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Platz kostet 100 Prozent mehr

Satte Preiserhöhung bringt Camper am Erlichsee in Oberhausen auf die Palme

Von den 100 Dauercampern am Erlichsee in Oberhausen sind einige richtig aufgebracht. Statt 980 Euro sollen sie künftig mindestens 1.680 Euro für ihren Platz zahlen. Jeder zusätzliche Nutzer kostet extra. Doch die Pächterin verteidigt die satte Steigerung.

Die Camperidylle ist getrübt – nicht nur wegen Corona: Die Pächterin Eva-Maria Feuerstein (links) sah sich wegen vieler Investitionen zur Preiserhöhung gezwungen, mittlerweile führt Jacqueline Trono (rechts) die Geschäfte am Oberhausener Erlichsee.
Die Camperidylle ist getrübt – nicht nur wegen Corona: Die Pächterin Eva-Maria Feuerstein (links) sah sich wegen vieler Investitionen zur Preiserhöhung gezwungen, mittlerweile führt Jacqueline Trono (rechts) die Geschäfte am Oberhausener Erlichsee. Foto: cz

Am Ende hat Michael G. in den sauren Apfel gebissen. Sein Dauercamper-Platz am Oberhausener Erlichsee ist es ihm wert. Für den muss er künftig mehr als das Doppelte bezahlen. Kostete der Stellplatz für seinen Campingwagen im vergangenen Jahr noch 980 Euro, so sind es für ihn, seine Frau und seinen erwachsenen Sohn jetzt 2.040 Euro. „Hätten wir den neuen Vertrag nicht unterschrieben, hätten wir den Platz abräumen müssen“, so G., der seinen richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte.

Die satte Preiserhöhung am schönen Erlichsee hat in den vergangenen Monaten hohe Wellen geschlagen. Die hat auch Bürgermeister Martin Büchner gespürt, ebenso wie die Betreiberin Eva-Maria Feuerstein, die für die Erhöhung verantwortlich ist. „Mit dem alten Preis war der Platz – immerhin 25.000 Quadratmeter – nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben“, erklärt sie. „Wir haben extrem viel erneuert. Allein der Pflegeschnitt der Bäume verschlingt Unsummen.“

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Zwei Dauercamper haben ihre Zelte abgebrochen

Investitionen in Duschen, in die Wege und vieles mehr hätten die Erhöhung notwendig gemacht. „Diese Investitionen sieht man vielleicht nicht immer“, verteidigt Feuerstein ihr Vorgehen. Demnächst stehe etwa die Erneuerung der Tipis an und die Wegbeleuchtung. Und: Die Anzahl der Stellplätze ist begrenzt. Den Platz durch Erweiterung rentabler zu machen, das geht nicht.

„Klar, es wäre vielleicht eleganter gewesen, jedes Jahr um 100 Euro aufzuschlagen“, räumt Feuerstein beim Rundgang über das Gelände ein. „Dann wären wir jetzt aber noch teurer.“ Am Ende hätten nur zwei von gut 100 Dauercamper ihre Zelte abgebrochen. Die Wartelisten auf einen Dauercampingplatz sind lang, schon vor Corona und nicht nur in Oberhausen-Rheinhausen.

Grundpreis liegt künftig bei 1.680 Euro

„Wir waren vor den Kopf gestoßen“, erklärt der Oberhausener Camper G. in der Rückschau. Künftig ist im Grundpreis von 1.680 Euro nur eine Person inbegriffen. Seine Frau und ein Sohn über 18 müssten jeweils 180 Euro zusätzlich bezahlen. „Natürlich stößt das manchen jetzt auf. Anderseits gibt es aber auch genügend Menschen, die alleine hierher kommen.

Die haben die anderen früher eben mitfinanziert.“ Für Kurzzeit-Gäste gebe es außerdem billigere Tagestickets, rechtfertigt Feuerstein die neue Preisstruktur. Sie musste in den vergangenen Wochen viele Gespräche führen. „Wir haben aber auch viel Verständnis erfahren“, erzählt sie.

Camper wenden sich in ihrer Wut an den Bürgermeister

Und viele Gespräche musste auch Bürgermeister Martin Büchner führen: Bei ihm haben einige Camper ihren Unmut abgeladen. Der Gemeinde gehört der beschauliche Platz. Geworben wird mit 100 Dauerplätzen, reichlich Strand, riesige Wasserfläche, mit Campen im Tipi aber auch mit Stand-Up-Paddling oder Beach Soccer.

Die große Mehrheit der Dauercamper stammt aus der nahen Umgebung, direkt aus Oberhausen etwa oder aus Waghäusel. Die Gemeinde hat den Campingplatz verpachtet, nachdem sie ihn einige Jahre selbst geführt hatte, aber das Defizit nicht mehr tragen wollte.

Büchner hält die Vorgehensweise der Pächterin für „unglücklich“. „Das hätte man besser machen können.“ Andererseits habe der jeweilige Pächter freie Hand, kann seine Preise frei festlegen, sodass es wirtschaftlich ist.

Wir kriegen hier keine Rückendeckung.
Pächterin Eva-Maria Feuerstein

Von der Gemeinde fühlt sich Feuerstein jedenfalls nicht ausreichend unterstützt. Sie hoffte darauf, dass sich die Gemeinde bei größeren Investitionen beteiligt. „Wir kriegen hier keine Rückendeckung“, so Feuerstein.

Das weist Büchner von sich. „Wenn der Pächter etwas für die Infrastruktur braucht, können wir ihn unterstützen.“ Da würde sich der Gemeinderat sicher nicht querstellen. Das gelte allerdings nicht für die Attraktionen. Feuerstein zeigt auf den neuen Weg Richtung See: Der wurde so ausgebaut, dass auch Rettungsfahrzeuge darauf fahren können. „Aber das kostet natürlich alles Geld. „Auch der Sand im Beachvolleyball-Feld oder die neue Wasserpumpe.“

Andere Campingplätze sind günstiger

Michael G. jedenfalls findet die satte Erhöhung einfach nur „unverschämt“. „Überall außenrum“ sei es billiger. Am Freyersee in Philippsburg kostet die Jahresmiete 960 Euro. Am Hardtsee in Weiher geht es schon ab 807 Euro los.

„Das ist nicht vergleichbar“, sagt allerdings Bürgermeister Büchner. „Wir haben uns in Oberhausen-Rheinhausen entschieden, dass der Platz nicht erweitert wird. Damit auch noch Platz für die Spaziergänger bleibt und für die Natur. Hier hat man eine riesen Fläche für sich, mit viel Ruhe. Das hat eben seinen Preis.“

Überraschende Wende

„Ich würde es nicht anders machen“, erklärt Feuerstein zum Schluss. Und das obwohl sie viele „Prügel“ hat einstecken müssen. „Nur so kann man den Platz wirtschaftlich betreiben.“

Das freilich ist für die Oberhausenerin mittlerweile gar nicht mehr notwendig. Nachdem alle Gespräche geführt, alle neuen Verträge unter Dach und Fach waren, kam die überraschende Wende. „Ich habe den Platz aus persönlichen Gründen abgeben müssen“, erklärt Feuerstein. Mit der Preiserhöhung hat das nichts zu tun. Seit einigen Tagen versucht nun ihre Nachfolgerin Jacqueline Trono mit ihrer Familie ihr Glück am Erlichsee.

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