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Das „blaue Wunder“ aus Frankreich

Oldtimer-Meeting in Baden-Baden: Die „Berlinette“ eines Rastatters jagt gern durch enge Kurven

Der Rastatter Michael Müller, zweiter Vorsitzender des „Alpine A110 Club Dreiländereck“, zeigt beim Oldtimer-Meeting in Baden-Baden seine Renault Alpine A110-1600 SC von 1974.

Blau, leicht, wendig und ziemlich schnell: Der Rastatter Michael Müller zeigt beim Oldtimer-Meeting seine Renault Alpine A110-1600 SC von 1974. Die Porsche-Konkurrentin aus Frankreich kommt mit nur 127 PS auf mehr als 200 Stundenkilometer.
Blau, leicht, wendig und ziemlich schnell: Der Rastatter Michael Müller zeigt beim Oldtimer-Meeting seine Renault Alpine A110-1600 SC von 1974. Die Porsche-Konkurrentin aus Frankreich kommt mit nur 127 PS auf mehr als 200 Stundenkilometer. Foto: Marion Müller

Das Auto ist flach, klein, wendig, leicht und betörend schön. Wenn aber erst mal der Heckmotor brummt, kommt in dem blauen Schmuckstück ein wildes Tier zum Vorschein, das eigentlich nur noch eines will: laut knurrend und fauchend übers Land jagen.

„Für die blaue Schönheit aus Frankreich sind Landstraßen und enge Kurven das bevorzugte Gelände“, sagt Michael Müller. „Ihre Ausgeglichenheit und Spritzigkeit erlaubt hohe Geschwindigkeiten, natürlich nur dort, wo das möglich ist. Der Pilot fühlt sich dann eins mit der Maschine“, schwärmt der Rastatter von seinem Zweisitzer, der nicht nur französische Automobil-Enthusiasten mit der Zunge schnalzen lässt.

Müller ist zweiter Vorsitzender des „Alpine A110 Club Dreiländereck“ und selbst stolzer Besitzer eines schnittigen Sportcoupés der Marke Renault Alpine, Baujahr 1974. Exakt formuliert handelt es sich bei dem blauen Sportflitzer um eine Alpine A110-1600 SC. Diese Dame wird Müller vom 8. bis 10. Juli beim Internationalen Oldtimer-Meeting Baden-Baden präsentieren.

Mit der französischen Konkurrentin zum Porsche 911 hatte Alpine Renault in den 1960er Jahren die bis dahin geltenden Maßstäbe für Sportwagen verschoben. Wegen der Lackierung ihrer Autos waren die Renault-Alpine-Werksfahrer auch unter dem Namen „Die blauen Reiter“ bekannt.

In Müllers A110 SC dürfen sich quirlige 127 Pferdestärken entfalten. Die Leistung von 93 kW bei 6.000 Umdrehungen pro Minute reicht allemal aus, um sich mit dem federleichten, nur 700 Kilogramm schweren Geschoss auf mehr als 200 Stundenkilometer zu katapultieren, während der Motor mit seinen 1.605 Kubikzentimetern Hubraum über zwei Weber-Doppelvergaser ein- und ausatmet.

Von null auf 100 in nur acht Sekunden

Das Auto beschleunigt in acht Sekunden von null auf 100, verfügt über ein Fünfgang-Getriebe, Mittelschaltung und Hinterradantrieb. Die Karosserie ist laut Müller aus „Glasfaserverstärktem Kunststoff“ (GFK) auf Stahl-Zentralrohrrahmen gefertigt.

Begonnen hatte alles mit Alpine-Gründer Jean Rédélé, einem umtriebigen Tüftler aus Dieppe in Frankreich, der schon früh bei Rallyes und Rundstreckenrennen antrat und einen echten Sportwagen erschaffen wollte – was ihm auch gelang.

Über den A 106 und den A 108 entstanden Form und Konstruktion der Alpine A 110, auch bekannt unter dem Namen Berlinette. „Produziert wurde das Auto von 1962 bis 1977 in verschiedenen Ausführungen in Dieppe am Atlantik. In dieser Zeit entstanden etwa 7.500 Fahrzeuge“, berichtet Müller. „Der A110-1600 SC/SI wurde zwischen 1973 und 1975 in einer Stückzahl von rund 481 Fahrzeugen gebaut.“

Dem Alpine-Virus ist der Rastatter „schon seit vielen Jahren verfallen“, wie er sagt. „Als ich 1979 für kurze Zeit in einem Alpine-Stützpunkt tätig war und dort täglich diese wunderbaren Fahrzeuge sah, war klar: So eines musst du unbedingt haben.“ Vier Jahre später machte er Nägel mit Köpfen und kaufte sich die erste Alpine – „ein Fahrzeug mit Unfallschaden“.

Dem Alpine-Virus seit Jahren verfallen

In dieser Zeit, so sagt er, seien diese Autos noch ganzjährig im Alltag genutzt worden. „Ein Vorbesitzer hat meine Alpine 1600 SC von 1991 bis 1993 zur Frame-Off-Restaurierung bei einem Alpine-Spezialisten in Auftrag gegeben.

Das bedeutet, dass dabei jedes Teil erneuert oder restauriert worden ist“, berichtet der Rastatter, der das Fahrzeug schließlich im Jahr 2003 gekauft hat.

„Mittlerweile bin ich 30.000 Kilometer damit gefahren und konnte diese Ausfahrten ohne auch nur eine Panne in vollen Zügen genießen.“ Gerne erinnert er sich an die unvergesslichen Touren nach Dieppe, die Heimat der Alpine.

„Zweimal waren wir auch als Besucher bei der Mille Miglia, wo wir dem Starterfeld hinterherfuhren. Der betörende Motor-Sound in den engen Gassen von Italien begeisterte nicht nur den Fahrer und den Beifahrer“, erzählt der Automobil-Enthusiast.

Der betörende Motor-Sound in den engen Gassen von Italien begeisterte nicht nur den Fahrer und den Beifahrer.
Michael Müller, Renault Alpine-Fahrer und -Besitzer

Gerne stehe er Alpine-Liebhabern und Interessierten bei Fragen zu diesen Fahrzeugen zur Verfügung, auch via E-Mail an vorstand@alpineclub.de. Der Alpine A110-Club Dreiländereck mit Sitz in Freiburg besteht seit 1987. Die Interessengemeinschaft pflegt und fördert Geist und Historie der Renault-Alpine A110.

Die Mitglieder kommen aus verschiedenen europäischen Ländern. Sie nehmen an Motorsportveranstaltungen mit historischem Charakter, Sportfahrer-Lehrgängen und Clubtreffen teil, unterstützen einander bei Reparaturen und der Ersatzteilbeschaffung. Auch pflegen sie Kontakte zu anderen Alpine-Clubs, wie Müller berichtet.

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