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Mit Zweierpasch

Mit Musik gegen schlimme Erfahrungen: Zwei Projekte gehen in Bühl Hand in Hand

Sich auf die eigenen Kräfte zu besinnen, das war das Ziel einer Aktion für Jugendliche mit Migrationshintergrund in Bühl. Dabei spielte Musik eine wichtige Rolle.

Gemeinsam gerappt: Mit dem Ende des Zwei-Herzen-Projekts für Jugendliche mit Migrationsgeschichte startete in Bühl die interkulturelle Woche. Dabei führten die Leadsänger von Zweierpasch die Jugendlichen hin zu einem Rap-Song.
Gemeinsam gerappt: Mit dem Ende des Zwei-Herzen-Projekts für Jugendliche mit Migrationsgeschichte startete in Bühl die interkulturelle Woche. Dabei führten die Leadsänger von Zweierpasch die Jugendlichen hin zu einem Rap-Song. Foto: Martina Fuß

Das Zwei-Herzen-Projekt für Jugendliche mit Migrations- und Fluchtgeschichte endete, und gleichzeitig begann die interkulturelle Woche in Bühl. Der Übergang war geschickt verwoben durch einen Workshop, in dem Jugendliche einen Rap-Text schrieben, der dann abends, beim Eröffnungskonzert der interkulturellen Woche im Jugendzentrum KOMM aufgeführt wurde.

Die Aufregung war groß, als die Jugendlichen vor der Bühne auf ihren Auftritt warteten. Die Freiburger Band Zweierpasch hatte mit ihrer Show für Stimmung gesorgt, als Samuel, Finn, Amelie, Emma, Caro, Levin und Vivien auf die Bühne traten und ihren eigenen Rap-Song performten.

Jugendliche eröffnen mit Rap-Song die interkulturelle Woche in Bühl

Zum Lohn gab es riesigen Beifall für den gelungenen Auftritt, der von den beiden sympathischen Leadsängern der Band, den Zwillingen Till und Felix Neuman aus Freiburg und Straßburg, im Workshop ausgezeichnet vorbereitet wurde.

„Zwei-Herzen ist ein Empowerment-Projekt des DRK-Kreisverbands Bühl-Achern in Kooperation mit der Stadt Bühl“, erklärt Christine Schmelzle vom DRK. Gefördert wurde es durch die Aktion Mensch, die zusammen mit der Stadt Bühl ein Folgeprojekt in Aussicht gestellt hat.

„Viele Kinder und Jugendliche haben schlimme Flucht- und Kriegserfahrung und können die deutsche Sprache nicht, wenn sie zu uns kommen. Mit verschiedenen gemeinsamen Unternehmungen richten wir den Blick auf ihre Fähigkeiten und Stärken.“

Es ist verblüffend, wie die Kinder ihre Fähigkeiten zeigen.
Christine Schmelzle
DRK-Mitarbeiterin

Und tatsächlich sei bei allen eine unglaubliche Entwicklung festzustellen, sowohl sprachlich als auch in der Persönlichkeit, erzählt die DRK-Mitarbeiterin begeistert. Mancher, der sich zunächst nicht getraut habe, sei erkennbar mutiger geworden. „Es ist verblüffend, wie die Kinder ihre Fähigkeiten zeigen, wenn sie nur ein wenig gefördert werden“, ist Christine Schmelzle immer noch beeindruckt.

Neben dem gemeinsamen Erarbeiten von Kalendern, kleinen Videos und Podcasts machte die Gruppe auch Ausflüge, etwa nach Straßburg. Dort, wo sich vor nicht allzu langer Zeit zwei Nationen feindlich gegenüberstanden, gibt es heute Brücken und nicht weit entfernt das Europaparlament, wo die einstigen Feinde gemeinsame Politik machen. Das Ziel sei gewesen, den jungen Leuten bewusst zu machen, dass es ein Schatz ist, zwei Sprachen zu sprechen und zwei Kulturen zu kennen.

Genau dieses Thema greift auch die Hip-Hop-Band Zweierpasch auf, die ihre Songs auf Französisch und Deutsch singen. Sie selbst nennen sich Grenzgänger, so wie ihr bekanntester Titel. Die Texte sind ebenso rebellisch wie poetisch und politisch.

Zweierpasch war Freiburgs Band des Jahres, hat im französischen Außenministerium den Adenauer-De-Gaulle-Preis verliehen bekommen, tritt in Afrika, Asien und Europa auf und zusammen mit Udo Lindenberg und Nico Santos. Ihre neueste Bühne ist die Tram zwischen Kehl und Straßburg.

Rap-Workshop mit „Zweierpasch“ und einer Gruppe vom Bühler Windeck-Gymnasium

Jetzt also sind sie im Bühler Jugendzentrum, zusammen mit den Zwei-Herzen-Jugendlichen, einer Gruppe vom Windeck-Gymnasium, die mit ihren Französisch-Lehrerinnen Beatrice Senski und Heike Busch gekommen sind und einer jungen Ukrainerin von der Aloys-Schreiber-Schule. Ziel des Workshops ist, gemeinsam mehrsprachige Rap-Texte zu formulieren, die im besten Falle abends auf die Bühne kommen würden.

Natürlich war der Anfang schwer. Aber Till und Felix sind geübt im Umgang mit Jugendgruppen. Sie leiten Bildungsprojekte und rappen rund um den Globus mehrsprachig zu Politik, Geschichte und Umwelt. „Hip-Hop macht Schule“ heißt dieses Programm, für das sie 2018 ihre eigene Schule, die Ecole du Flow, gegründet haben.

Schnell haben die beiden das Vertrauen gewonnen, indem sie respektvoll auf die jungen Texter zugehen, ihre Beiträge wertschätzen, sich auf Augenhöhe begeben. „Was braucht ein guter Hip-Hop-Rap-Song?“, lautet die erste Frage. Schnell ist klar, es braucht Worte, Reime, Strophen, einen Refrain, eine Bridge und natürlich eine Melodie.

Wie viele Silben braucht eine Strophe im Viervierteltakt? „Vier, acht, zwölf oder 16, das ist alles richtig“, erklärt Till. Eine bildhafte Sprache sei außerdem hilfreich. Als erste Übung gilt es, ein Wort zu finden, das sich auf den eigenen Namen reimt. Schließlich gibt es Zeit, um in Gruppenarbeit acht Zeilen zu entwerfen zu einem vorgegebenen Beat und Refrain.

Ein Versuch, der erstaunlich erfolgreich ausgeht und von Till und Felix umgehend als bühnenreif für das Abendprogramm auserkoren wurde.

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