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Ablösung des Verbrenners

Neuausrichtung des Daimler-Werks in Gaggenau nimmt Form an

Corona-Pandemie, Halbleiter-Probleme und jetzt der Ukraine-Krieg: Obwohl es immer wieder große Herausforderungen gab, fallen Rückblick und Ausblick des Daimler-Standortverantwortlichen in Gaggenau positiv aus. Und auch der Betriebsrat ist zufrieden.

In den letzten Zügen: Der Neubau des  Daimler-Gebäudes an der Goethe-/ Michelbacherstraße in Gaggenau.
In den letzten Zügen: Der Neubau an der Goethestraße soll noch in diesem Jahr fertig werden. Im neuen Bau 50 werden dann Türen, Motorhauben und Kofferraumdeckel lackiert und verpackt – und Ideen für die Zukunft geschmiedet. Foto: Peter Kraft

Er wächst stetig in die Höhe, der neue „Bau 50“ auf dem Daimler-Werksgelände in Gaggenau. Wie Werksleiter Thomas Twork im ersten Quartalsgespräch des Jahres erklärte, liegen die Arbeiten für das neue Klappenteilezentrum „im Plan“.

Auch Gesamtbetriebsratsvorsitzender Michael Brecht zeigte sich mehr als zufrieden. „Der neue Bau 50 ist ein Wahrzeichen, das für die Neuausrichtung steht.“ Diese Neuausrichtung meint das, was sonst auch gerne „Transformationsprozess“ genannt wird – sprich, die Umstellung der Automobilbranche auf alternative Antriebsformen. Bei Daimler heißt das vor allem: e-Mobilität.

Mit der Entscheidung, das Gaggenauer Werk gemeinsam mit dem Werk Kassel zum Kompetenzzentrum in Sachen elektrischer Antriebskomponenten zu machen, spielt das Murgtal hier eine entscheidende Rolle.

Produktion für den e-Actros soll in Gaggenau hochgefahren werden

Bereits im vergangenen Jahr sei in Gaggenau die Produktion der Komponenten für den e-Actros angelaufen, so Twork: „Und die Produktion soll weiter hochgefahren werden.“ In diesem Jahr sollen Komponenten für den eEconic für den europäischen Markt und den eCascadia und den eM2 für den nordamerikanischen Markt folgen.

Der neue Bau 50 ist ein Wahrzeichen, das für die Neuausrichtung steht.
Michael Brecht, Gesamtbetriebsratsvorsitzender

Parallel dazu werde aktuell geklärt, welche Teile künftig in Gaggenau produziert werden können. „Das ist jetzt die entscheidende Phase, um Impulse zu setzen“, so Twork, der insgesamt aber eher vage blieb. „Die letzte Strophe des Lieds“ sei noch nicht gesungen, es gehe jetzt darum zu klären, mit wem was genau gemacht werden könne. „Alleine ist ein solcher Prozess nicht mehr zu schultern“, betont der Werksleiter. Klar sei aber: Die Zerspanung habe auch im elektrischen Zeitalter ihre Daseinsberechtigung. „Und wir haben die Möglichkeit zu zeigen, was wir können.“

Noch im Laufe dieses Jahres soll laut Twork die Infrastruktur des neuen Kompetenzzentrums stehen. Das heißt, Büros und Werkstätten sind fertig und eine etwa 20-köpfige „Kernmannschaft an Bord“. Bis in Gaggenau auch visionär produziert wird, wird allerdings noch einige Zeit ins Land gehen, stellte der Werksleiter klar: „Das braucht drei bis fünf Jahre Zeit für die Entwicklung und den Aufbau der Produktionsanlagen.“

Während Gaggenau das neue Leitbild „Kompetenzzentrum“ erhalten hat, ist das Werk in Kuppenheim für die Pilotfabrik im Batterie Recycling bestimmt worden. Lange war hier auch Gaggenau im Spiel.

Fest steht: Für mehr als die Pilotanlage ist auf dem Kuppenheimer Werksgelände kein Platz. In Gaggenau aber auch nicht, wie Gesamtbetriebsratsvorsitzender Michael Brecht betont. Anders als Twork darf er auch zum Bereich Mercedes-Benz sprechen, zu dem Kuppenheim seit der Aufspaltung gehört. Twork hingegen kann sich nur zu Daimler-Trucks äußern.

„Bürgermeister-Contest“ bei der Standort-Suche für das Batterie-Recycling

„Weder an dem einen Standort noch an dem anderen hätten wir genügend Platz“, sagt Brecht zu einer dauerhaften Batterie-Recycling-Anlage. Er, der sich nicht nur lange für das Projekt an sich, sondern auch für den Standort Gaggenau stark gemacht hat, bringt nun einen „Bürgermeister-Contest“ ins Spiel: „Jeder Bürgermeister soll gerne Flächen einbringen.“

Gebraucht würden 30.000 bis 40.000 Quadratmeter. Während Kuppenheims Bürgermeister Karsten Mußler bereits eine Fläche gegenüber des Presswerks an der L67 genannt hat, arbeite die Stadt Gaggenau laut Brecht noch „fieberhaft an Möglichkeiten“. Brecht jedenfalls sieht in einem solchen Wettbewerb nur Vorteile: „Ob wir die Flächen nutzen oder nicht: Für jede Industriefläche werden sich geeignete Anbieter finden.“

Das ist jetzt die entscheidende Phase, um Impulse zu setzen.
Thomas Twork, Standortverantwortlicher

Auch der Blick auf das vergangene und das aktuelle Jahr fällt sowohl beim Standortverantwortlichen als auch beim Betriebsratsvorsitzenden positiv aus. Daimler Truck habe seinen Absatz 2021 um rund 20 Prozent steigern können – das habe sich auch in den Gaggenauer Auftragsbüchern widergespiegelt. Die laufende Produktion gepaart mit der Neuausrichtung seien auch angesichts der aktuell schwierigen Rahmenbedingungen „eine Herausforderung“, so Twork.

Auch Brecht erklärt: „Wir bereiten uns auf alle Eventualitäten vor, auch auf Kurzarbeit.“ Er hoffe aber, dass es nicht nötig werde, diese Karte erneut zu ziehen.

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