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Muss Neubau wirklich sein?

Baden-Badener Ärzteschaft diskutiert über Zentralklinikum – auch Mediziner beschäftigt Standortfrage

Bei einer Informations- und Diskussionsveranstaltung der Ärzteschaft Baden-Baden wurde auch über das Zentralklinikum diskutiert.

Der medizinische Geschäftsführer des Klinikum Mittlebadens Dr. med. Thomas Iber referiert über das Thema  „Zentralklinikum – Fluch oder Segen?“ 
„Fluch oder Segen?“: Der medizinische Geschäftsführer Thomas Iber referiert übers Zentralklinikum. Foto: Karl-Heinz Fischer

„Zentralklinikum – Fluch oder Segen?“ Eigentlich hatte es um diese Frage gehen sollen in einer Informations- und Diskussionsveranstaltung der Ärzteschaft Baden-Baden am Mittwochabend in der Euraka.

Nach einem Referat von Thomas Iber, in dem der ärztliche Geschäftsführer der Klinik die Notwendigkeit einer Bündelung der Standorte des Klinikums Mittelbaden und den Planungsstand darlegte, verengte sich die Diskussion aber schnell auf die Frage nach dem richtigen Standort.

Viele Ärzte sprachen sich da für einen Ausbau der Klinik in Balg aus. Ein Um- und Ausbau sei auch aus Gründen der Nachhaltigkeit einem Neubau vorzuziehen, hieß es. Dem hielt Iber entgegen, dass ein Umbau auch immer zu Kompromissen im strukturellen Bereich zwinge.

Ist Zusammenlegung der Krankenhäuser des Klinikums Mittelbaden sinnvoll?

Unabhängig von der Standortfrage aber kommt mit dem geplanten Zentralklinikum eine erhebliche Veränderung der Struktur ihrer Arbeit auf die Ärzte in der Region zu, befindet Christine Daul, die neue Vorsitzende der Ärzteschaft Baden-Baden.

In der gut besuchten Veranstaltung wollte sie nicht nur die Frage klären, ob eine Zusammenlegung der Krankenhäuser des Klinikums Mittelbaden an einen zentralen Standort sinnvoll ist.

Es sollte auch darum gehen, ob zusätzliche medizinische Angebote im neuen Zentralstandort geplant sind, was dies für die medizinische Versorgung und den Baden-Badener „Medizin-Tourismus“ bedeutet und es sollte die Frage geklärt werden, welche Auswirkungen die Krankenhausreform auf die Planungen des Stadtkreises Baden-Baden und des Landkreises Rastatt hat, die von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in Grundzügen konzipiert, im Detail aber noch nicht ganz geklärt ist.

Weniger Krankenhäuser sind gut für die Gesundheit.
Thomas Iber, medizinischer Geschäftsführer am Klinikum Mittelbaden

Gerade diese angekündigte Krankenhausreform aber, die grundsätzlich von den meisten Ärzten begrüßt wurde, mache noch einmal mehr deutlich, dass an einer zentralen Klinik an einem Standort kein Weg vorbeiführt. „Weniger Krankenhäuser sind gut für die Gesundheit“, verkündet Iber und zählt zur Begründung vier „Megatrends“ in der Entwicklung der medizinischen Versorgung auf.

Der erste Trend sei die zunehmende Spezialisierung der Medizin, die zwangsläufig auch zu einer Zentralisierung führe. Der Zweite sei das Qualitätsmanagement, das eine kritische Mindestmasse an Fällen erfordere, der Dritte die Zunahme der ambulanten Eingriffe und die kürzere Verweildauer in Krankenhäusern.

Der vierte Megatrend ist laut Iber schließlich die Personalnot. Dazu brachte er ein markantes Beispiel: „Wenn wir alle CT- und Röntgengeräte des Klinikums Mittelbaden auf eine Standort konzentrieren, gibt es in diesem Bereich keine Personalnot.“ Das sei in anderen Bereichen ähnlich, so aber fehlten Fachkräfte an allen Ecken und Enden.

Ärzte stellen Standort „Am Münchfeldsee“ in Rastatt in Frage

Die Notwendigkeit einer Zentralklinik für Mittelbaden wurde von den anwesenden Ärzten kaum infrage gestellt, dafür aber umso heftiger der von den kommunalpolitischen Gremien in Baden-Baden und Rastatt bereits beschlossene Standort „Am Münchfeldsee“ in Rastatt.

Der allerdings steht inzwischen wegen eines Bürgerentscheids in Rastatt auf der Kippe. „Wenn die Rastatter Bürger den Standort ablehnen, fangen wir wieder bei Null an“, erklärte dazu Bürgermeister Roland Kaiser (Grüne). Iber verwies darauf, dass dies nicht nur zu Zeitverlust führe, sondern das Ganze auch erheblich weiter verteuere.

Auch von den Ärzten wurden viele Argumente gegen den Standort „Am Münchfeldsee“ in Rastatt vorgebracht, vor allem gegen die dafür erforderliche Verkehrsanbindung über eine sogenannte „Querspange“, die aus Umweltgründen möglicherweise nicht genehmigt werde.

Die Ärzteschaft Baden-Baden diskutiert über mögliche Standorte für das neue Zentralklinikum.
Viele plädieren für einen Ausbau in Balg: Die bei der Informationsveranstaltung anwesenden Ärzte sprechen sich größtenteils gegen den Standort „Am Münchfeldsee“ aus. Foto: Karl-Heinz Fischer

Noch mehr Ärzte machten sich dafür stark, die Stadtklinik in Balg auszubauen, statt auf der grünen Wiese eine neue Klinik zu bauen. Denn, darauf verwies Jan Augustin, das Krankenhaus in Balg sei seinerzeit als Zentralklinikum gebaut worden und habe diese Funktion nur verloren, weil mit dem Zusammenschluss der Krankenhäuser der Region zum Klinikum Mittelbaden viele für eine Zentralklinik unerlässliche Funktionen an andere Standorte verlegt und die Räumlichkeiten in Balg anderweitig verwendet worden seien.

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