeln nahmen.“
20 Arbeitsstellen für Jobs auf 450-Euro-Basis wurden im Löwen geschaffen, auch das gehört zu den Zahlen im ersten Jahr. Herr der Finanzen und Vorsitzender des Aufsichtsrats ist Manfred Brecht.
Er sagt: „Die Liquidität ist gut, wir haben einen Wertzuwachs geschaffen, weil wir vorsichtig gerechnet haben, sind wir zufrieden, auch wenn Umsatz ausblieb.“
Mittlerweile 465 Genossenschaftsmitglieder haben Geld eingebracht in das 1,2 Millionen-Euro-Projekt und sollen in einigen Jahren Dividende erhalten. An Zuschüssen von Land und Stadt Philippsburg hat man 250.000 Euro organisiert, 690.000 Euro stammen aus Darlehen.