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Bagger reißt Schacht ein

Ist ein alter Baden-Badener Abwasserkanal von historischer Bedeutung?

Ein gemauerter Abwasserschacht kommt bei Sanierungsarbeiten in der Baden-Badener Innenstadt ans Tageslicht. Ein Anwohner stellt sich die Frage, ob der Kanal erhalten werden muss.

Bagger an Kanal.
Bei den Bauarbeiten in der Maria-Viktoria-Straße wird ein alter Abwasserschacht sichtbar. Foto: Helge Seegers

Der Blick auf den Bagger vor seiner Tür bereitet Helge Seegers Sorgen. Nicht, weil die Maria-Viktoria-Straße derzeit saniert wird. Doch der „leichtfertige Umgang mit historischen Bauwerken“ stößt auf seine Kritik. Konkret geht es unter die Erde. Ein alter, gemauerter Abwasserschacht ist bei den laufenden Bauarbeiten ans Tageslicht gekommen.

Leider wird der Kanal unbarmherzig Stück für Stück schnell weggebaggert.
Helge Seegers
Anwohner

„Leider wird der Kanal unbarmherzig Stück für Stück schnell weggebaggert“, bemängelt Seegers im Gespräch mit dieser Redaktion. „Der Schacht ist so groß, dass er gut begehbar ist.“ Rund 70 Zentimeter sei er breit und an die 170 Zentimeter hoch. Seegers vermutet, dass der Schacht von der Stadtmitte aus begonnen hat. „Er führt sicher weit durch die Maria-Viktoria-Straße.“

Behörden wurden informiert

Aktuell sei ein schönes Stück freigelegt. „Das ist für die Historiker sicher interessant.“ Seegers befürchtet, dass von dem Schacht bald nichts mehr übrig ist. Um dem vorzubeugen, habe er alle möglichen Stellen und Behörden informiert. Er sei selbst in der Baubranche tätig und wisse daher: „Jede Unterbrechung verzögert den Baufortschritt. 20, 30 Meter sind schon weg.“

Gemauerter Schacht.
Der gemauerte Schacht ist in den städtischen Plänen nicht dokumentiert. Foto: Helge Seegers

Straße ist in der Vergangenheit immer wieder eingebrochen

Tatsächlich ist der Kanal in der Maria-Viktoria-Straße „in den städtischen Plänen nicht dokumentiert“, sagt Jonas Sertl, Pressesprecher der Stadt Baden-Baden auf Anfrage. „Da es in der Vergangenheit immer mal wieder zu Einbrüchen der Straße kam, bestanden im Vorfeld Gründe zur Annahme, dass sich dort ein Kanal befindet.“ Das hat sich nun bewahrheitet.

Gewölbe soll geöffnet und verfüllt werden

Der Kanal sei nun im Zuge der Arbeiten dokumentiert worden. „Die Informationen wurden an das Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg weitergeleitet.“ Weitere Informationen zum Bauwerk seien zum gegenwärtigen Zeitpunkt aber nicht bekannt, sagt Sertl.

Der Kanal befinde sich nicht in der „Archäologischen Zone“. Es liege eine denkmalschutzrechtliche Genehmigung für die gesamte Straße vor. „Aus Sicherheitsgründen ist vorgesehen, das Gewölbe zu öffnen und zu verfüllen, damit die Straße darüber nicht absackt“, kündigt Sertl weitere Baumaßnahmen an.

Im Sanierungsgebiet „Südliche Neustadt“ sind noch einige Großprojekte geplant

Die Maria-Viktoria-Straße liegt im Sanierungsgebiet „Südliche Neustadt“. Seit geraumer Zeit wird dieses aufwendig umgestaltet. Im April wurde dort mit den Arbeiten begonnen, die auch die Holzhofstraße betreffen. Ziel war es, bis Mai 2024 damit fertig zu sein. Insgesamt sind für dieses Projekt 3,3 Millionen Euro eingeplant.

Die Maria-Viktoria-Straße soll optisch aufgewertet werden. Vorgesehen ist es, den breiten Straßenraum zu verkleinern, die Gehwege aber zu verbreitern. Eine neue Baumreihe soll angepflanzt werden.

Weiterer Antrag auf Fördermittel

Um das städtebauliche Entwicklungskonzept für das Sanierungsgebiet „Südliche Neustadt“ weiter vorantreiben zu können, ist geplant, einen weiteren Antrag auf Aufstockung der Fördermittel zu stellen. Geplant sind in dem Bereich noch einige Großprojekte wie die Neugestaltung des Augustaplatzes, des Ludwig-Wilhelm-Platzes, der unteren Sophienstraße und die Umgestaltung der Kreuzstraße.

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