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Rund 100 Zuhörer

Bürgermeisterwahl in Ottersweier: Kandidaten stellen sich vor

Wer soll das Ottersweierer Rathaus in den nächsten acht Jahren leiten? Bei der offiziellen Kandidatenvorstellung zur Bürgermeisterwahl erläuterten Jürgen Pfetzer und Frank Tschany ihre Ideen. Die Reaktionen fielen unterschiedlich aus.

Ottersweier Wahlkampf 2023,  Der Gemeindewahlausschuss mit (von links) Linus Maier, Wolfgang Reeb, Fachbereichsleiter Daniel Stöß, Herta Finkbeier-Schilling und Frank Metzinger im Gemeindezentrum.
Alles im Griff: Der Gemeindewahlausschuss mit (von links) Linus Maier, Wolfgang Reeb, Fachbereichsleiter Daniel Stöß, Herta Finkbeier-Schilling und Frank Metzinger im Gemeindezentrum. Foto: Bernhard Margull

Bei der Bürgermeisterwahl in Ottersweier sind am Sonntag, 30. April, 5.163 Ottersweierer und Ottersweierinnen aufgefordert, das Ortsoberhaupt für die die kommenden acht Jahre zu bestimmen.

Sie haben die Wahl zwischen Amtsinhaber Jürgen Pfetzer und seinem Herausforderer Frank Tschany. Bei der ersten von zwei offiziellen Kandidatenvorstellungen haben sie jetzt ihre Ideen erläutert.

100 Zuhörer verfolgen die Vorstellung von Pfetzer und Tschany

An die 100 Interessierten verfolgen im Saal des Gemeindezentrums die Vorstellung der beiden Kandidaten. Angesichts der Konstellation „Amtsinhaber gegen Dauerkandidaten“ ist das auch für Linus Maier (CDU), den Vorsitzenden des Gemeindewahlausschusses, eine gute Resonanz.

Maier fällt die Aufgabe zu, den Gästen die Regeln des Abends zu erläutern: 15 Minuten Redezeit, zehn Minuten für Fragen, wobei die Frage nicht länger als 30 Sekunden dauern darf und die Antwort nach spätestens 90 Sekunden beendet sein muss.

Während der eine Bewerber auf der Bühne steht, wartet der andere in den „Katakomben“ des Gemeindezentrums.

Ich bin gelassener geworden.
Jürgen Pfetzer, Amtsinhaber

Amtsinhaber Jürgen Pfetzer (CDU) ist zuerst an der Reihe. Er hat eine Vorstellungsrede vorbereitet, an die er sich aber nicht komplett hält, sondern sie hier und da auch ergänzt. Er strahlt die Souveränität seiner 24 Amtsjahre aus.

Später wird der 57-Jährige auf die Frage, wie er sich in dieser langen Zeit selbst verändert habe, antworten: „Ich bin gelassener geworden. Vielleicht ist das die Gelassenheit des Alters.“

Er räumt aber ein, gleichzeitig immer noch sehr ungeduldig zu sein: „Ich ärgere mich jeden Tag über die Bürokratie.“ In der Fragerunde beweist er auch Schlagfertigkeit, als er die Zeller Ortsdurchfahrt eine „Teststrecke für Mercedes-Benz“ nennt.

Für Tschany ist es die neunte Kandidatur

Frank Tschany, Jahrgang 1972, hat Notizen vorbereitet, an denen entlang er frei durch seine ihm gegebene Zeit spricht. Gerade am Anfang muss er seine Notizen noch einmal sortieren, die Uhr läuft derweil weiter, das Mikrofon hat Pause.

Ja, er sei ein Dauerkandidat – es ist in Ottersweier die neunte Bewerbung –, aber die Bezeichnung Spaßkandidat treffe auf ihn nicht zu: „Ich nehme das ernst. Sich auf eine Bühne zu stellen, dass muss man sich auch erst mal trauen.“

Kandidaten schöpfen in Ottersweier ihre Zeit nicht aus

Hinter dem Rednerpult ist eine Leinwand aufgebaut, auf der während der Vorstellungsreden eine Uhr rückwärts läuft. Beide Kandidaten kommen locker hin, schöpfen nicht alles aus. Bei Pfetzer stehen am Ende noch 3.27 Minuten, bei Tschany 3.55 Minuten. Das von Linus Maier angekündigte Signal, dass noch drei Minuten übrig sind, ertönt an diesem Abend nicht.

Auch die Fragerunden enden vor der gesteckten Frist. Das Frage-und-Antwort-Schema passt, nur einmal, als Pfetzer den Zeitplan für die Sanierung der Ottersweierer Sporthalle erläutert, muss Maier einschreiten: „Die Uhr ist gnadenlos.“

Bürgermeister Pfetzer blickt auf seine bisherige Amtszeit zurück

Jürgen Pfetzer blickt zurück auf die vergangenen 24 Jahre und nennt einige erfolgreich umgesetzte Projekte. Die Aufgabe des Bürgermeisters sei es, Motor und Ideengeber gleichzeitig zu sein.

