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Noch keine Entwarnung

Wie Baden-Baden beim Gasverbrauch bislang durch den Winter kommt

Die Bürger in Baden-Baden nehmen die Appelle zum Energiesparen ernst. Doch ist der Verbrauch in den vergangenen Monaten gesunken?

Ein kugelförmiger Gasbehälter steht auf einer Wiese.
Nur für kurzfristige Engpässe: Die Menge im Gasbehälter in Oos-West reicht aus, um Verbrauchsspitzen abzudecken. Foto: Bernhard Margull

Baden-Baden ist beim Gasverbrauch bislang vergleichsweise gut durch den Winter gekommen. Die Menge ist in den zurückliegenden Monaten jeweils um rund zehn Prozent gesunken. Helmut Oehler führt diesen Rückgang in erster Linie auf die zeitweise relativ milden Temperaturen im Oktober, Dezember und Januar zurück.

„Im Unterschied zu den Vorjahren hatten wir in diesen Monaten außergewöhnlich niedrige Verbrauchswerte“, sagte der Geschäftsführer der Stadtwerke Baden-Baden in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats.

Die Bürger haben tatsächlich Gas eingespart.
Helmut Oehler, Stadtwerke-Geschäftsführer

Aber auch unabhängig vom milden Winterwetter ist der Gasverbrauch gesunken. Oehler belegte dies mit einem Diagramm, in dessen Kurvenverlauf die Temperatureinflüsse herausgerechnet sind. „Wir tun dabei so, als ob im Jahresverlauf immer die gleiche Temperatur geherrscht hat“, sagt er. Diese Berechnung zeigt dem Stadtwerke-Chef zufolge: „Die Bürger haben tatsächlich Gas eingespart.“

Oehler ist aufgrund dieser Daten zuversichtlich, dass es in den verbleibenden Wintermonaten nicht zu einer Gasmangellage kommen wird. „Die Wahrscheinlichkeit dafür ist sehr, sehr gering“, sagte der Stadtwerke-Geschäftsführer. Die deutschen Erdgasspeicher seien für diese Jahreszeit nach wie vor sehr gut gefüllt.

Das Ziel der Bundesnetzagentur, die Füllmenge bis zum Ende der Heizperiode auf 40 bis 50 Prozent zu halten, sei durchaus realistisch. Dann stünden die Chancen gut, die Gasspeicher im kommenden Winter zu 100 Prozent zu füllen.

„Das Szenario ist nicht mehr ganz so düster, wie es noch im Oktober schien“, sagte Oberbürgermeister Dietmar Späth (parteilos). Längere Kälteperioden seien bisher ausgeblieben, davon habe die Stadt profitiert. Jeder warme Tag sei wichtig. Dennoch werde das Thema Energie Baden-Baden die kommenden Monate weiter beschäftigen.

Baden-Badens Oberbürgermeister ruft zu weiteren Sparanstrengungen auf

Der Rathauschef rief zu weiteren Sparanstrengungen auf. Auch Oehler möchte angesichts der vergleichsweise positiven Verbrauchszahlen noch keine Entwarnung geben: „Es wäre ein fatales Signal zu sagen, wir müssten jetzt nicht mehr sparen.“

Die Gefahr einer Gasmangellage ist nach Ansicht von Peter Riedinger noch keineswegs gebannt. Der Technische Leiter der Stadtwerke skizzierte den Stadträten ein mögliches Szenario, sollte es zu einem gravierenden Engpass oder gar Stillstand bei den Gaslieferungen kommen.

Riedinger zufolge benötigten die Stadtwerke im Januar zwischen 12.000 und 14.000 Kubikmeter Gas täglich. Bei einer extremen Kälte wie etwa im Jahr 2012 könne der Verbrauch auf bis zu 20.000 Kubikmeter pro Tag steigen.

Der Gasbehälter an der B3 neu im Industriegebiet Oos-West ist Riedinger zufolge nicht dafür ausgelegt, größere Engpässe zu überbrücken. Dieser diene lediglich dazu, kurzfristig auftretende Verbrauchsspitzen abzudecken. „Die Kugel wäre in wenigen Stunden leer“, sagte Riedinger.

Ruft die Bundesregierung die Notfallstufe aus, weil die Gas-Bezugsmenge geringer ist als der benötigte Bedarf, übernimmt Riedinger zufolge die Bundesnetzagentur die Regie bei der Verteilung. „Wir müssen dann rund 1.500 nicht geschützte Kunden vom Netz nehmen“, sagt er.

Geschützte Kunden sind beispielsweise Haushalte, grundlegende soziale Dienste und systemrelevante Institutionen. Die Stadtwerke würden die nicht geschützten Kunden mit einem zeitlichen Vorlauf von 24 Stunden über die bevorstehende Abschaltung informieren.

Wir wollen keine Angst verbreiten.
Peter Riedinger, Technischer Stadtwerke-Leiter

Nach einem Leerlauf des Gasnetzes würde es nach Riedingers Auskunft voraussichtlich mehrere Tage oder gar Wochen dauern, um die Leitungen wieder in Betrieb zu nehmen und die Kunden mit Energie zu versorgen.

„Wir wollen keine Angst verbreiten“, sagte der Technische Leiter der Stadtwerke. Er appellierte aber, die Situation der Gasversorgung trotz der aktuellen Entspannung weiter ernst zu nehmen.

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