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Beteiligung bis 19. Februar

Wie soll sich der Nationalpark Schwarzwald entwickeln?

Wie können Freizeitinteressen und der Schutz der Natur unter einen Hut gebracht werden? Noch bis 19. Februar können sich Bürger daran beteiligen, wie sich der Nationalpark Schwarzwald weiterentwickeln soll.

Im Nationalpark Schwarzwald liegt ein umgestürzter Baum.
Urwald im Schwarzwald: In der Kernzone des Nationalparks Schwarzwald greift der Mensch in natürliche Prozesse nicht mehr ein. Die Wildnis soll alles selbst regeln. Foto: Bernd Kamleitner

Mehr Raum für Wildnis – das ist das Ziel der Weiterentwicklung des Nationalparks Schwarzwald. Die Bürgerbeteiligung an diesem Prozess für das Schutzgebiet zwischen Freudenstadt und Baden-Baden geht in die Endphase. Am 19. Februar endet die zweite Runde der Online-Beteiligung.

In der sechsten und letzten Sitzung des eingesetzten Bürgerforums werden die Vorschläge und Anregungen aus der Bürgerbeteiligung in einer Sitzung am 4. März besprochen. Darunter sind auch Themen, die kontrovers diskutiert werden.

Auf einem Formular des Nationalparks Schwarzwald, in dem Bürger ihre Meinung zum Schutzgebiet äußern können, liegt ein Bleistift
Beteiligung ist erwünscht: Bei der Weiterentwicklung des Nationalparks Schwarzwald können auch Bürgerinnen und Bürger ein Wörtchen mitreden. Die finale Entscheidung trifft jedoch der Landtag von Baden-Württemberg. Foto: Bernd Kamleitner

„Dann werden finale Empfehlungen formuliert“, sagt Marina Bauer zum weiteren Vorgehen. Sie ist im Nationalpark für Beteiligungsprozesse zuständig. Diese Empfehlungen des Bürgerforums werden dann dem baden-württembergischen Umweltministerium und der grün-schwarzen Landesregierung übermittelt.

Das im Beteiligungsprozess eingesetzte Bürgerforum ist paritätisch mit rund 50 zufällig ausgewählten Menschen aus der Nationalparkregion sowie aus ganz Baden-Württemberg besetzt. Es hat sich seit Mai 2022 fünf Mal getroffen.

Weiterentwicklung Nationalpark Schwarzwald: letztes Wort hat baden-württembergischer Landtag

Seine Aufgabe ist es, Empfehlungen für den Entwurf der Gesetzesänderung zum Nationalpark an das Umweltministerium weiterzugeben. Dabei haben auch die gesetzlich verankerten Gremien des Schutzgebiets - der Rat und der Beirat - ein Wörtchen mitzureden.

Die Entscheidung darüber, wie sich das Gebiet weiter entwickeln soll und wie das Nationalparkgesetz angepasst wird, trifft dann der Landtag von Baden-Württemberg.

Schon von Anfang an war klar, dass das zweigeteilte Schutzgebiet nicht die Ideallösung ist. Die Internationale Union zum Schutz der Natur (IUCN) gibt für Nationalparke eine Mindestfläche von 10.000 Hektar vor. Die erreicht der Nationalpark Schwarzwald gerade so.

Prozesse wie eine natürliche Waldentwicklung bedürfen aber möglichst großer und unzerteilter Flächen, sagen Experten. Eine Verbindung beider Gebiete schaffe für Biodiversität wesentlich bessere Voraussetzungen.

Kritische Stimmen sind weitgehend verstummt

Die kritischen Stimmen, wie sie im Vorfeld der Ausweisung des Schutzgebiets vor allem aus den Gemeinde Forbach und Baiersbronn laut wurden, sind weitgehend verstummt. Die Akzeptanz des Nationalparks, so belegen Umfragen, ist gestiegen.

Das Interesse an der Bürgerbeteiligung ist im Vergleich zum Engagement zur Gründungszeit dagegen weniger geworden, hat Bauer beobachtet.

