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Fünf Kandidaten

Architekt Jonas Dietzel will Erster Beigeordneter in Bühl werden

Fünf Männer bewerben sich um das Amt des Ersten Beigeordneten in Bühl. Einer ist der Architekt Jonas Dietzel aus Sasbach. Er setzt sich für weniger Bürokratie ein.

Jonas Dietzel
Jonas Dietzel leitet ein Architekturbüro in Sasbach. Jetzt will der 42-Jährige Erster Beigeordneter in Bühl werden. Die Wahl durch den Gemeinderat findet am nächsten Mittwoch statt. Foto: Ulrich Coenen

Jonas Dietzel will Erster Beigeordneter in Bühl werden. Er ist einer von insgesamt fünf Bewerbern. Der 42-jährige Architekt leitet ein Büro mit fünf Mitarbeitern in Sasbach. Es drängt ihn nicht unbedingt in die Politik. „Ich bewerbe mich ausdrücklich nur in Bühl“, sagt Dietzel. „Bühl ist eine wunderschöne Stadt.“ Dietzel verweist vor allem auf Johannesplatz und Rathausplatz und nennt die gute Infrastruktur mit Gewerbe und Industrie.

Der Wahl-Badener stammt aus Neubrandenburg in Mecklenburg-Vorpommern, ist aber bereits mit seinen Eltern, die beide Journalisten sind, Mitte der 1980er Jahre nach Berlin gezogen. Nach dem Mauerfall wechselten Mutter und Vater zu Burda nach Offenburg. Dietzel wuchs in Willstätt auf, machte 2002 am Wirtschafts-Gymnasium in Offenburg Abitur. Als prägend bezeichnet er sein Jahr als 17-jähriger Austauschschüler in Armagh (Pennsylvania).

Dietzel studierte anschließend an der Universität Karlsruhe (heute KIT) Architektur. 2008 legte er bei Professor Alex Wall die Diplomprüfung ab. Nach zwei Stationen als angestellter Architekt stieg Dietzel 2012 in das Büro von Josef Straub in Sasbach ein, der auf der Suche nach einem Nachfolger war. Seit 2017 ist Dietzel der Chef. „Wir sind im Ortenaukreis bei Projekten von der Garage bis zum Rathausumbau aktiv“, berichtet der Familienvater mit drei Kindern.

Bauen im Bestand wird immer wichtiger

Als Schwerpunkte nennt er Ein- und Mehrfamilienhäuser sowie Bauen im Bestand. „Gerade dies stellt von Anfang an einen Großteil unserer Arbeit dar“, erklärt der Architekt. Sollte er zum Ersten Beigeordneten in Bühl gewählt werden, will sich Dietzel aus dem operativen Geschäft seines Büros zurückziehen.

Der Kandidat interessiert sich besonders für die Themen Bildung und Ausbildung, die neben dem Baubereich zum Geschäftskreis des zukünftigen Ersten Beigeordneten gehören werden. „Ich habe immer einen Auszubildenden in meinem Büro und bin seit 2015 Mitglied der Prüfungskommission für Bauzeichner bei der IHK“, erklärt er.

„Baden ist mir zur Heimat geworden“, berichtet der Kandidat. Er wohnt in Kappelrodeck. „Ich fühle mich dort sehr wohl und will das aktuell auch nicht ändern“, stellt er fest.

Ich kann Mitarbeiter begeistern.
Jonas Dietzel
Kandidat für das Amt des Ersten Beigeordneten

„Ich glaube, dass ich mit 42 Jahren erfahren und dennoch jung genug für die Aufgabe in Bühl bin“, konstatiert Dietzel. „Ich kann und will bau- und planungsrechtliche Entscheidungen treffen, bin aber auch ein kulturaffiner Mensch. Ich halte mich für einen großen Motivator. Ich kann Mitarbeiter begeistern und zum Nachdenken anregen. Gleichzeitig ist es mir wichtig, einen Konsens zu finden.“

Inzwischen hat sich Dietzel bei allen im Gemeinderat vertretenen Fraktionen vorgestellt. „Es waren interessante Gespräche und es gab viele tolle Fragen“, sagt die Bewerber.

Wohnungsnot ist ein wichtiges Thema

Der Erste Beigeordnete soll als Dezernent in Bühl in Zukunft für die Ressorts Bauen und Schule/Kultur/Generationen zuständig sein. Vor diesem Hintergrund stellen sich für Dietzel mehrere Fragen. „Wie schaffen wir bezahlbaren Wohnraum?“, sagt er. „Wir holen wir junge Leute nach Bühl?“ Der Architekt weist darauf hin, dass angesichts der stark gestiegenen Zinsen der Wohnungsbau stagniert. Er verdeutlicht, dass die Stadt gerade für Auszubildende kleine Wohnungen benötigt.

Aus seiner beruflichen Praxis weiß Dietzel, dass es für neuen Wohnraum oft bürokratische Hindernisse gibt. „Immer wieder gibt ein Bebauungsplan den Ausbau von Dachgeschossen nicht her“, bedauert er. „Mal fehlen Stellplätze oder es gibt Probleme mit Brandschutz oder Denkmalschutz.“

Unsere Bürokratie ist sehr komplex und entscheidungsfeindlich.
Jonas Dietzel
Architekt

Dietzel nennt das Beispiel eines Bauherrn im Ortenaukreis, der in der Nähe seines Unternehmens im Industriegebiet Wohnraum schaffen wollte. Nach einer Bauvoranfrage habe man erst nach einem Jahr erfahren, dass das nicht möglich sei. „Unsere Bürokratie ist sehr komplex und entscheidungsfeindlich“, findet der Kandidat. „Das kostet Zeit und Wohlstand. In anderen Ländern geht das schneller.“

Jonas Dietzel bewundert die Bühler Innenstadt

In Bühl bewundert Dietzel die „funktionierende Innenstadt“ mit den meist inhabergeführten Geschäften. „Darauf kann die Stadt stolz sein“, meint er. „Alles ist fußläufig erreichbar. Und wenn ich in Bühl einen Parkplatz suche, hatte ich noch nie das Problem, einen zu finden.“ Dietzel verweist auf das Parkdeck bei der evangelischen Kirche und die beiden Tiefgaragen.

Eine zweite Fußgängerzone in der Hauptstraße, wie sie von Teilen des Gemeinderates gefordert wird, hält der Architekt nicht für notwendig. „Wir leben in einer mittelgroßen Stadt und nicht in der Großstadt“, erklärt er. „Das Auto spielt hier nach wie vor eine wichtige Rolle. Es wäre deshalb falsch, die Durchfahrt komplett zu sperren.“ Eine Hauptstraße nur für Fußgänger bei bestimmten Aktionen wie verkaufsoffenen Sonntagen hält Dietzel hingegen für eine gute Sache.

Nachhaltigkeit bei der Stadtplanung hat für Dietzel einen hohen Stellenwert. Er nennt nachhaltige Quartiere, neue Verkehrskonzepte und Radwege. „Letztendlich bleibt aber vieles eine individuelle Entscheidung“, sagt er. „Fahre ich die zwei Kilometer zum Bäcker mit dem Fahrrad oder steige ich ins Auto.“

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