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Merkwürdige Geschehnisse

Sagen und Brauchtum: Tiere in Wiesental reden an Weihnachten in der Sprache der Menschen

Weihnachten ist die Zeit der Wunder. Und an diese glaubte man in ländlichen Gegenden früher noch besonders. So sollen auch in Wiesental seltsame und wundersame Dinge in der Nacht Christi Geburt geschehen sein.

Doch die Hauptquelle für Wiesentaler Weihnachtssagen stammt aus dem Jahr 1894. Damals wurde über die Kreisschulämter ein „Fragebogen zur Sammlung der Volksüberlieferungen“ an alle Schulorte im Großherzogtum Baden versandt. Für Wiesental antwortete Lehrer Friedrich Thoma, der jedoch aus Oberhausen stammte. Seine handschriftlichen Aufzeichnungen sind jetzt aufgetaucht.
Die Hauptquelle für Wiesentaler Weihnachtssagen stammt aus dem Jahr 1894. Für Wiesental antwortete Lehrer Friedrich Thoma, der jedoch aus Oberhausen stammte. Foto: Repro Werner Schmidhuber

Vor allem in ländlichen Gegenden sollen in der Weihnachtszeit merkwürdige Dinge geschehen sein. Wiesental kennt eine Reihe von Weihnachtsbräuchen und -erzählungen.

Wie überall wird der Tannenbaum aufgestellt, eine Krippe aufgebaut, erst kommt der Nikolaus, dann das Christkind zu Besuch und an Heiligabend ist Bescherung. Weniger bekannt sind die alten Sagen und Überlieferungen der Vorfahren. Vor 100 oder sogar 200 Jahren erzählten sich die Menschen diese mündlich und gaben sie so von Generation zu Generation weiter. Die Geschichten, die die Kinder von den Eltern und Großeltern gehört hatten, erzählten noch vor 40 Jahren viele Ältere.

Doch die Hauptquelle für die Wiesentaler Weihnachtssagen stammt aus dem Jahr 1894. Damals wurde über die Kreisschulämter ein „Fragebogen zur Sammlung der Volksüberlieferungen“ an alle Schulorte im Großherzogtum Baden versandt. Für Wiesental antwortete Lehrer Friedrich Thoma, der auch Gründer des Sängerbunds und Kirchenchors war. Seine handschriftlichen Aufzeichnungen sind jetzt wieder aufgetaucht.

Wiesental: Tierstall darf in der Nacht nicht betreten werden

In diesen stellt man fest: In Wiesental gibt es etliche Weihnachtssagen. Viele seltsame und wundersame Dinge sollen in der Nacht Christi Geburt geschehen sein. So wandelte sich das Wasser in den Krügen zu Wein, der Christtau genannt wurde. Bäume und Sträucher fingen an zu blühen und Früchte zu tragen. Nur mit leiser Stimme erzählten sich die Menschen, dass sich die Tiere in der Heiligen Nacht im Haus und Stall miteinander unterhielten. Diese redeten dann in der Sprache der Menschen – etwa darüber, wie sie das Jahr über behandelt worden waren. Der Viehstall durfte deshalb insbesondere um Mitternacht nicht betreten werden.

In Wiesental waren die Menschen vor über 130 Jahren davon überzeugt, dass diese mystischen Dinge wirklich geschehen sind. Einmal soll sich ein Bauer sogar vor die Stalltür geschlichen haben, um zu lauschen, berichtet Lehrer Thoma. Die Pferde im Stall sollen gesagt haben: „Wir werden übermorgen unseren Herrn zum Kirchhof ziehen.“ Tatsächlich sei der Mann genau zu dem vorhergesagten Zeitpunkt gestorben.

Aber nicht nur die sprechenden Tiere haben eine eigene Geschichte, auch die Verwandlung von Wasser zu Wein. Einmal soll ein Mann einem kranken Kind Wasser geholt haben. Als er es ihm geben wollte, hätte dieses ausgerufen: „Ich will keinen Wein, sondern Wasser!“ Damit die Tiere gesund und von Krankheiten verschont blieben, gab es an Weihnachten den Brauch, in der Christnacht ein Bündel Heu ins Freie zu legen. Dieses sollte zeigte, dass hier eine offene Herberge für Herbergssuchende war.

Gruselige Weihnachtsgeschichten zählen auch zu den Sagen. So an Heiligabend ein Mann ohne Kopf im Wald umhergelaufen sein und unüberhörbar an jeden Baum geklopft haben. Nach Weihnachten könne sich jeder an einem bestimmten Tag um 12 Uhr beim Teufel „einschreiben“. Auch darüber berichtete Thoma.

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