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„Umsätze im Keller“

So hat eine Einzelhändlerin aus Baden-Baden das Corona-Jahr 2021 erlebt

Erst der Lockdown, dann ein Sommer voller Hoffnung – und ein herber Schlag im Spätherbst. Für Einzelhändlerin Monika Schulz aus Baden-Baden war 2021 ein Jahr voller Höhen und Tiefen. Am Ende bleibt das Zittern.

Monika Schulz steht in ihrem Modegeschäft
Durchwachsenes Jahr: Die Pandemie hat das Jahr 2021 für Einzelhändlerin Monika Schulz geprägt. Das Fazit am Jahresende fällt bescheiden aus. Foto: Marie Orphal

Das Jahr 2021 beginnt für Monika Schulz, wie 2020 geendet hat: voller Sorgen und Ungewissheit. Die Inzidenzen sind hoch, in ihrem Modegeschäft Blanc Du Nil in Baden-Baden bleiben die Türen zu. Schulz sitzt notgedrungen zu Hause und wartet. Einen Monat, zwei Monate, drei Monate.

Die Kosten für Ladenmiete, Strom und Heizung laufen währenddessen weiter. Nur Einnahmen gibt es keine. „Wir wussten nicht, ob wir je wieder öffnen können“, sagt die 66-Jährige, die das Geschäft in der Lichtentaler Straße zusammen mit ihrem Sohn betreibt.

Die Miete kann sie zwar stunden lassen: „Aber irgendwann müssen wir sie ja eh bezahlen.“

Auf der Homepage des Geschäfts hat die Rastatterin während des Lockdowns Fotos der Kleidungsstücke hochgeladen, die im Laden auf den Bügeln hängen. Ab und zu bestellt jemand etwas per E-Mail, Schulz verschickt die Ware per Post. Viel Geld kommt so nicht zusammen: „Das war ein Tropfen auf den heißen Stein.“

Nach dem Lockdown geht es für Baden-Badener Einzelhändlerin bergauf

Dann kommt der 7. März und mit ihm das Ende des Lockdowns. Den ganzen Tag lang steht die Händlerin im Geschäft, putzt, dekoriert. Die Plexiglasscheibe für den Tresen und das Desinfektionsmittel hat sie noch aus dem Vorjahr vorrätig. Einen Tag später strömen die ersten Kunden in den Laden. „Ab da ging es aufwärts.“

In den Sommermonaten ist der Laden stärker frequentiert. Aber die Umsätze reichen nicht, um die Einbußen des Lockdowns aufzufangen. Arabische und russische Gäste oder Touristen aus der Schweiz, in anderen Jahren zuverlässige und zahlungskräftige Kundschaft, bleiben wegen der Reisebeschränkungen aus.

Und das Welterbe-Prädikat spült zwar Touristen in die Stadt – jedoch meist Ausflügler mit vollen Rucksäcken, die nur zum Sightseeing aus dem Bus springen. Zum Shoppen bleibt keine Zeit.

Im Spätherbst dann der nächste Schlag: Die Inzidenzen schießen in die Höhe, die Regierung verschärft die Corona-Regeln. Bei Schulz beginnt das Zittern: Darf der Laden offen bleiben? Er darf – mit Einschränkungen. Für den Einzelhandel gilt zuerst 3G, dann 2G.

Einige Kunden in Baden-Baden reagieren verärgert auf Corona-Kontrollen

Für Schulz sind die Vorschriften eine Herausforderung. Kundschaft passt sie an der Eingangstür ab und kontrolliert den Impf- oder Genesenennachweis. Erst dann dürfen die Kunden das Geschäft betreten. Die meisten verhalten sich kooperativ und zücken unaufgefordert ihr Smartphone mit dem QR-Code.

Andere sind weniger verständnisvoll. Als Schulz eine Dame bittet, ihren Impfnachweis vorzulegen, stürmt die mit den Worten „So ein Quatsch“ wütend aus dem Laden.

Je höher die Inzidenzen, desto weniger Kunden verirren sich in ihr Geschäft. „Die Leute sind verunsichert“, sagt Schulz. Zwar seien an den Wochenenden viele Menschen auf der Straße. Lust zum Einkaufen habe aber kaum jemand.

Normalerweise läuft das Geschäft in den Wochen am Jahresende gut, die Menschen sind in vorweihnachtlicher Kauflust. Dieses Jahr ist es anders. Das Geschäft an den Adventssamstagen sei teilweise „katastrophal“ gewesen, sagt Schulz.

Es geht an die Substanz.
Monika Schulz, Einzelhändlerin

Am Jahresende sind die Umsätze im Keller – und die Angst vor einem erneuten Lockdown ist da. Um gewappnet zu sein, hat die Einzelhändlerin extra weniger Ware bestellt: „Aber wir können nachbestellen.“ Ob sie eine weitere Zwangsschließung überstehen würde? „Ich weiß es nicht“, sagt sie: „Es geht an die Substanz.“

Aber die 66-Jährige hat Hoffnung: „Ich wünsche mir, dass sich alle impfen lassen und die Politik klare Verhältnisse schafft.“ Bis dahin will sie alles dafür tun, dass im Blanc du Nil 2022 die Türen offen bleiben.

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