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Asphaltstrecke ohne Autos

Am Wochenende auf der alten B36 bei Waghäusel: Paradies für Radler und Inlineskater

Was dem Berliner das Tempelhofer Feld, ist dem Waghäuseler die alte B36. Auf der autofreien Strecke tummeln sich ganz entspannt Radfahrer, Inlineskater und Fußgänger.

Vier Pfoten und zwei Räder: Matthias Hering ist auf dem Fahrrad unterwegs, Hündin Cäthe rennt nebendran.
Vier Pfoten und zwei Räder: Matthias Hering ist auf dem Fahrrad unterwegs, Hündin Cäthe rennt nebendran. Foto: René Ronge

Karl-Heinz Heger kennt hier jeden Grashalm, wie er sagt. Der 77-Jährige aus St. Leon radelt jedes Jahr tausende Kilometer durch die Region.

Nach einer Hüftoperation musste er zuletzt pausieren, an diesem Samstag macht er bei herrlichem Frühlingswetter seine zweite Tour. Dafür fährt er mit seiner Frau auch ein Stück entlang des Bachs in Richtung der alten B36.

„Ich bin eigentlich jeden Tag in der Gegend unterwegs“, erzählt er. Heger steht neben dem Kriegbach, erzählt von dessen historischer Funktion zum Flößen von Brennholz und dem heutigen Zweck zur Hochwasserentlastung.

Karl-Heinz Heger und seine Frau stehen bei ihren Fahrrädern auf einer beliebten Radstrecke beim Kriegbach.
Kennen sich aus: Karl-Heinz Heger und seine Frau sind auf der beliebten Strecke beim Kriegbach unterwegs. Foto: René Ronge

„Viel los hier heute“, meint Heger noch, ehe er mit seiner Frau weiter Richtung Rhein radelt.

Vom Tandem bis zum Rollstuhl

In der Tat: Hier tummeln sich an diesem Samstag hunderte Menschen auf Rennrädern, Tandems und Inlineskates. Spaziergänger sind ebenso unterwegs wie Wanderer, Walker und Jogger. Einige Rollstuhlfahrer genießen, wie gut die Räder auf dem alten Asphalt noch rollen.

Von Neulußheim entlang der Felder, dann unter der Bahnlinie durch, geht es auf dem rund anderthalb Kilometer lang schnurgeraden Abschnitt Richtung Waghäusel. Die alte Bundesstraße trifft erst nach einem weiten Bogen um das bemerkenswert vogelreiche Naturschutzgebiet Wagbachniederung wieder auf eine von Autos befahrene Strecke, kurz bevor es zur Wallfahrtskirche und Eremitage weitergeht.

Mutter und Sohn auf Inlineskates unterwegs

Das genießen auch Nadine Ultes (44) und ihr Sohn Tom (9). Beide sind auf Inlineskates unterwegs. Zum Üben eignet sich die asphaltierte autofreie Strecke bestens, Tom wird immer besser. Hier, auf der alten B36, war sie in ihrer Teenager-Zeit schon selbst unterwegs, erzählt die Mutter. Auch damals auf Inlinern.

Nadine Ultes und ihr Sohn Tom auf Inlineskates auf der alten B36.
Auf Inlineskates unterwegs: Nadine Ultes und ihr Sohn Tom nutzen die Freiheit auf der alten B36. Hier fuhr schon die Mutter in ihrer Teenagerzeit. Foto: René Ronge

Wie sie damals fast im Bach gelandet wäre, scheint eine beliebte Anekdote in der Familie zu sein. Tom kann sie jedenfalls erzählen, und Nadine Ultes schmunzelt. Die beiden sind ein gutes Stück Richtung Waghäusel gefahren, jetzt geht es zurück nach Neulußheim.

Der weiße Rest einer alten Fahrbahnmarkierung auf der alteb B36.
Ein Rest Mittelstreifen: An wenigen Stellen zeigt die alte B36 noch deutlich, was sie mal war. Hier ist dagegen nur ein Überbleibsel der ehemaligen Fahrbahnmarkierung zu erahnen. Und oft fehlt jede Spur der einstigen weißen Linien. Foto: René Ronge

Im grauen Asphalt sind hier und da noch die alten weißen Fahrbahnmarkierungen sichtbar. Sonst könnte man fast glauben, die Strecke wäre gezielt als Eldorado für Inlineskater und Radler angelegt worden.

Nebendran von der ehemals neuen B36, inzwischen herabgestuft zur Landesstraße, dringen die Geräusche der schnelleren Autos. Auf der Bahnstrecke rauscht gelegentlich ein Zug vorbei. Doch je weiter es Richtung Waghäusel geht, desto ruhiger wird es. Man hört die Vögel zwitschern und, das muss mit dem warmen Nachmittag zu tun haben, kräftig die Grillen zirpen.

Viele Menschen haben die Jacken inzwischen ausgezogen. 19 Grad zeigt die Wetter-App am Nachmittag als Temperatur im Schatten. Und hier scheint die Sonne. Am Sonntag soll es noch deutlich wärmer werden.

Entspanntes Nebeneinander von Radlern und Spaziergängern

Ein paar Spaziergänger unterhalten sich, stehen in der kleinen Gruppe zusammen. Ein Pfiff unterbricht das Gespräch. Einige Rennradfahrer machen so auf sich aufmerksam. Und bedanken sich freundlich fürs Platzmachen. So entspannt ist die Stimmung hier.

Vier Pfoten und zwei Räder: Matthias Hering ist auf dem Fahrrad unterwegs, Hündin Cäthe rennt nebendran.
Vier Pfoten und zwei Räder: Matthias Hering ist auf dem Fahrrad unterwegs, Hündin Cäthe rennt nebendran. Foto: René Ronge

Etwas langsamer kommt Matthias Hering aus Reilingen daher. Das hat seinen Grund. Er führt eine Hündin Gassi, hat also eine Hand am Lenker und die andere an der Leine. Hunde sollen hier nicht frei laufen. Cäthe (6) sei eine Zuchthündin, erzählt er. Es ist die Tochter seines eigenen ehemaligen Rüden Fisco.

Gassi fahren auf der alten B36: Das macht er für einen Freund, der an der Strecke wohnt. „Ab und zu fahre ich mit ihr raus“, erzählt er. Und macht das ganz routiniert, obwohl Cäthe auch mal aus der Richtung zieht.

Schließlich war Matthias Hering auch schon mit seinem Fisco an der Leine auf dem Rad unterwegs. Fiscos Tochter, mit einem Spielzeug im Maul, genießt den Auslauf sichtlich. Ganz wie die Menschen, die hier die große Bewegungsfreiheit auf dem Asphalt ohne Autos zu schätzen wissen.

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