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Sonderschau im Stadtmuseum

„Feuer in der Stadt“: Zur Ausstellung in Baden-Baden ist ein Katalog erschienen

Es brennt – und alle müssen beim Löschen mithelfen. Früher war das so. Die Sonderausstellung „Feuer in der Stadt“ im Stadtmuseum Baden-Baden informiert über die Entwicklung des Löschwesens.

Aus dem Jahr 1899 ist diese Feuermelde-Empfangsanlage, die bei der Feuerwehr in Baden-Baden im Einsatz war. Das historische Teil ist in der Ausstellung „Feuer in der Stadt“ im Stadtmuseum zu sehen.
Aus dem Jahr 1899 ist diese Feuermelde-Empfangsanlage, die bei der Feuerwehr in Baden-Baden im Einsatz war. Foto: Bernd Kamleitner

Es brennt in Baden-Baden – und alle Einwohner sind zum Helfen verpflichtet. Bürgertöchter und Dienstmägde müssen zum Wassertragen an den Brandort eilen. Unverheiratete Bürgersöhne ab zwölf Jahre versammeln sich auf dem Marktplatz und warten auf Anweisungen.

Eine Gruppe von Bürgern muss zudem mit Leitern und Haken anrücken. An Hilfsmitteln zur Brandbekämpfung stehen Eimer, Wasserfässer, Leitern und Feuerhaken zur Verfügung, außerdem Werkzeuge von Maurern und Zimmerleuten.

Sie ahnen es: Brandbekämpfung auf diese Art muss schon einige Zeit zurückliegen. Es sind Jahrhunderte! Die geschilderten Vorgaben im Brandfall basieren auf der ältesten für Baden-Baden erhaltenen Feuerordnung aus dem 16. Jahrhundert.

Das um das Jahr 1528 dazu angelegte Statuten-Buch der Stadt ist im Stadtarchiv erhalten geblieben. Derzeit ist es in der Ausstellung „Feuer in der Stadt“ im Stadtmuseum mit über 200 weiteren Exponaten und Fotos zur Geschichte der Brandbekämpfung zu sehen.

Mit weiteren Ergänzungen galten die Statuen über die Aufgaben beim Löschen bis ins Jahr 1806. Eine örtliche Besonderheit war die Tatsache, dass alle Bäder und Badeherbergen in der Stadt unverschlossen sein sollten, um die Beschaffung von Löschwasser zu erleichtern. Mittlerweile gibt es die Baden-Badener Ausstellung quasi zum Mitnehmen und zum Vertiefen für daheim: als Katalog.

Eine Frau zeigt den Katalog, der zur Sonderausstellung „Feuer in der Stadt“ im Stadtmuseum Baden-Baden erschienen ist.
Spannende Lektüre: Zur Sonderausstellung im Stadtmuseum ist jetzt ein 177-seitiger Katalog mit vielen Fotos erschienen. Foto: Bernd Kamleitner

Einblick in die Entwicklung der Baden-Badener Feuerwehr

„Wir sind tief in die Feuerwehrgeschichte eingestiegen“, sagt Kuratorin Katja Mikolajczak. Auf 177 Seiten können Interessierte darin unter anderem die 175-jährige Historie der Baden-Badener Feuerwehr entdecken. Der Bogen wird allerdings noch viel weiter gespannt – bis zur Brandbekämpfung im Mittelalter.

Museumsleiterin Heike Kronenwett zeigt Feuerwehrhelm  und - uniform, die Besucher der Ausstellung „Feuer in der Stadt“ im Stadtmuseum Baden-Baden gerne überstreifen dürfen.
Anprobieren ist erlaubt: Museumsleiterin Heike Kronenwett zeigt Feuerwehrhelm und - uniform, die Besucher der Ausstellung „Feuer in der Stadt“ im Stadtmuseum Baden-Baden gerne überstreifen dürfen. Foto: Bernd Kamleitner

Wie in der Ausstellung gibt es auch in dem attraktiv gestalteten Band mit professionellen Fotos viel über die Entwicklung des professionellen Löschwesens zu entdecken. Der Katalog ist ab sofort im Museumsshop und in den örtlichen Buchhandlungen Straß und Mäx & Moritz für 18,50 Euro erhältlich.

„Wir schauen, was zur Stadtgesellschaft gehört und wichtig ist“, nennt Museumsleiterin Heike Kronenwett die Beweggründe, die zur aktuellen Sonderschau und nun zum Begleitband führten. Die Feuerwehr ist ohne Zweifel eine unverzichtbare Einrichtung. Die örtlichen Brandbekämpfer waren zum Teil wesentlich an der Zusammenstellung beteiligt, etwa mit ihrem Fachwissen und historischen Exponaten.

Imposante Feuermelde-Empfangsanlage stammt aus dem Jahr 1899

So ist in der Feuerwache eine Feuermelde-Empfangsanlage aus dem Jahr 1899 erhalten geblieben. Um das imposante und sehr gut erhaltene Teil ins Museum zu hieven, bedurfte es beim Aufbau der Präsentation acht starker Floriansjünger. „Die Anlage passt in keinen Aufzug“, erläutert Museumschefin Kronenwett. Die Morse-Apparate zeigten an, welcher der damals installierten Brandmelder ausgelöst worden war.

Kommandant Christian Pilardeaux bewundert das Feuerwehr-Motorrad aus dem Jahr 1965. 1977 wurde das frühere Polizei-Zweirad in Baden-Baden zum Feuerwehr-Krad umgebaut.
Kommandant Christian Pilardeaux bewundert das Feuerwehr-Motorrad aus dem Jahr 1965. 1977 wurde das frühere Polizei-Zweirad in Baden-Baden zum Feuerwehr-Krad umgebaut. Foto: Bernd Kamleitner

Fahrbereit ist zudem ein mit Taschen bestücktes rot-weiß-lackiertes BMW-Feuerwehr-Motorrad, Baujahr 1965. Im Ernstfall diente das umlackierte frühere Polizei-Zweirad einem Boten dazu, wichtige Nachrichten schnell an einen anderen Ort zu bringen. Am sogenannten „Selfie-Point“ in der Ausstellung dürfen große und kleine Besucher in Feuerwehruniformen schlüpfen und sich fotografieren lassen.

„Wir sind sehr dankbar für die tolle Präsentation“, sagt Baden-Badens neuer Feuerwehrkommandant Christian Pilardeaux. Damit werde die Arbeit der Wehr wertgeschätzt. Im späten 19. Jahrhundert trug sein damaliger Vorgänger beim Einsatz übrigens einen Helm mit einem roten Rosshaar-Busch – damit er im Gewimmel am Brandort gut zu erkennen war. Das Exponat gibt es natürlich in der Ausstellung, das Foto im Katalog.

Tödlicher Unfall bei Feuerwehrübung

Zwei 100 Jahre alte originale Holzsplitter erinnern an einen tragischen Zwischenfall bei einer Übung am 30. April 1923 am Kurhaus: Damals wurde die ein Jahr zuvor beschaffte Drehleiter auf eine Länge von 25 Meter ausgefahren und von drei Wehrangehörigen bestiegen.

Als Wasser in den Schlauch geleitet wurde, zerbrach die hölzerne Leiter in der Mitte. Ein Feuerwehrmann kam ums Leben, ein Kollege wurde schwer verletzt. Es ist der bislang einzige bekannte Fall, bei dem ein Angehöriger der Wehr bei einer Übung oder im Einsatz ums Leben kam, berichtet Kronenwett.

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