Es ist eine kleine Zeitreise, die die Bruchsaler zum Abschluss des 300. Geburtstags ihres Schlosses am Samstagabend machen. Innerhalb von 15 Minuten reisen sie durch drei Jahrhunderte, quasi mit Lichtgeschwindigkeit. Denn durch die Geschichte des Schlosses führt eine große Projektion auf die prächtige Barockfassade.
Das Wetter freilich ist am Samstag nicht das Beste. Pünktlich zum Start um 19.30 Uhr hat es jedoch aufgehört zu regnen, auch wenn die Geräusche der Autos auf der Bundesstraße 3 noch von vergangenen Schauern künden.
Die versammelten Besucher stört das wenig. In mehreren Reihen stehen sie auf dem Schlossplatz, den Blick zur Fassade gerichtet. Einige steigen auch auf die dortigen Bänke, um besser sehen zu können. Gezückte Handys mit hellen Bildschirmen leuchten in der Dunkelheit, während die Projektion auf das Schloss startet.
Bilder von Bomben und Wiederaufbau in Bruchsal wechseln sich ab
Untermalt von teils mystischer Musik ziehen Bilder der prächtigen Innenausstattung des Bruchsaler Schlosses und historischer Schlossbewohner über die Fassade. Barocker Glanz wechselt sich mit weißer Schrift auf schwarzen Grund ab.
Wenig später entführt der Film in die Zeit des Nationalsozialismus: Zu bedrohlichen Tönen fallen Bomben auf die Stadt hinunter, Bilder der Zerstörung flackern über die Fassade.
Doch auf Schatten folgt Licht, auf Trümmer der Wiederaufbau. Die Präsentation endet mit Impressionen des Schlosses in Bruchsal, zeigt die schönen Momente bei Live-Konzerten oder begeisterte Besucher im Schloss.
In der vordersten Reihe stehen Ulli Dörflinger und sein Vater Rolf. Die erste Runde - die Präsentation wird an diesem Abend insgesamt sechsmal wiederholt - haben sie bereits verfolgt. In der zweiten Runde wolle er Fotos aufnehmen, verrät Ulli Dörflinger und baut ein Stativ auf.
Das ist halt Heimat.Ulli Dörflinger, Bruchsaler
Die große Überraschung sei für ihn als Geschichtsinteressierten nicht dabei gewesen, verrät er, nichtsdestotrotz sei die Projektion „sehr bewegend“ gewesen. Immerhin gehe es um das Bruchsaler Schloss. „Das ist halt Heimat.“
Vergleich mit Karlsruhe: Hat Bruchsal die schöneren Schlosslichtspiele?
Weiter hinten haben Regina Weller und ihre Familie die erste Runde verpasst und warten gespannt auf die zweite. Die Mutter zweier Kinder findet die Präsentation eine tolle Sache. „Bruchsal kann so etwas auch“, sagt sie mit einem Verweis auf die Karlsruher Schlosslichtspiele.
Ganz vergleichen lassen sich die beiden Veranstaltungen dennoch nicht: Essens- oder Getränkestände sucht man vor dem Bruchsaler Schloss vergeblich. Weller stört das nicht.
Bruchsal kann so etwas auch.Regina Weller, Bruchsalerin
Es sei wichtig, sich mit der Geschichte der Heimatstadt zu beschäftigen, findet sie. Auch ihre zehnjährige Tochter Wanda freut sich schon. Vom leichten Regen, der während der zweiten Vorführung wieder einsetzt, lässt sich die Familie nicht schrecken.
Nicht jeder war für den Wiederaufbau des Bruchsaler Schlosses
Überhaupt zeigen die Besucher an diesem Abend trotz der Witterung Durchhaltevermögen. In den hinteren Reihen werden Schirme aufgespannt, in der vorderen ziehen sich die Zuschauer die Kapuzen über die Köpfe.
Britta Brandstäter und ihre Bekannte stehen im Hintergrund unter einem Regenschirm. Sie haben sich die Projektion bereits einmal gesehen und warten jetzt auf die nächste Runde. Die Schrift sei manchmal schwer erkennbar, begründet Brandstäter die Wiederholung.
Sie erinnert sich, wie sie früher auf dem Weg zur Schule am Bruchsaler Schloss vorbeilief. Damals sei es noch durch den Krieg zerstört gewesen. „Meiner Meinung nach hätte man es nicht wieder aufbauen müssen“, sagt die Bruchsalerin.
Den Schlossgeburtstag hat sie aktiv miterlebt, auch mehrere Veranstaltungen besucht. Ein bisschen sei das Jubiläum zu groß geplant gewesen, findet sie, aber trotzdem eine tolle Sache. Wie auch die Zeitreise per Lichtgeschwindigkeit auf der Schlossfassade.