Skip to main content

Am runden Tisch

Bürgermeisterkandidat in Rheinmünster: Frank Tschany will Dialog mit Ortsteilen suchen

Bezahlbarer Wohnraum für sozial Schwächere, Tier- und Naturschutz: Es sind nur zwei Themen, die Bürgermeisterkandidat Frank Tschany besetzt. Welche Ideen für Rheinmünster hat er noch?

Mann
Frank Tschany aus Bühl kandidiert für das Amt des Bürgermeisters in Rheinmünster. Er will die Gemeinde mehr in den Fokus der Öffentlichkeit rücken. Foto: Jörg Seiler

Wer wird Bürgermeister in Rheinmünster? Vielleicht klärt sich diese Frage schon im ersten Wahlgang am 6. November. Im Vorfeld haben wir den Kandidaten mal auf den Zahn gefühlt, wie sie die zentralen Herausforderungen in der Kommune angehen wollen, welche Ideen sie haben.

In diesem Teil der Interviewreihe steht Frank Tschany unserem Redakteur Jörg Seiler Rede und Antwort.

Gesetzt den Fall, die Rheinmünsteraner wählen Sie zu ihrem neuen Bürgermeister, was steht dann ganz oben auf Ihrer Agenda? Welches Projekt gehen Sie als erstes an?
Tschany

Es gab in jüngerer Zeit immer wieder Sachbeschädigungen an öffentlichen Gebäuden, Farbschmiereien an der Schule zum Beispiel. Da sollte man überlegen, ob man nicht Überwachungskameras installiert. Das könnte zumindest mal der Prävention dienen, man könnte auch Täter erwischen und es wäre ein Beitrag zu öffentlichen Sicherheit. Das wäre eine der ersten Aufgaben, die ich angehen würde.

Rheinmünster, ein Kind der Gemeindeform, zeichnet sich durch sehr selbstbewusste Ortsteile aus, die auch sehr unterschiedlich sind. Derzeit ist es so, dass die Ortschaftsräte bei den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln strikte Auflagen haben. Wie werden Sie das handhaben? Wie selbständig dürfen Ortsteile sein?
Tschany

Jeder Ortsteil hat natürlich seine Ideen und will seine Richtung gehen. Da müsste man schauen, dass man erst einmal alle an einen Tisch bekommt, um ein Meinungsbild zu erhalten. Daraus sollte dann ein Konzept erstellt werden, bei dem für alle Beteiligten das Beste herauskommt. Das heißt, letztlich auch, immer eine gute Lösung für die ganze Gemeinde zu finden.

Ein großes Thema war in der Vergangenheit das Hallenbad in Greffern. Es wurde aufwendig saniert und stellt einen wichtigen Baustein in der kommunalen Infrastruktur von Rheinmünster dar. Sehen sie eine Chance, dass – trotz drastisch steigender Energiepreise – das Hallenbad im ländlichen Raum eine Zukunft hat?
Tschany

Derzeit sind die Energiepreise die zentrale Frage, gerade bei einem Hallenbad. Energie sparen ist das eine, aber wenn das Wasser zu kalt ist, kommen weniger Leute. Das schlägt sich auf die Einnahmen nieder. Auf jeden Fall ist das Hallenbad für Rheinmünster eine wichtige Einrichtung, und in der Regel darf es auch mal ein Zuschussgeschäft sein. Doch die Kosten dürfen nicht ins Uferlose gehen.

Der Rhein fließt über rund zwölf Kilometer an Rheinmünsteraner Gemarkung entlang, es gibt bei Greffern sogar eine Fähre. Es gibt mit Sère et Garon (Südfrankreich) eine Partnergemeinde. Doch irgendwie scheint das deutsch-französische Verhältnis etwas eingeschlafen zu sein. Welche Impulse wollen sie der deutsch-französischen Freundschaft geben?
Tschany

Die deutsch-französische Freundschaft bedeutet mir sehr viel. Ich habe französische Verwandte, ein Onkel von mir ist Franzose, mein Opa war Franzose und ich war früher selbst mal im Elsass. Für mich ist diese Völkerfreundschaft wichtig. Deshalb sollten wir sie pflegen. Über die Vereine bestünde eine Möglichkeit. Zum Beispiel über einen Tag der offenen Tür, dass sich die Vereine hüben und drüben präsentieren und sich gegenseitig besuchen. Die Jugend spielt ebenfalls eine wichtige Rolle, hier könnten sich die jungen Menschen beiderseits des Rheins über einen Austausch einfach noch besser kennen lernen.

