Skip to main content

Kurzer Austausch ersetzt traditionelles Grillen

Treffen für Obdachlose in Bruchsal findet dieses Jahr anders statt

Das traditionelle Grillen für Obdachlose in Bruchsal findet in diesem Jahr ohne Grillen statt. Um die Ansteckungsgefahr zu verringern, wurden viele Geschenke ausgefahren. Am Unterstand am Bannweideweg sollen wenigstens ein paar Worte ausgetauscht werden. Weihnachten kann für Obdachlose sehr emotional sein.

Unterstand Bannweideweg für Obdachlose
Verwaister Treffpunkt: Über den Sommer hat sich der Unterstand am Bannweideweg in Bruchsal zum beliebten Treffpunkt entwickelt. Im Lockdown sind die Obdachlosen abgetaucht. Weihnachten sollen dort Päckchen ausgegeben werden. Foto: Heike Schaub

Unterwegs auf der Straße ist derzeit niemand: Zu kalt. Auch der erste Lockdown hat seine Spuren hinterlassen. Für Obdachlose oder Menschen, die in einer Notunterkunft leben, wurde im Frühjahr ein Treffen auf der Straße richtig teuer. Das tut weh, wenn man ohnehin nicht viel im Geldbeutel hat.

Mit dem zweiten Lockdown haben sich die Betroffenen in ihre Unterkünfte zurückgezogen - und die sind proppenvoll. Zusätzliche Zimmer müssen nach BNN-Informationen angemietet werden. In der Vergangenheit haben sich die Menschen in der Situation auf das Obdachlosen-Grillen gefreut. Das hat Rolf Rosenstihl über 20 Jahre lang organisiert. 2019 gab es Würstchen und Gespräche erstmals auch am neuen Unterstand am Bannweideweg. Das ist dieses Jahr ein bisschen anders.

330 Mitglieder zeigen Herz für Obdachlose

Manu Peters organisiert die Aktion unter dem Motto „Bruchsal zeigt Herz für Obdachlose 2.0“. Auf Facebook hat die Seite 330 Mitglieder. Peters, die auch schon zum Helferkreis des mittlerweile 80-jährigen Rolf Rosenstihl gehörte, hat seit November Mitstreiter rekrutiert, Wunschlisten veröffentlicht und dabei immer die zunehmenden Beschränkungen durch die Corona-Pandemie im Auge gehabt. Nach dem A-, wurde der B- und schließlich der C-Plan entwickelt. Immer in Abstimmung mit dem Ordnungsamt und einem Blick auf das regionale Infektionsgeschehen.

Vom Igluzelt bis zum Hundepullover

Am Wochenende wurden deshalb 180 Geschenke und Lebensmittelpakete an die bekannten Adressen ausgefahren, wie sie im BNN-Gespräch erzählt. So sollen die Kontakte möglichst beschränkt werden und sich keiner anstecken.

Auf der Wunschliste stand ein Igluzelt in grün oder braun genauso wie Elektrorasierer, warme Schuhe und Jacken wie ein Trolley zum Einkaufen oder eine „Hundepullover“ für einen Rüden. Über Foodsharing Bruchsal wurden Lebensmittel organisiert, Spender brachten haltbare Lebensmittel vorbei.

Für alle, die man auf diesem Weg nicht erreichen konnte, wird es eine Ausgabe am Bürgergarten im Bannweideweg geben: Nach Rücksprache mit dem Ordnungsamt findet die Ausgabe am Mittwoch, 23. Dezember, von 15 bis 16 Uhr und an Heilig Abend von 11 bis 12 Uhr statt - mit Abstandsregeln und Mundschutz. Die Stadt Bruchsal verteilt Päckchen mit Hygieneartikeln oder dm-Gutschein-Aktion. „Wenigstens ein paar Worte wollen wir austauschen“, sagt Manu Peters.

Weihnachten kann Stimmung schnell kippen

Das wird wahrscheinlich auch nötig sein. Die Streetworker wissen aus Erfahrung, dass gerade bei Obdachlosen, die Kinder haben, sie aber nicht sehen können oder dürfen, keine echte Weihnachtsstimmung aufkommt. Das Gespräch innerhalb der Gruppe oder vertrauten Menschen ist deshalb wichtig, um emotional nicht abzustürzen.

Anlaufstation kann der Unterstand sein, der über die Sommermonate gut besucht war Dort hängen mittlerweile Wohnungsangebote aus, denn in den Unterkünften gibt es kein Telefon oder Internet. Für ein Handy hätten viele Obdachlose kein Geld. Soziale Kontakte über Facebook oder WhatsApp können nicht gepflegt werden. Da bleibt eigentlich nur die Straße.

nach oben Zurück zum Seitenanfang