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„Direkteinstieg Kita“

Elly-Heuss-Knapp-Schule in Bühl plant neues Angebot gegen Erzieherinnenmangel

Es mangelt allerorten an Erzieherinnen und Erziehern. Der „Direkteinstieg Kita“ soll helfen, daran etwas ändern. Mit dabei ist die Elly-Heuss-Knapp-Schule in Bühl.

Ein Mann und eine Frau stehen vor zwei Plakaten
Gabriele Krämer und Tobias Hölscher setzen an der Elly-Heuss-Knapp-Schule Hoffnungen in das neue Angebot „Direkteinsteig Kita“. Foto: Wilfried Lienhard

Der Bedarf an Erzieherinnen und Erziehern ist gewaltig. Aktuell führt die Agentur für Arbeit in Bühl und in einem Umkreis von 15 Kilometern 46 Stellen im Angebot. Erweitert man den Radius auf 50 Kilometer, sind es schon 362 Jobs. Die Zahlen haben sich seit dem vergangenen Sommer kaum verändert: Damals waren es 50 und 369 Stellen. Dass sich an dieser Situation etwas ändern muss, das ist in der Kommunalpolitik längst zu einem Mantra geworden. Nur: Wie kann das gelingen?

Ein Lösungsversuch findet sich ab dem kommenden Schuljahr an der Elly-Heuss-Knapp-Schule in Bühl. Die Einrichtung, die auf eine mittlerweile 125 Jahre lange Geschichte zurückblickt, genießt einen ausgezeichneten Ruf. Das gilt auch und gerade für die Ausbildung in Erziehungsberufen. „Wir wollen gut ausbilden und arbeiten dabei eng mit Kita-Einrichtungen zusammen“, sagt Schulleiterin Gabriele Krämer. Sie weiß um den Mangel an Fachkräften in der Kindertagespflege und freut sich deshalb umso mehr über einen weiteren Bildungsgang, der zum Schuljahr 2023/24 an der Elly-Heuss-Knapp-Schule beginnt.

„Direkteinstieg Kita“ heißt das Projekt, das geeignete Bewerberinnen und Bewerber für ihre Tätigkeit in Kindertageseinrichtungen ausbilden soll und zum staatlich anerkannten Abschluss Sozialpädagogische Assistenz führt (ein Unterschied zur Erzieherin: Sozialpädagogische Assistentinnen dürfen keine Leitungsaufgaben übernehmen). Das Land Baden-Württemberg hatte das Angebot zunächst mit einem Pilotversuch in Weinheim gestartet, das Ziel ist die flächendeckende Einführung.

Tobias Hölscher ist der Abteilungsleiter Sozialpädagogik und Hauswirtschaft und war maßgeblich daran beteiligt, den Bildungsgang an die Schule zu holen. Er erläutert die Voraussetzungen für den Bildungsgang, der vom Land zunächst als auf zwei Jahre angelegter Schulversuch gestartet wurde: Hauptschulabschluss, eine erfolgreich abgeschlossene zweijährige Ausbildung sowie ein Vertrag mit einer von der Schule als geeignet angesehenen Tageseinrichtung für Kinder.

Geplant sei eine Klasse, wobei theoretisch auch eine zweite möglich sei. Die bereits eingegangenen Bewerbungen seien sehr heterogen und reichten von der Flugbegleiterin mit Fachhochschulabschluss bis zur Friseurin. Mehrere Nationalitäten seien vertreten. Bei ausländischen Bildungsnachweisen sind ausreichende deutsche Sprachkenntnisse nachzuweisen.

Start in Bühl ist im September

Schule und Praxis werden kombiniert: Im ersten Ausbildungsjahr sind es drei Tage Schule und zwei Tage Praxis, im zweiten Ausbildungsjahr wird dieses Verhältnis umgekehrt. Nach zwei Jahren steht die Abschlussprüfung zur staatlich anerkannten Sozialpädagogischen Assistenz an. Wer sich mit einem mittleren oder höheren Bildungsabschluss bewirbt, kann nach zwei Jahren auch den schulischen Abschluss Erzieher/Erzieherin erwerben und nach einem zusätzlichen halbjährigen Berufspraktikum die staatliche Anerkennung erhalten.

Es ist aber auch möglich, bereits nach dem ersten Jahr die Ausbildung als Schulkindbetreuer abzuschließen. Das könnte sich ab dem Schuljahr 2026/27 als sehr wichtig erweisen. Dann kommt stufenweise der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter, beginnend mit der ersten Klasse.

„Die Stufenausbildung hat sich bewährt“, sagt Hölscher. Die Ausbildung entspricht der praxisintegrierten Berufsfachschule für Kinderpflege. Die Sozialpädagogische Assistenz ist die Nachfolge der früheren Kinderpflegerin. Baden-Württemberg folge damit dem Beispiel anderer Bundesländer, in denen dieses Angebot schon länger bestehe, sagt Gabriele Krämer.

Ein Schulgebäude unter blauem Himmel
Die Elly-Heuss-Knapp-Schule wurde zuletzt von etwa 500 Schülerinnen und Schülern besucht. Rund ein Dutzend verschiedener Schularten finden sich hier. Foto: Wilfried Lienhard

Ein wesentlicher Unterschied findet sich bei der Entlohnung. Eine solche gab es bei der schulischen Ausbildung zur Kinderpflege nicht. Beim „Direkteinstieg Kita“ unterstützt die Agentur für Arbeit das Projekt. So können angehende Sozialpädagogische Assistentinnen bereits während der Ausbildung eine Vergütung in Höhe des späteren Gehalts von 2.620 Euro erhalten.

Schule in Bühl ist zertifiziert

Möglich mache diese Förderung die AZAV-Zertifizierung der Schule, berichtet Tobias Hölscher. Das Kürzel steht für „Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung Arbeitsförderung“. Diese basiert auf dem Sozialgesetzbuch und regelt die Zulassung unter anderem von Bildungsträgern durch die Agentur von Arbeit. Diese Zertifizierung erlaube es, auch externe Bildungsangebote einzukaufen, etwa in Form von Referenten, sagt Hölscher. Auch das trage zur Qualität der Schule bei – und damit auch zum guten Ruf der Schule.

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