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Hotelier, Projektentwickler und Maurermeister stehen vor dem Kadi

Versuchter Versicherungsbetrug: Brand des Berghof hat Nachspiel vor dem Amtsgericht

Der Brand der ehemaligen Drogenklinik Berghof an der Schwarzwaldhochstraße im Jahr 2013 hat ein Nachspiel vor dem Amtsgericht Baden-Baden. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Hotelier versuchten Versicherungsbetrug vor.

Gebäude der ehemaligen Kurklinik Berghof in Brand

Gebäudebrand

Bühlertal – Aus bislang unbekannter Ursache brach gg. 03.30 Uhr am Gebäude der ehemaligen Kurklinik Berghof ein Brand aus. Die verständigten Feuerwehren sind derzeit mit den Löscharbeiten an dem momentan leerstehenden mehrstöckigen Gebäude beschäftigt.

Zu diesem Zwecke wurde die L 83 zwischen der B 500 und Bühlertal komplett für den Verkehr gesperrt.
Zur Höhe des Gebäudeschadens und der Dauer der Löscharbeiten, bzw. Sperrmaßnahmen können derzeit keine Angaben gemacht werden
Brand Berghof
Nur noch Ruine: Die ehemalige Drogenklinik Berghof bei Bühl beschäftigt das Amtsgericht Baden-Baden. Nach dem Brand 2013 geht es jetzt um versuchten Versicherungsbetrug. Foto: Bernhard Margull

Der Brand des Berghofs unterhalb der Schwarzwaldhochstraße bei Bühl im Jahr 2013 hat jetzt ein juristisches Nachspiel vor dem Schöffengericht des Amtsgerichts Baden-Baden unter dem Vorsitz von Richter David Metz.

Die Staatsanwaltschaft Baden-Baden wirft einem 69-jährigen Hotelier versuchten Versicherungsbetrug und Prozessbetrug vor. Mitangeklagt sind ein 71-jähriger Projektentwickler und ein 69-jähriger Maurermeister. Ihnen werden Beihilfe zum versuchten Versicherungsbetrug beziehungsweise eine uneidliche Falschaussage vor Gericht zur Last gelegt.

Ursprünglich waren fünf Prozesstage mit knapp zwei Dutzend Zeugen geplant. Doch bereits am ersten Prozesstag am Mittwoch kam es zu einer erheblichen Verzögerung. Weil sich die Zeugenvernehmung des Brandermittlers der Polizei und des Mitarbeiters der Versicherung über mehrere Stunden zog, endete der erste Verhandlungstag erst nach Redaktionsschluss. Das lag vor allem daran, dass einer der Verteidiger immer wieder nachbohrte.

Nach Auskunft von Michael Klose, dem Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Baden-Baden, ist der ursprüngliche Terminplan unter diesen Voraussetzungen vermutlich nicht mehr zu halten. „Wir stehen ganz am Anfang der Beweisaufnahme“, erklärte Klose gegenüber dieser Redaktion.

Berghof steht seit zwei Jahrzehnten verlassen im Schwarzwald

Der Berghof steht seit mehr als zwei Jahrzehnten verlassen im Schwarzwald. Nach zwei Bränden 2013 und 2017 ist die frühere Fachklinik nur noch eine Ruine. Dabei war dies einst eine feine Adresse an der Schwarzwaldhochstraße. Das Hotel wurde 1898 einen halben Kilometer unterhalb des älteren Kurhauses Sand eröffnet. Bei einem Bombenangriff im März 1945 wurde das Hotel, in dem inzwischen ein Sicherheitsdienst des NS-Staates untergebracht war, zerstört.

Nach dem Krieg entstand ein unattraktiver viergeschossiger Neubau. Es wurde von der Landesversicherungsanstalt unter dem Namen „Straßburger Hof“ in den Jahren 1953 und 1954 als Kurheim betrieben.

1976 wurde das Hotel zur Klinik für drogenabhängige Frauen. Es erhielt nun den Namen „Berghof-Klinik“. 1989 übernahm die Dechow-Stiftung den Betrieb und führte ihn bis 1997 fort. Pläne für eine Modernisierung scheiterten, das Gebäude steht seitdem leer.

Im Grundbuchauszug, den das Grundbuchzentralarchiv in Kornwestheim dieser Redaktion auf Anfrage zur Verfügung gestellt hat, erscheint eine Auflassung vom 23. August 2012. Damals wurde die Baden-Badener Höhe-Hotel GmbH mit Sitz in Bühl ins Grundbuch eingetragen. Sie übernahm das Anwesen von der DBE Liegenschaften GmbH & Co IDB Projekt KG (München), die das Haus 2006 von der Dechow-Stiftung in Mosbach erworben hatte. Polizei und Feuerwehr gingen übrigens bei beiden Bränden 2013 und 2017 von Brandstiftung aus.

Brandstifter wurden nie ermittelt

Der 69-jährige Hotelier wollte die frühere Fachklinik als Hotel neu eröffnen. Bevor es dazu kam, stand das Gebäude in Flammen. Die Brandstifter wurden nie ermittelt.

Staatsanwalt Andreas Staffhorst wirft dem Hotelier versuchten Versicherungsbetrug vor. Mit der Behauptung, das Gebäude sei nahezu vollständig renoviert gewesen, soll er rund 165.000 Euro von der Versicherung gefordert haben. Ein 71-jähriger Projektentwickler und ein 69-jähriger Maurermeister sollen ihn bei seinen Plänen unterstützt haben.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Berghof zum Zeitpunkt des ersten Brandes im Juni 2013 keineswegs weitgehend renoviert war und nicht kurz vor der Neueröffnung stand. Die Versicherung lehnte damals die Schadensregulierung ab. Dagegen klagte der Eigentümer vergeblich vor dem Zivilgericht.

„Der Hauptangeklagte hat am Mittwoch vor Gericht keine Angaben gemacht“, berichtete Michael Klose. „Einer der Mitangeklagten hat ein Geständnis abgelegt, der andere hat sich bislang nur zum objektiven Tatgeschehen geäußert.“

An den weiteren Prozesstagen wird es nun um die Klärung der Frage gehen, in welchem Zustand sich der Berghof vor dem ersten Brand im Jahr 2013 befunden hat.

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