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Solaranlage lässt seit zwei Jahren auf sich warten

Bühler Stadtrat ist sauer auf Verwaltung: „Das grenzt an Arbeitsverweigerung“

Der Bühler Gemeinderat will die Klimawende. Bei den Haushaltsberatungen drängten Stadträte auf Investitionen in die kommunalen Gebäude.

Kinderhaus Sonnenschein Bühl
Kein Solardach: GAL-Fraktionssprecher Walter Seifermann kritisierte die Stadtverwaltung in den Haushaltsberatungen heftig. Die 2019 vom Gemeinderat beschlossene Photovoltaikanlage auf dem Erweiterungsbau des Kinderhauses Sonnenschein (rechts) wurde nach wie vor nicht installiert. Foto: Ulrich Coenen

Pflegt die Stadt ihre Gebäude nicht ausreichend? Dieser Verdacht wurde bei den Haushaltsberatungen im Verwaltungsausschuss geäußert. „Unsere Aufwendungen für Gebäudeunterhalt gehen zurück“, kritisierte Georg Feuerer (CDU), während er im Haushaltsentwurf blätterte.

Vor allem im Hinblick auf den Klimaschutz sehe er Handlungsbedarf. Außer der geplanten Generalsanierung des Windeck-Gymnasiums tue sich in dieser Hinsicht wenig. „Wir sind Klimaschutzgemeinde“, mahnte Feuerer.

Karl Ehinger (FW) teilte diese Meinung. „Die Investitionen bedeuten den niedrigsten Wert seit 2018“, stellte er fest. „Wir sollten in unsere Gebäude investieren, um Energie zu sparen.“ In der Waldmatter Schule gebe es beispielsweise nur die ursprünglichen Türen und keine Dämmung des Daches.

Seifermann fordert Aktionsplan

Walter Seifermann (GAL) forderte einen Aktionsplan der Stadt. Er nannte Heizungen, Fenster, Photovoltaikanlagen und Straßenbeleuchtungen.

„Da muss mehr Geld reinfließen, wir müssen das Tempo erhöhen“, meinte er. „Wir sollten prüfen, ob wir alle Heizungen an die Stadtwerke übertragen. Da sind Profis am Werk. Die sollen sich darum kümmern, damit wir in zehn Jahren CO2-neutral sind. Wir müssen das Klein-Klein mit den verschiedenen Hausmeistern beenden.“

Wolfgang Eller, Leiter des Fachbereichs Stadtentwicklung – Bauen – Immobilien im Rathaus, widersprach Seifermann: „Wir investieren nicht weniger in unsere rund 150 Gebäude.“ Es gebe lediglich haushaltstechnische Verschiebungen der Ausgaben in den investiven Bereich. Es sei der schwierigen Haushaltssituation geschuldet, dass man nicht alles machen könne.

Eller nannte die Stichworte Brandschutz, Sicherheit und Gebäudetechnik. Auch in energetische Sanierungen habe die Stadt in den vergangenen Jahren viel Geld gesteckt.

Damit gab sich Seifermann nicht zufrieden. Die Photovoltaikanlage auf dem Erweiterungsbau des Kinderhauses Sonnenschein im Wasserbett sei nach wie vor nicht installiert. Die Finanzmittel seien im Gemeinderat bereits 2019 besprochen worden. „Die Situation ist unbefriedigend“, fand Seifermann „Das grenzt an Arbeitsverweigerung. Die PV-Anlage muss jetzt schnell laufen. So schaffen wir keine Klimawende.“

OB Schnurr musste beschwichtigen

Eller schnappte hörbar nach Luft und war sichtlich verärgert über diesen Angriff. „Da sind Sie bei mir am falschen Platz“, konterte er. Oberbürgermeister Hubert Schnurr (FW) ging schnell dazwischen, um einen Streit in öffentlicher Sitzung zu verhindern. „Wir greifen das auf“, teilte er Seifermann mit.

Nach Auskunft von Eller hat sein Fachbereich mit den Stadtwerken wegen PV-Anlagen und Dachnutzungsverträgen verhandelt. Das gilt für die geplante Mensa und das Windeck-Gymnasium, aber auch für das Kinderhaus. Im Hinblick auf die Heizung der kommunalen Gebäude in der Kernstadt sieht der Fachbereichsleiter keinen Handlungsbedarf. Die seien fast alle bereits an das Nahwärmenetz der Stadtwerke angeschlossen, das mit Hackschnitzel betrieben werde.

„In den Stadtteilen hängen wir am Gas der Stadtwerke“, berichtete Eller. Ölheizungen gebe es nur noch wenige. Für einige Gebäude wie in Altschweier greife man auf Pellets zurück. Über das von Seifermann geforderte „Contracting“ mit den Stadtwerken könne man nachdenken. Es werde aber teurer.

Ehinger warnte in diesem Zusammenhang davor, Dächer, die kurz vor der Sanierung stehen, mit einer PV-Anlage nachzurüsten. Außerdem sei Photovoltaik auf verschatteten Dächern wenig sinnvoll. Als Beispiel nannte er den alten Baumbestand beim Windeck-Gymnasium. „Diese Bäume wollen wir ja nicht fällen“, meinte er. „Das wäre im Hinblick auf den Klimaschutz kontraproduktiv.“

„Auch verschattete Dachbereiche können inzwischen mit moderner Technologie gesteuert werden“, informierte Eller. „Das ist mir bewusst“, konterte Ehinger, Professor an der Hochschule Karlsruhe. Das Projekt sei schließlich aus seinem Fachbereich erwachsen. Aber es gebe Grenzen.

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