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Warten auf Zuschuss

Hilfe für Senioren soll in Bühl per App kommen

Hilver heißt das neue digitale Hilfenetzwerk für Senioren auf ehrenamtlicher Basis. Der Bühler Gemeinderat hat grundsätzlich grünes Licht für die App gegeben.

Ein älteres Paar geht mit Einkaufstrolley und -tasche durch die Straßen.
Eine App soll Senioren im Alltag unterstützen. Damit können sie Helfer informieren, wenn sie beispielsweise Hilfe beim Einkaufen brauchen. Foto: Silas Stein/dpa

Was ist Hilver? Mit dieser Frage beschäftigte sich der Bühler Gemeinderat. Thomas Walter aus Ötigheim, der Gründer der Inititative, stellte das Konzept für die Hilfevermittlung für Senioren vor. Dafür steht übrigens auch Hilver. Es ist die Abkürzung für Hilfe und Vermittlung.

Bürgermeister Wolfgang Jokerst (Grüne) sprach von einem flexiblen Instrument für die Seniorenarbeit. Über eine App auf dem Smartphone wird Nachbarschaftshilfe für ältere Menschen organisiert.

Möglichst lange in den eigenen vier Wänden

Walter erläuterte das Konzept. „Senioren wollen möglichst lange in ihren vier Wänden leben“, erklärt er. Mit zunehmendem Alter benötigen sie aber Unterstützung im Alltag. 

Walter nannte Beispiele: der Gartenschnitt, der entsorgt werden muss, der Arztbesuch oder das Einkaufen. Hilver hat eine einfache App mit nur sechs Kacheln entwickelt, über die Senioren unklompiziert Unterstützung anfordern können. 

Das Angebot gibt es inzwischen bereits in acht Kommunen. Insgesamt haben sich 217 ehrenamtliche Helfer, die meisten unter 50 Jahre, gemeldet. Dem stehen 160 Nutzer gegenüber, die das Angebot in Anspruch nehmen. 206 Dienstleistungen wurden bisher vermittelt. 

Nach Auskunft von Walter war es bislang kein Problem, ehrenamtliche Helfer zu finden, weil sich diese nicht zu regelmäßigen Arbeiten verpflichten müssen. Wenn ein Senior eine Anfrage für eine bestimmte Dienstleistung über die App startet, greift der Helfer zu, der gerade dann Zeit hat. Die Flexibilität ist also groß. 

Polizeiliches Führungszeugnis ist Pflicht

Alle Helfer müssen sich im jeweiligen Rathaus registrieren. Die Gemeindeverwaltungen verlangen polizeiliche Führungszeugnisse. Damit soll verhindert werden, dass die Senioren an Kriminelle geraten. 

Nimmt ein ehrenamtlicher Helfer einen Auftrag an, erhalten die alten Leute mit der Bestätigung sein Foto. Die Helfer sind bei ihren Einsätzen versichert. Ihr Engagement soll, um keine Konkurrenz zu professionellen Anbietern zu sein, nicht länger als eine Stunde dauern. 

Die Kosten für die Software sind allerdings nicht niedrig und werden in der Verwaltungsvorlage mit 6.240 Euro pro Jahr angegeben. Die ausführende Firma AVT will Fördermittel über das Sozialministerium akqurieren. 

Federführend bei der Antragstellung ist die Stadt Gaggenau. Auch Rastatt, Baden-Baden, Gernsbach und Forbach sind dabei. Wenn Subventionen fließen, bliebe bei der Stadt Bühl lediglich ein Eigenanteil von 520 Euro pro Monat für die Lizenzgebühren. 

Zustimmung bleibt zunächst ohne Konsequenzen

Weil sich das Zuschussverfahren verzögert, hat der Gemeinderat zunächst nur einen Grundsatzbeschluss gefasst. Bühl tritt dem digitalen Helfernetzwerk bei. Das hat zunächst aber keine Konsequenzen. 

„Ich bin von der Plattform begeistert“, meinte Georg Schultheiß (FW). „Junge Menschen finden unmittelbar Zugang, um Senioren zu helfen.“ „Das ist eige gute Sache“, fand auch Georg Feuerer (CDU). 

Allerdings gebe es im Schnitt nur 25 Nutzer in den bisherigen acht Kommunen. Dem stehe eine Investition von mehr als 6.000 Euro für die App gegenüber. In Gaggenau habe man dem Projekt deshalb nur unter dem Vorbehalt der Förderung zugestimmt. 

Lutz Jäckel (FDP) verwies auf die kostenlosen Rikscha-Fahrten für Senioren, die seit 2021 von ehrenamtlichen Helfern in Bühl angeboten werden und sich großer Beliebtheit erfreuen. Jäckel gehört zu den Initiatoren. „Entscheidend ist eine gute Auftaktveranstaltung und Werbung“, meinte er. „In Bühl sind noch alle 20 Piloten dabei.“

Timo Gretz (SPD) begrüßte das Konzept. Er warnte aber, weil gerade das Smartphone von Kriminellen gerne genutzt wird, um Senioren zu betrügen. Wenn die Senioren statt Nutzung der App im Rathaus anrufen müssten, um Hilfe anzufordern, werde das Angebot personalintensiv und teuer. Walter Seifermann (GAL) sprach von einer „interessanten Sache“. 

„Wir sollten das tun“, forderte er. „Senioren beherrschen heute Smartphones“, stellte Daniel Fritz (CDU) fest. „Wir müssen das Ding zum Fliegen bringen.“

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