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Nach Brandanschlag Anfang 2023

Schnitzerin bildet Marienfigur nach Feuer in Kirche St. Peter und Paul in Bühl nach

Es war ein Schock für die Katholiken der Pfarrei St. Peter und Paul in Bühl: Ein Mann legte in der Kirche Feuer und beschädigte die Krippe. Ein Teil der Figuren konnte gerettet werden.

Weihnachtskrippe in Pfarrkirche St. Peter und Paul in Bühl - der Blick geht über den Stall mit Maria, Jesus und Josef in den Chor der Pfarrkirche
Die Weihnachtskrippe der Pfarrei St. Peter und Paul wurde nach dem Brandanschlag fachkundig restauriert und rechtzeitig zum Christfest fertig. Foto: Jörg Seiler

Wenn Christian Benner abends einen letzten Kontrollgang durch die Pfarrkirche St. Peter und Paul in Bühl macht, wirft er derzeit immer noch einen prüfenden Blick auf die Weihnachtskrippe. Ist noch alles da? Ist nichts beschädigt?

Die Sorge des Mesners ist nicht unberechtigt. Ende Januar legte ein 49-jähriger Mann an mehreren Stellen Feuer im Gotteshaus. Dabei erlitten auch die hölzernen Figuren von Maria, Josef und dem Jesuskind, ein Engel und der Stall Brandschäden. Eine bange Frage kam auf: Weihnachten in der Kernstadtpfarrei ohne die figürliche Schilderung des Heilsgeschehens der Menschwerdung Jesu?

Doch pünktlich zum Weihnachtsfest waren alle Protagonisten der wunderbarsten Geschichte der Christenheit wieder da. Die Profis von „Wooth Restaurierungen“ aus Baden-Baden hatten es mit ihrer kunstfertigen Arbeit möglich gemacht, ebenso die Bühler Schreinerei Thomas Kern.

Für Pfarrer Andreas Schneider, der zusammen mit Pfarrer Martin Drathschmidt die Seelsorgeeinheit Bühl/Vimbuch und damit auch die Kernstadtpfarrei St. Peter und Paul betreut, war es somit ein besonderes Weihnachtsfest. „Die Krippe gehört an Weihnachten zur Kirche wie der Tannenbaum“, sagt der Seelsorger im Gespräch mit der Redaktion.

Dem Tatverdächtigen, er soll sich nach Angaben der Polizei in einem „psychischen Ausnahmezustand“ befunden haben, kamen die Ermittler schnell auf die Spur. Sie fanden ein verdächtiges Kleidungsstück in der Kirche und riefen bei dem Mann an, der die Feuerwehr alarmierte. Sehr schnell wurde der Polizei klar, dass Brandstifter und -melder dieselbe Person sein könnten.

Die Feuerwehr hat sehr umsichtig gelöscht.
Andreas Schneider
Pfarrer in Bühl

„Wir hatten großes Glück, dass der Täter früh die Feuerwehr gerufen hat“, berichtet Pfarrer Schneider knapp zwölf Monate nach dem Brandanschlag in der Kirche und lobt die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr Bühl unter ihrem Kommandanten Günter Dußmann. „Die Feuerwehr hat sehr umsichtig gelöscht.“

Marienfigur konnte nicht mehr gerettet werden

Dennoch hatten die Flammen vor allem die zentralen Figuren, Maria, Jesuskind und Josef, stark in Mitleidenschaft gezogen. Kind und Josef konnten durch die Kunst der Restauratoren gerettet werden.

Die Marienfigur sei allerdings so stark beschädigt gewesen, dass sie neu geschnitzt werden musste. „Die Firma Wooth hat eine sehr fähige Schnitzerin beauftragt. Sie schaffte es, die Maria so zu fertigen, dass sie sich dem Stil des bestehenden Figurenensembles anpasst.“

Brand Bühl Kirche
Schwer gezeichnet waren einige Krippenfiguren der Bühler Pfarrei St. Peter und Paul durch den Brandanschlag Ende Januar 2023. Foto: Bernhard Margull

„Alles wurde dann rechtzeitig fertig“, freut sich Pfarrer Schneider. Der schwer in Mitleidenschaft gezogene Engel wurde allerdings nicht ersetzt. Das bringt dieser sehr lebendigen Schilderung des Weihnachtsgeschehens keinen Abtrag, zumal es noch zwei weitere Himmelsboten gibt. Die Figuren stehen nun dichter beisammen, was den Erzählgestus intensiviert.

Für Pfarrer Schneider steht außer Frage, die Krippe ist in der Pfarrei systemimmanent, prägte und prägt in ihrer Faszination Generationen von Gemeindegliedern. Und der Freude, dass dieses Kleinod nun wieder in St. Peter und Paul steht, begeisterte auch den weltlichen Nachbarn in der ehemaligen Bühler Pfarrkirche.

OB Hubert Schnurr ließ Bild von Krippe auf seinen Weihnachtsgruß drucken

Oberbürgermeister Hubert Schnurr (Freie Wähler) ließ ein Bild von der Krippe auf seinen Weihnachtsgruß drucken. Es ist nicht irgendein Foto. Es ist ein historisches Bild. Silke Kölmel von der Pfarrei St. Peter und Paul hat es gemacht, wenige Tage, bevor die Krippe Opfer des Brandanschlags wurde. Im Begleittext verweist der Rathauschef noch einmal auf das schlimme Ereignis Anfang des Jahres 2023, und auf die Tatsache, warum das Bild so eine Bedeutung für ihn hat.

Ein Bühler Unternehmen hat ebenfalls seinen Anteil geleistet, dass die Krippe nun wieder in der Pfarrkirche vom Heilsgeschehen, von der Geburt Jesu in Bethlehem künden kann: Es ist die Schreinerei Thomas Kern. Sie nahm sich der angebrannten Rückwand des Stalls an, ebenso der Seitenteile und der Wegbegrenzungen, berichtet Christian Benner.

Pfarrei hatte im vergangenen Jahr Glück im Unglück

Für Mesner wie Pfarrer steht außer Frage, es war eine glückliche Fügung, dass am 26. Januar, dem Tag des Brandanschlags, nicht mehr passiert ist.

„Damals stand das große Gerüst an der Schwarz-Orgel“, so Benner. Und das war mit einer großen Folie bespannt, die die Restaurierungs-Baustelle vom Kirchenraum trennen sollte. Hätte das Plastik Feuer gefangen, hätte es im schlimmsten Fall einen Brand des Gotteshauses auslösen können.

Krippe Pfarrkirche Bühl Detailaufnahme der Heiligen Familie mit Maria, Kind und Josef
Mit einer neuen Maria präsentiert sich die Heilige Familie in der Weihnachtskrippe der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Bühl. Foto: Jörg Seiler

Das Bild der Krippe ist der Blickfang des aktuellen Pfarrblatts der Seelsorgeeinheit Bühl/Vimbuch, das noch bis zum 7. Januar gültig ist. Pfarrer Andreas Schneider zelebrierte am zweiten Weihnachtsfeiertag den Gottesdienst in St. Peter und Paul. Mit Krippe. „Es war ein schönes Gefühl“, sagt der Seelsorger. Rund 10.000 Euro kostet die wunderbare Wiederauferstehung laut Schneider, einen Teil dieser Summe trägt die Versicherung.

Die Krippe steht mindestens noch bis Dreikönig (6. Januar). Und bis zum Abbau hat der Mesner sie im Blick.

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