Skip to main content

Schulungen in Moldawien

Feuerwehrleute aus Bühl überführen Fahrzeuge in die Partnergemeinde Kalarasch

Ein neuer Rüstwagen für die Bühler Feuerwehr freut auch die ehrenamtlichen Kräfte in Kalarasch. Das alte Fahrzeug bringen die Bühler Feuerwehrleute in die moldawische Partnerkommune.

Bühler Feuerwehrleute vor Feuerwehrauto
Vor der Abreise: Tobias Nehus, Oliver Linz, Christian Stricker, Johann Schmidt und Günter Dußmann vor dem Rüstwagen für Kalarasch. Foto: Wilfried Lienhard

Die Strecke kennt das Quintett fast schon in- und auswendig. Kommandant Günter Dußmann und seine Feuerwehrkollegen Oliver Linz, Tobias Nehus und Christian Stricker sind gemeinsam mit Übersetzer Johann Schmidt seit Freitagabend mal wieder auf dem Weg nach Kalarasch. Was sie in die Bühler Partnerkommune in Moldawien bringen, musste nicht eigens verstaut werden: Es sind die Fahrzeuge selbst. Kalarasch erhält aus Bühler Beständen einen Rüstwagen und ein Tragkraftspritzen-Fahrzeug (TSF-W).

Damit wächst der Feuerwehr-Fuhrpark in Kalarasch auf sechs Fahrzeuge aus Bühl an, berichtet Günter Dußmann. Und nicht nur das: Das TSF-W ermöglicht die Gründung einer weiteren Freiwilligen Feuerwehr. Sie formiert sich im Dorf Pitusca, das zwölf Kilometer von der Rayon-Hauptstadt Kalarasch entfernt ist.

Mit Unterstützung aus Bühl waren bereits in den Orten Oniscani, Sipoteni und Bravicea Freiwillige Feuerwehren gegründet worden. Vasile Zaharia, der mit der Bühler Feuerwehr seit Beginn der Kooperation zusammenarbeitet, ist mittlerweile Beauftragter des Landes Moldawien, wenn es darum geht, Freiwillige Feuerwehren zu gründen.

Leute vor geöffnetem Feuerwehrauto
Neuer Rüstwagen für die Bühler Feuerwehr: Kommandant Günter Dußmann erläuterte Vertretern aus Gemeinderat und Verwaltung das Innenleben des Fahrzeugs. Foto: Wilfried Lienhard

Dußmann und seine Kameraden beschränken sich indes nicht darauf, die Fahrzeuge via Österreich, Ungarn und Rumänien nach Moldawien zu bringen, sie werden die dortigen Ehrenamtlichen auch schulen. Der Kommandant hofft, am Montagmorgen in Kalarasch anzukommen, damit bis zur Rückreise – dann per Flugzeug – am kommenden Freitag genügend Zeit bleibt.

Geschult werden nicht nur die neuen Feuerwehrleute in Pitusca, sondern auch jene, die künftig den Rüstwagen nutzen werden. Denn mit diesem erhalten die Feuerwehren ein Fahrzeug mit Ausrüstung, wie sie es bisher nicht kannten. Stationiert wird es bei der hauptberuflichen Feuerwehr in Kalarasch. Für technische Hilfeleistungen stand bisher nur in der Hauptstadt Chisinau ein Fahrzeug zur Verfügung.

Ukraine-Krieg sorgt in Moldawien für Stromsperren

Die umfangreiche Beladung und die Fahrzeugausrüstung machen eine intensive Schulung erforderlich. Dazu gehören beispielsweise eine Seilwinde und ein Generator zur Stromerzeugung. Wie wichtig im Moment gerade Letzteres ist, verdeutlicht Johann Schmidt: Aktuell gebe es in Moldawien morgens und abends mehrstündige Stromsperren, weil die Versorgung durch den Ukraine-Krieg instabil ist.

Dass der Rüstwagen jetzt auf dem Weg in die Partnerkommune ist, wurde möglich durch eine Neuanschaffung für die Bühler Feuerwehr. Sie war erforderlich geworden, weil zahlreiche Geräte und Ausrüstungsgegenstände nicht mehr den heutigen Anforderungen entsprechen.

Bühler Feuerwehr kann Zuschüsse früher erhalten

Darauf habe auch die Politik reagiert: Die Zweckbindung der Zuschüsse sei vor drei Jahren von 25 auf 20 Jahre reduziert worden, erläuterte Dußmann bei einem Ortstermin Vertretern des Gemeinderats. Zweckbindung, das bedeutet: Erst nach Ablauf dieser Frist gibt es für ein neues Fahrzeug wieder einen Zuschuss.

Auf dem Feuerwehrhof standen drei Rüstwagen-Generationen, anhand derer Dußmann die Veränderungen erläuterte. Das Fahrzeug von 1974 hatte noch elf Tonnen zulässige Höchstmasse und 170 PS. 1996, bei dem jetzt nach Kalarasch rollen Rüstwagen, waren es bereits 14 Tonnen und 240 PS. Die aktuelle Neuanschaffung bringt es auf 16 Tonnen und 320 PS. Die größer gewordene Leistung hat auch mit den Abgasnormen zu tun.

Auch die Kosten sind kaum noch zu vergleichen. 1996 kostete der Rüstwagen 725.000 D-Mark, der Zuschuss belief sich auf 125.000 D-Mark. Jetzt waren 578.000 Euro zu bezahlen, das Land schießt 130.000 Euro zu. Den Zuschuss gibt es, weil der Rüstwagen auch der Überlandhilfe dient. Nur noch in Gaggenau und Rastatt sind im Landkreis weitere Rüstwagen stationiert. Einfach den alten Rüstwagen neu auszustatten, hätte nicht funktioniert: „Das passt nicht, wir hätten ihn umbauen müssen“, sagte Dußmann.

Das neue Fahrzeug, auf das die Feuerwehr zwei Jahre gewartet hat, ist noch einen Tick besser ausgestattet als erwartet (und bezahlt). Es war ursprünglich für die Messe Interschutz in Hannover vorgesehen, die weltweit wohl wichtigste Messe für Rettungsdienst, Brand- und Katastrophenschutz sowie Sicherheit. Deshalb hat der Hersteller MAN es mit etlichen sonst für Bühl nicht möglichen Details ausgestattet. Die Feuerwehr profitierte am Ende davon, dass die Messe wegen Corona nicht stattfinden konnte.

nach oben Zurück zum Seitenanfang