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Schau im Friedrichsbau

Foto-Ausstellung in Bühl zeigt das Leid der Flüchtlinge aus der Ukraine

Eine Foto-Ausstellung in Bühl zeigt in eindringlicher Weise das Leid der Menschen in der Ukraine. Sie ist im Friedrichsbau zu sehen.

Menschen in Fotoausstellung
Die ausdrucksstarken Schwarzweiß-Porträts ukrainischer Flüchtlinge sorgen bei den Besuchern vielfach für Betroffenheit. Foto: Katrin König-Derki

Erschütterung, manchmal sogar Tränen hat die Foto-Ausstellung im Friedrichsbau bei der Vernissage am Samstag ausgelöst. Im Wesentlichen wegen der Bilder selbst: Den ukrainischen Fotografen Tetiana und Anton Myronenko gelang es, den tiefen Schmerz einiger Landsleute in Schwarzweiß-Porträts zu bannen; deren Wirkung wurde dank des Drucks auf riesige Alu-Dibond-Platten zusätzlich verstärkt.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Saales als bewusster, Hoffnung gebender Kontrast bunte Fotos der Gegenwart in Bühl: Tanz in folkloristischen Kleidern, Blumenkränze auf dem Haar; gemeinsames Kochen, lachende Kinder. Dass die siebenjährige Vasilisa musizierte - sie spielte zum Auftakt die Europahymne auf der Geige, im Anschluss sang sie die ukrainische Nationalhymne -, vertiefte die Emotionen ungeahnt stark. Zum Ausklang sollte Tobias Rienth am Piano die Vernissage musikalisch umrahmen.

Freilich sind es die Bilder, die an diesem Abend „mehr aussagen als alle Worte“, wie Tetiana Myronenko es formulierte. Da ist ein aus Irpin geflohener 16-jähriger, der ernst, stark, ja fast ein wenig trotzig in die Kamera schaut. In seiner Heimatstadt waren ihm laut Kurz-Vita „Bilder von Leichen auf den Straßen“ zur Normalität geworden.

Da ist eine alte, ein wenig verloren wirkende Frau, vom Leben und nun auch von unfassbarem Leid gezeichnet. Junge Mütter, Familien. Insgesamt zwölf Schicksale haben die Fotografen über ihre preiswürdigen Bilder ins Licht der Öffentlichkeit gerückt - und somit aus der Anonymität geholt, wie Bürgermeister Wolfgang Jokerst in seiner Einführung unterstrich.

Flüchtlinge aus der Ukraine in Bühl aktiv

Die Idee zur Ausstellung sei von der ukrainischen „Community“ in Bühl ausgegangen. „Wir haben derzeit über 300 Flüchtlinge aus der Ukraine vor Ort. Außergewöhnlich ist, dass sie sich als Gemeinschaft schon mehrfach präsentiert haben, etwa an Markständen oder auf dem Zwetschgenfest.“

Solche Aktionen wie auch die Ausstellung seien hilfreich, um „die Menschen hinter den Zahlen“ heraustreten zu lassen. „Jeder von ihnen hat seine eigene Geschichte, vor und auch während der Flucht.“ Die Schicksale, die das Ehepaar Myronenko zeige, stünden exemplarisch für alle Menschen, die ihr Land wegen Krieg verlassen mussten, betonte er. „Wir haben in Bühl auch viele andere Nationalitäten, beispielsweise Syrer oder Afghanen. Sie werden von der Tafel und uns genauso betreut. Es gibt hier keine Zweiklassengesellschaft, wie manchmal vermutet wird.“

Helferteam unterstützt Arbeit der Bühler Tafel

Sandra Hüsges, Vorsitzende der Bühler Tafel, welche das Fotoprojekt begleitet und unterstützt hatte, beschrieb die Arbeit der Einrichtung und das Angebot einer jungen Ukrainerin im Frühjahr, im Laden zu helfen.

„Nach ihrem Vorbild kamen immer mehr ukrainische Flüchtlinge und bildeten schließlich ein großes Helferteam, unter ihnen auch Anton und Tetiana. Wir sind sehr froh, so viele neue Freunde gewonnen zu haben.“ Entscheidend für die Umsetzung der Ausstellung sei gewesen, dass die Firmen werba print und Geiger Material und Druck kostenlos übernahmen. „Und das Weingut Kropp hat uns für heute Abend Wein geschenkt.“

Abschließend schilderten die Myronenkos ihre eigenen Fluchterfahrungen. „Du gehst schlafen, erwachst am nächsten Morgen, und nichts ist mehr, wie es war“, so Anton. „Plötzlich hast du zwei Leben.“ Tetiana ergänzte sichtlich bewegt: „Allen Deutschen, die uns Ukrainern hier helfen, gibt es so viel zu sagen. Sie haben Ihre Türen und Ihre Herzen für uns geöffnet. Wir danken Ihnen dafür.“

Service

Die Ausstellung ist noch am 16., 21. und 23.12. zu sehen, jeweils von 15 bis 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.

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