Beteiligung sei für das Nationalpark-Team aber nicht nur eine gesetzliche Vorgabe, sondern gehöre zum Selbstverständnis. „Wenn Bürger was an uns herantragen, sind wir offen dafür.“ Gegebenenfalls werde das Handeln angepasst.

Das entspricht der von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) proklamierten „Politik des Gehörtwerdens“. Die wird laut Bauer im Nationalpark Schwarzwald praktiziert: „Wir hören auf jeden Fall zu.“

Ranger ahnden Verstöße der Besucher

Ein konfliktträchtiges Thema ist die Nutzung des Nationalparks durch Menschen in ihrer Freizeit. Dazu sind im Schutzgebiet Regeln einzuhalten, etwa Wege nicht zu verlassen oder Hunde nur angeleint mitzuführen. „Leider müssen die Rangerinnen und Ranger immer wieder Verstöße gegen die Regeln ahnden“, heißt es dazu auf der Beteiligungsplattform.

Auch Mountainbiker und Wanderer kommen sich bisweilen in die Quere. Es geht insgesamt um den Spagat, Freizeitnutzung zuzulassen, aber gleichzeitig weitere Flächen zum Schutz der Natur zu beruhigen.

Eine weitere zentrale Frage tangiert das Thema Verkehr und Infrastruktur. Was kann getan werden, dass mehr Menschen vom Auto auf den Bus umsteigen? Insbesondere an Wochenenden geht es auf der zentralen Verkehrsachse, der Schwarzwaldhochstraße (B500) hoch her. Ist möglicherweise eine zeitweise Sperrung der Straße eine Lösung, um eine höhere Akzeptanz für das Nahverkehrsangebot zu erzielen?

Neues Leben in toten Bäumen

Weiteren Themenfeldern drehen sich um das Zusammenspiel von Nationalpark und der Region sowie um den Prozess- und Artenschutz. So ist beispielsweise nicht allen Besuchern bewusst, dass sich in abgestorbenen Bäumen neues Leben entwickeln kann.

Können Besucher für solche Prozesse mit Infotafeln, digitalen Angeboten oder vielleicht einem Info-Mobil sensibilisiert werden? Auch das sind Vorschläge zur Weiterentwicklung des Schutzgebiets.

Warum soll sich das Schutzgebiet weiterentwickeln?

Natur Natur sein lassen: Das ist das Motto des zum 1. Januar 2014 zwischen Freudenstadt und Baden-Baden ausgewiesenen Nationalparks Schwarzwald. Er ist das einzige großflächige Gebiet in Baden-Württemberg, in dem sich die Natur ohne Eingriff des Menschen entwickeln darf. Das trägt zur Biodiversität bei - der Vielfalt an Leben.

Zwei Teilflächen: Noch besteht der Nationalpark aus zwei Teilflächen, die etwa 3,5 Kilometer voneinander getrennt liegen - dem Bereich um Ruhestein (7.615 Hektar) undden Bereich Hoher Ochsenkopf/Plättig (2.447 Hektar). Für den kleineren Teil hat die Stadt Baden-Baden 400 Hektar Stadtwald eingebracht. Die Weiterentwicklung besteht aus zwei Bausteinen.

Teilgebiete verbinden: Das ist ein Baustein. Mit der Verbindung der Teilflächen soll mehr Raum für Biodiversität geschaffen werden. Hierauf haben Bürger keinen Einfluss. Die Verhandlungen führen Ministerien des Landes-Baden-Württemberg mit Waldbesitzern.

Inhaltliche Weiterentwicklung: Das ist der zweite Baustein. Hierzu können sich Bürgerinnen und Bürger äußern und Empfehlungen des eingesetzten Bürgerforums kommentieren. Noch bis zum Sonntag, 19. Februar, ist eine Beteiligung möglich.

Beteiligungsplattform: www.nationalpark-schwarzwald-im-dialog.de

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