Rheinmünster ist in Wirtschaftsstandort. Es gibt nicht nur Global Player wie Dow, es gibt auch zahlreiche Mittelständler. Wie sieht es mit der Zukunftssicherung aus? Welche entscheidenden Weichen wollen sie für den Wirtschaftsstandort stellen?
Tschany

Wir sollten Rheinmünster mehr in den Fokus rücken. Das lässt sich zum Beispiel mit größerem Veranstaltungen bewerkstelligen, die Gäste von außerhalb locken. Ich denke da durchaus schon mal an ein größeres Open-Air-Konzert. Wenn die Auswärtigen sehen, in dieser Gemeinde tut sich was, haben wir schon etwas erreicht. Und wer Rheinmünster positiv sieht, denkt eventuell darüber nach, sich dort als niederzulassen, zum Beispiel als Selbständiger. Von einer lebendigen Gemeinde mit Gästen profitieren viele weitere Betriebe, zum Beispiel die Gastronomie. Das ist ein Aspekt der Wirtschaftsförderung. Ich denke zudem an eine Ausbildungsmesse, die jungen Menschen zeigt, was es alles in Rheinmünster gibt.

Baden-Airport – FKB: Welche Rolle wird der in ihrer Arbeit als Bürgermeister spielen?
Tschany

Wir brauche den Flughafen Karlsruhe-Baden-Baden als Geldbringer. Viele Menschen fliegen gern. Aber ich haben in meinen Gesprächen auch gehört, viele Menschen nehmen davon Abstand, weil sie es sich nicht mehr leisten können. Insofern stellt sich die Frage, wie sich alles weiterentwickelt.

Flüchtlingsunterbringung. Was ist für Sie da möglich, auch mit Blick auf die jüngste Resolution der hiesigen Bürgermeister.
Tschany

Menschen in Not muss geholfen werden, das ist unsere humanitäre Verpflichtung. Die Menschen müssen untergebracht, versorgt und betreut werden. Insofern gibt es für mich Grenzen des Machbaren, auch mit Blick auf die vielen, weiteren sozialen Aufgaben einer Kommune. Ich habe in meinem Wahlprogramm ja geschrieben, dass ich mich generell für mehr bezahlbaren Wohnraum einsetzen will.

ÖPNV in der Fläche: Sehen sie die Gemeinde in dieser Hinsicht schon ausreichend versorgt?
Tschany

Was die Busverbindungen anbelangt, sind die Meinungen in Rheinmünster ganz unterschiedlich. Ich habe in Gesprächen gehört, es sei ausreichend, andere sagen, es könnte mehr sein. Für mich könnte der Takt noch etwas dichter sein.

Was passiert mit den vielen Badeseen und den inzwischen stark eingeschränkten Bademöglichkeiten? Auch da gab es ja in der Vergangenheit Schlagzeilen.
Tschany

Aus meiner Jugendzeit kenne ich die Badeseen im Raum Rheinmünster gut, ich war selbst viel dort. Aber ich habe das Gefühl, der Besucherstrom hat nachgelassen. Es hat auch eine andere Qualität bekommen. Ich würde auf jeden Fall die aktuellen Restriktionen lockern.

Zukunftssicherung: Kinder sind unserer Zukunft. Das heißt, eine Kommune braucht junge Familien und die brauchen die entsprechende Infrastruktur. Hat die Gemeinde Ihrer Ansicht nach da schon alle Hausaufgaben gemacht?
Tschany

Um junge Familien nach Rheinmünster zu locken, kann man durchaus noch ein paar Hausaufgaben machen. Wichtig ist die Infrastruktur. Gibt es die nötigen Ärzte, die örtliche Nahversorgung. Bei letzterer ist in vielen Ortsteilen noch Luft nach oben. Aber wer traut sich aktuell noch als Einzelhändler in die Selbständigkeit? Vielleicht könnte man da über eine Einstiegshilfe, eine Art Übergangsgeld etwas erreichen. Aber solche Dinge entscheidet letztlich der Gemeinderat.

Uhu-Werk: Produktion in Rheinmünster. Ohne Verwaltung gibt es aber keine Gewerbesteuer. Was kann man da tun?
Tschany

Wenn das wirklich soweit wäre, würde ich aktiv auf das Unternehmen zugehen und darum werben, dass auch die Verwaltung nach Rheinmünster kommt. Natürlich freut man sich über Arbeitsplätze, aber die Gewerbesteuer ist ebenso wichtig. Das müsste man Uhu schmackhaft machen.

nach oben Zurück zum Seitenanfang