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Gesprächsangebot

Plauderkiste: Angebot des Seniorenrats in Bühl steht auf der Kippe

Die Plauderkiste, ein Angebot des ehrenamtlichen Seniorenrats in Bühl, steht vor entscheidenden Wochen. Im Frühjahr könnte sie eingestellt werden

Eine Seniorin hält einen Telefonhörer an ihr Ohr (gestellte Szene).
Das Angebot eines zwanglosen Telefongesprächs, das in der Corona-Pandemie eingeführt worden ist, wird nicht mehr so stark angenommen wie zu Beginn. Foto: Britta Pedersen/dpa

Man kann über alles reden. Eines aber braucht es dazu: einen Gesprächspartner. Daran fehlt es jedoch mitunter, aus ganz unterschiedlichen Gründen. Dieses Manko versucht seit mehr als drei Jahren ein Angebot des Seniorenrats der Stadt Bühl auszugleichen: die Plauderkiste. Jetzt aber ist die Zukunft dieser Gesprächsofferte fraglich.

Die Plauderkiste ist im Corona-Sommer 2020 eingeführt worden. Die Idee war es, angesichts der dramatisch gesunkenen Zahl an persönlichen Treffen eine Kontaktmöglichkeit per Telefon zu bieten. Das Angebot richtet sich vor allem an solche Menschen, denen ein Partner für ein aufmunterndes Gespräch fehlt oder die einfach ein offenes Ohr suchen. Das können Bewohnerinnen von Senioren- und Pflegeheimen ebenso sein wie alleinstehende Senioren.

Zu Beginn war die Nachfrage in Bühl ordentlich

„Wir haben damals mit sechs Leuten begonnen, die zu Hause auf einen Anruf warteten“, berichtet Antje Jessen vom Seniorenrat. „Heute sind wir fünf.“ Die Nachfrage sei auch ordentlich gewesen. Männer und Frauen aus den unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten hätten angerufen und über ein breites Themenspektrum gesprochen.

Das bestätigt Uwe Doderer, der ebenfalls zum Team gehört. „Krankheit, das persönliche Wohlbefinden, das Umfeld, in dem jemand lebt“, all das seien Themen für solche Gespräche. „Mit einer Dame habe ich auch schon mal über die Politik diskutiert.“ Sie stamme aus Baden-Baden und sei mit 91 Jahren die Älteste unter den Anrufern. „Sie hatte angerufen und gefragt, ob sie auch aus Baden-Baden anrufen dürfe“, fügt Antje Jessen an.

Mehrere Angebote in Bühl

Die Plauderkiste ist eine von mehreren Möglichkeiten, ins Gespräch zu kommen. So steht im Stadtgarten das Schwätzbänkel, ebenfalls ein Angebot des Seniorenrats, und im vergangenen Jahr ist das Seniorentelefon eingeführt worden. Das unterscheidet sich von der Plauderkiste: Anrufer erhalten Informationen zu Angeboten und Anlaufstellen in der Stadt.

Die Plauderkiste dagegen ist, wie es der Name schon nahelegt, eine Möglichkeit zum zwangslosen Gespräch. Das betont auch Günter Maier, ein weiteres Mitglied des Seniorenrats, das solche Gespräche führt. Zwar habe das Ganze manchmal etwas von einem Kummerkasten, „aber wir sind keine Beschwerdestelle, die aktiv etwas unternimmt“. Auch sei die Plauderkiste keine Telefonseelsorge und keine psychologische Beratungsstelle, betonen Maier, Jessen und Doderer.

Die Anrufer können sich auf Seriosität und Vertraulichkeit verlassen. Wer sich in der Plauderkiste engagieren möchte und nicht dem Seniorenrat angehört, muss sich persönlich vorstellen und ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen.

Plauderkiste in Bühl hat Stammkunden

Natürlich gebe es eine Hemmschwelle, aber wenn diese überwunden sei, „rufen die Menschen gerne an“. So habe die Plauderkiste einige Stammkunden. Sie seien stets gespannt, welches Mitglied sie des Teams am Telefon haben werden, berichtet Jessen. Auch zu persönlichen Treffen sei es schon gekommen. „Ich habe Anrufer schon in unseren Seniorentreff Kaleidoskop eingeladen, die dann tatsächlich auch gekommen sind“, erzählt Maier. „Nachdem man ein Jahr lang immer mal wieder telefoniert hat, sieht man sich dann mal live.“

Mittlerweile habe die Nachfrage deutlich nachgelassen. Deshalb stelle sich die Frage, ob das Angebot weitergeführt oder eingestellt werden solle, berichtet Jessen. Entscheidend würden die nächsten Monate. Die Hoffnung ruhe auf dem Winter: „Wir fangen die dunkle Zeit auf.“ Je nach dem, wie sich die Nachfrage entwickle, falle dann die Entscheidung über „hopp oder topp“.

Telefon auch an Weihnachten geschaltet

Ausgerechnet in der Vorweihnachtszeit aufzuhören, komme nicht infrage. „Viele Menschen sind an Weihnachten allein, und das können wir vielleicht durch die Gespräche vorher ein bisschen auffangen“, hofft Jessen. Da der zweite Weihnachtsfeiertag auf einen Dienstag falle, einem von zwei festen Tagen der Plauderkiste, sei das Telefon auch an diesem Tag für zwei Stunden besetzt. Danach könnte man vielleicht von zwei auf einen Termin zurückgehen.

„Es wäre schade, wenn so ein schönes Angebot fallen gelassen werden müsste“, sagt Jessen. Um es zu verhindern, wolle der Seniorenrat den Bekanntheitsgrad der Plauderkiste unter anderem dadurch erhöhen, dass das Angebot direkt in Seniorenheimen vorgestellt werde. Denn, so ist sich Uwe Doderer sicher, „die Gesellschaft hat Gesprächsbedarf, und viele Menschen haben keinen Gesprächspartner“.

Termine

Die Plauderkiste ist geöffnet dienstags und freitags jeweils von 15 bis 17 Uhr unter (07223) 3009185. In der übrigen Zeit kann auf den Anrufbeantworter gesprochen werden. Ein Rückruf erfolgt dann in der nächsten Sprechzeit.

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