Ottersweier Wahlkampf 2023 Jürgen Pfetzer
Der Amtsinhaber: Jürgen Pfetzer spürt nach 24 Jahren keinerlei Amtsmüdigkeit. Foto: Bernhard Margull

Die lange Projektliste möchte er „bitte nicht als Eigenlob“ verstanden wissen: „Alles, was wir erreicht haben und was uns auch einen guten Ruf und Anerkennung außerhalb der Gemeinde verschafft hat, war nicht das Werk eines Einzelnen, sondern das Ergebnis vertrauensvoller Zusammenarbeit zwischen Bürgermeister, Gemeinderat, Mitarbeiterteam und den Bürgerinnen und Bürgern.“

Im Blick auf die kommenden Jahre bekräftigt Pfetzer seinen Wahlkampfslogan: „Ottersweier kann Zukunft.“ Er benennt etliche Aufgabengebiete vom Klimaschutz bis zur Digitalisierung, kündigt den Bau des Hochwasserrückhaltebeckens Münchhof/Aspich an, nennt die Ideen für die Umgestaltung des Sonnenplatzes, die demnächst öffentlich vorgestellt werden sollen, und verspricht auch bei zunehmender Digitalisierung: „Wir wollen und wir werden kompetenter persönlicher Ansprechpartner im Rathaus bleiben.“

Mit seinem kompakt präsentierten Programm belegt Pfetzer, was er zu Beginn seiner Rede gesagt hat: „Ich bin in keinster Weise amtsmüde, sondern habe Lust am Gestalten und die Erfahrung zur Lösung schwieriger Zukunftsaufgaben.“

Frank Tschany will Teil des Gehalts an bedürftige Ottersweierer spenden

Frank Tschany hält eine Rede, die in ähnlicher Form schon bei früheren Vorstellungsrunden zu hören war. Er beschwört den Naturschutz, möchte mehr Naturschutzgebiete, „damit auch unsere Kinder später noch eine schöne Natur haben“.

Ottersweier Wahlkampf 2023 Frank Tschany
Der Herausforderer: Für Frank Tschany ist Ottersweier die neunte Station als Bewerber um das Bürgermeisteramt. Foto: Bernhard Margull

Das bedeute nicht, dass er gegen Wohnungsbau sei. Allerdings müssten neue Wohnungen auch bezahlbar sein, und von dieser Kategorie brauche es auch in Ottersweier mehr.

Er verspricht im Falle seiner Wahl, monatlich 1.300 Euro seines Gehalts an bedürftige Ottersweierer zu spenden: „Das könnte so ablaufen: Sie rufen im Rathaus an und können dann dort bei mir direkt das Geld abholen, oder ich komme zu Ihnen. Mit 1.300 Euro kann man einigen Menschen helfen.“ Auch einen Tafel-Laden in Ottersweier hält Tschany für eine gute Idee.

Er fordert, dass das Tierschutzgesetz endlich durchgesetzt werde, seit 20 Jahren engagiere er sich im Tierschutz. Probleme wolle er immer im Gespräch lösen. Deshalb werde er einmal monatlich eine Bürgersprechstunde anbieten: „Lieber ein Gespräch mehr als eines weniger. Ich werde immer Zeit für Sie haben.“

Bürger stellen Fragen an die Kandidaten

Drei Fragen richten sich an den Amtsinhaber, sechs an den Herausforderer. Tschany soll sich erklären, wie er ohne Verwaltungserfahrung ein Rathaus leiten wolle. „Man kann immer dazulernen“, sagt er und nennt als Möglichkeiten Abendschule oder Fortbildungskurse.

Warum er das erst im Amt machen wolle? Weil er dann die Zeit dazu habe. Als wichtigstes Projekt im Falle seiner Wahl nennt er „mehr Solaranlagen“.

Pfetzer wird nach der Sporthalle Ottersweier gefragt. Dieses Jahr solle die Sanierung beginnen und Anfang 2025 abgeschlossen sein. Für die Ortsdurchfahrt Zell kündigt er für dieses Jahr einen ersten Schritt an. Im Bereich zwischen Engertweg, der Zufahrt zum Sportplatz, und der Kapellenstraße werde die Gemeinde die Wasserleitungen neu verlegen.

In diesem Zuge müsse das Land dann auch die Straße neu machen. Es handelt sich hier um eine Landesstraße, und sie steht laut Pfetzer auf der Dringlichkeitsliste des Landes exakt auf Platz 999.

Pfetzer erhält kräftigen und langen Applaus, bei Tschany ist ein höflicher Beifall festzuhalten. Am Ende appelliert Linus Maier, zur Wahl zu gehen und so auch ein Zeichen für die Demokratie zu setzen. Nach exakt 52 Minuten beendet er die pünktlich begonnene Veranstaltung. Pfetzer und Tschany geben sich die Hände. Der Amtsinhaber spricht danach noch mit den Menschen, während Tschany den Saal sofort verlässt.

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