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Tiefe Abgründe der Bäderstadt

Autoren-Duo veröffentlicht „dunkle Geschichten“ aus Baden-Baden

Folterturm, spektakulärer Mord und Aufregung um Kaiserin Sisi: Ein Autoren-Duo hat „Dunkle Geschichten aus Baden-Baden“ recherchiert. Jetzt liegt das Werk mit 18 Beispielen druckfrisch als Buch vor.

Josua Straß mit zwei Exemplaren des Bandes „Dunkle Geschichten aus Baden-Baden“.
Josua Straß mit zwei Exemplaren des Bandes „Dunkle Geschichten aus Baden-Baden“. Foto: Bernd Kamleitner

In Baden-Baden stehen immer wieder Stars und Sternchen im Rampenlicht. Glanz und Glamour prägen daher das Image der Bäderstadt. Ein Autoren-Duo leuchtet nun in mehr oder weniger tiefe Abgründe der Kommune. Das 80-seitige Büchlein trägt den Titel „Dunkle Geschichten aus Baden-Baden“.

Es geht unter anderem um einen Turm, der einst Folterkammer war, um einen spektakulären Mord an einer Witwe und um eine kuriose Wette um ein Fass Bier. Zwei Männer badeten in einer Nacht in mehreren Baden-Badener Brunnen nackt – und das im Monat März. Auch die Polizei konnte die zwei Nackedeis und ihren Fahrer nicht stoppen. Wette gewonnen!

Wahre Horrorgeschichten, die einem einen eiskalten Schauer über den Rücken laufen lassen, haben die Autoren nicht ausgegraben. Zum Glück werden diejenigen sagen, die sich schon um das Image der Touristenstadt sorgten. Der Begriff „dunkle Geschichten“ ist für das Buch weit gefasst worden.

Der Untertitel lässt den Autoren Spielraum

So geht es etwa auch um schwarze Scheiben, gemeint sind Schallplatten. Oder um eine Nachtwanderung des Komponisten Johannes Brahms mit der Pianistin Clara Schumann. Der Untertitel für die 18 Beiträge scheint daher mit Bedacht gewählt worden zu sein: „schön und schaurig“. Das lässt den Autoren Spielraum.

Jeder, dem ich die Geschichte erzählt habe, sagte: Das ist unfassbar!
Josua Straß , Autor

Manche Story wirkt allerdings durchaus bedrückend. Zum Beispiel die Erinnerung an eine Explosion im damaligen Schlachthof. Der schreckliche Unfall forderte am 9. September 1973 in Baden-Baden 13 Menschenleben.

Auf „Glücksmomente“ folgen „dunkle Geschichten“

Josua Straß ist einer der Autoren der „dunklen Geschichten“. Gut ein Jahr ist seit der Veröffentlichung seines Buches über Glücksmomente in seiner Heimatstadt vergangenen. Jetzt taucht der engagierte Buchhändler in eine andere Welt ein. Der Wandel kommt nicht zufällig.

Der Wartberg Verlag beleuchtet mit jeweils einer Reihe nicht nur die schönen, sondern auch die dunklen Seiten von Städten. Als Autor wurde erneut der eng vernetzte Baden-Badener Buchhändler angefragt.

Co-Autorin ist auch Baden-Baden-Kennerin

Christiane Krause-Dimmock arbeitet als freie Journalistin Baden-Baden auch für die Lokalredakion der Badischen Neuesten Nachrichten und des Badischen Tagblatts.
Kennt die Bäderstadt gut: Christiane Krause-Dimmock. Foto: Christiane Krause-Dimmock

Dass Straß beim Buchprojekt über „dunkle Geschichten“ trotz knapp bemessener Freizeit mitmachte, liegt an der Bereitschaft zur Mitarbeit der von ihm auserkorenen Co-Autorin: Christiane Krause-Dimmock.

Die freie Journalistin ist seit zwei Jahrzehnten auch für die Badischen Neuesten Nachrichten als Reporterin unterwegs. Sie kann ebenfalls für sich in Anspruch nehmen, die Bäderstadt gut zu kennen.

Beide hatten schnell erste Ideen für Themen des Buches und erstellten ein Konzept.

Manche Episode schlummerte dabei bereits in der Schublade der Journalistin, auf andere war Straß etwa im Gespräch mit Kunden schon im Zusammenhang mit seinen „Glücksmomenten“ aufmerksam geworden. Sie hatten aber vom Thema her nicht in diesen Band gepasst, betont Straß.

Für das jetzt veröffentlichte Buch führte das Duo zudem viele Gespräche und recherchierte in Archiven. „Wir können guten Gewissens sagen, dass die Beiträge eine seriöse Grundstruktur haben“, sagt Straß zum Ergebnis. Das kann sich sehen lassen.

Ferdinand Porsche saß in Baden-Baden im Gefängnis

Wer weiß schon, dass einst Ferdinand Porsche im Baden-Badener Gefängnis einsaß? Eine andere „dunkle Geschichte“ handelt von Kaiserin Elisabeth von Österreich (1837–1898), besser bekannt als Sisi.

Bei einem Aufenthalt in der Kurstadt wurde auf den prominenten Gast, so der erste Anschein, ein Attentat verübt. Der Vorgang ging glimpflich aus: Er entpuppte sich als Lausbuben-Streich.

Unfassbare Geschichte

Ein fast 100 Jahre zurückliegender Skandal am Theater wäre zudem beinahe unberücksichtigt geblieben. Die Arbeit für das Buch war eigentlich schon abgeschlossen, als Straß auf die Story aufmerksam wurde. „Jeder, dem ich die Geschichte erzählt habe, sagte: Das ist unfassbar!“

Die Episode fand noch Berücksichtigung, weil nach dem Umbruch noch freie Seiten zu füllen waren. So wird die Erinnerung an die Aufführung des Stückes „Das Badener Lehrstück vom Einverständnis“ des Dramaturgen Bertolt Brecht im Rahmen aufgefrischt.

Nur so viel sei verraten: Unzählige Liter Theaterblut flossen in dem schaurigen Stück. Kein Geringerer als der als Komiker bekannte Schauspieler Theo Lingen pumpte als Clown rote Flüssigkeit mit einem Blasebalg aus seinem Kostüm. Buhrufe und Pfiffe sollen damals ertönt sein. Baden-Baden ist doch nicht nur Glanz und Glamour.

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