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Früherer Verbandspräsident

Trauer um Egon Gushurst: Seine Treue zur Genossenschaftsidee hält ein Leben lang

Egon Gushurst hat an der Spitze des Badischen Genossenschaftsverbands weitreichende Fusionen vorangetrieben. Zudem war er zwölf Jahre CDU-Landtagsabgeordneter. Gushurst starb im Alter von 92 Jahren.

Ein Mann steht vor einer Hecke
Prägend: Egon Gushurst reformierte das Genossenschaftswesen in Baden. Foto: Alois Huck

Ein waschechter Sinzheimer und Genossenschafter durch und durch – das war Egon Gushurst zeit seines Lebens. Er ist in Sinzheim aufgewachsen, dort hat er immer gewohnt.

Die Genossenschaftsidee, das heißt der Glaube an die Kraft der Solidarität im ländlichen Raum, hat ihn geprägt wie kaum einen anderen. Auf dem Höhepunkt seiner beruflichen Laufbahn war er Präsident des Badischen Genossenschaftsverbands. Nun ist Gushurst im Alter von 92 Jahren gestorben.

Gushurst war jahrzehntelang führender Kopf und Gesicht des Genossenschaftswesens in Baden. Nach seinem Examen als Bilanzbuchhalter fand er zu Beginn der 1950er Jahre den Weg zum Raiffeisenverband in Karlsruhe. Diesem gehörten damals mehr als 2.000 örtliche Genossenschaften an.

Genossenschaften bündeln ihre Kräfte: Egon Gushurst wird Präsident

Der Raiffeisenverband berief Gushurst 1965 in den Vorstand. Sechs Jahre später stieß Gushurst eine weitreichende Fusion an: Der Raiffeisen- und der Volksbankenverband schlossen sich zum Badischen Genossenschaftsverband zusammen, um ihre Kräfte zu bündeln.

Gushurst wurde 1978 Präsident dieses genossenschaftlichen Großverbands und leitete ihn bis 2002. In dieser Zeit trugen alle wichtigen geschäfts- und organisationspolitischen Entscheidungen Gushursts Handschrift.

Egon Gushurst initiiert den Konzentrationsprozess

Der Präsident trieb weitere Fusionen konsequent voran. Unter seiner Ägide wurden aus einst mehr als 1.200 Kredit- und Warengenossenschaften rund 400. Zudem verringerte sich die Zahl der Volks- und Raiffeisenbanken in Baden von über 500 auf 90. Gushurst setzte mit diesem Konzentrationsprozess darauf, die Genossenschaften leistungs- und wettbewerbsfähiger aufzustellen.

Der Badische Genossenschaftsverband würdigte Gushursts Verdienste, indem er ihn 2002 beim Antritt des Ruhestands zum Ehrenpräsidenten ernannte. Auch die Politik zeichnete das mehr als 50-jährige Engagement für das Genossenschaftswesen aus. Der damalige baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger verlieh Gushurst 2006 die Verdienstmedaille des Landes.

Das politische Mandat des CDU-Abgeordneten dauert zwölf Jahre

Zum genossenschaftlichen kam das politische Engagement. Gushurst zog 1976 als CDU-Abgeordneter und Nachfolger von Camill Wurz mit rund 66 Prozent Stimmenanteil in den Landtag von Baden-Württemberg ein. 1980 und 1984 verteidigte er sein Mandat mit jeweils mehr als 60 Prozent der Stimmen. Gushurst erhielt 1988 das Bundesverdienstkreuz für seine politische Arbeit.

Als Abgeordneter widmete er sich vor allem der Mittelstands-, Finanz-, Umwelt- und Agrarpolitik. Die Einzelgespräche in seiner Sinzheimer Wohnung und die sonntäglichen Frühschoppen waren damals legendär.

Ehrenpräsident lehrt an der von ihm gegründeten Akademie

Gushurst blieb als Genossenschafter und als Politiker Sinzheim immer eng verbunden. Er entstammte einer dort alteingesessenen Familie und gründete in seinem Heimatort selbst eine Familie, aus der vier Kinder hervorgingen.

Die Treue zu Sinzheim währte das ganze Leben lang. Gushurst brachte sich auch im Ruhestand ins Gemeindeleben ein. Zudem lehrte er als Dozent an der von ihm gegründeten Genossenschafts-Akademie in Karlsruhe.

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