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Projekt „Digihike“

Warum eine Hochschulabsolventin mit GPS-Gerät durchs Murgtal wanderte

Tamara Glasbrenner wanderte 150 Kilometer durchs Murgtal – ausgerüstet mit GPS-Gerät und Smartphone. Auf ihren Touren erfasste sie die Koordinaten jeder Bank und jedes Wegweisers. Wozu das Ganze?

Landkarte und GPS-Gerät
Ausgerüstet: Mit GPS-Gerät und Landkarten war Tamara Glasbrenner auf den Wanderwegen im Murgtal unterwegs. Foto: Tamara Glasbrenner

Tamara Glasbrenner kennt jede Bank, jede Übersichtstafel und jeden Wegweiser auf den Wanderwegen im Murgtal. Und sie weiß genau, wo man sie findet. 150 Kilometer wanderte die 28-Jährige an 15 Tagen in zweieinhalb Monaten durch die Region. Dabei war sie ausgerüstet mit Smartphone, GPS-Gerät, Klemmbrett, Stift und Landkarten auf Papier.

Immer wieder legte Glasbrenner auf ihren Touren Zwischenstopps ein. Sie fotografierte Schilder, Bänke und andere Objekte auf dem Weg, erfasste ihre Koordinaten und übertrug alles in eine App auf ihrem Smartphone.

Glasbrenner ist Absolventin der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg (HFR). Sie war Teil des Projekts „Wandern im Murgtal – Aufbau eines digitalen Wanderwegemanagements“, kurz „Digihike“. Ziel war es, die Infrastruktur auf den Wanderwegen im Murgtal digital zu erfassen.

Zur Infrastruktur zählen zum Beispiel Schilder, Bänke, Wegweiser, Übersichtstafeln, Brücken, Brunnen oder Treppen auf den Wanderwegen. Die digitale Datenbank soll es den Gemeinden erleichtern, fehlende Schilder zu ersetzen oder kaputte Bänke zu reparieren.

Wegweiser
Digitales System: 904 Objekte hat Tamara Glasbrenner auf ihren Wanderwegen erfasst. Dazu gehörten unter anderem Hinweisschilder Foto: Tamara Glasbrenner

„Vorher gab es kein einheitliches digitales System“, erklärt Françoise Geyer vom Tourismus-Zweckverband „Im Tal der Murg“. Jede Gemeinde hatte die Infrastruktur auf ihrer Gemarkung auf ihre Weise erfasst. Das sorgte für Probleme – zum Beispiel bei Objekten auf der Gemarkungsgrenze, die nicht eindeutig einem Ort zuzuordnen waren.

Gemeinden im Murgtal sollen Schäden schneller ausbessern können

Das neue System stützt sich auf das Tourenportal „Outdooractive“. Über die App sollen Wanderer künftig Schäden an Objekten melden können. Diese Meldungen sollen in dem neuen System angezeigt werden, auf die die Gemeinden Zugriff haben. So sollen der Förster oder das Bauamt der betroffenen Gemeinde schneller reagieren und die Schäden beheben können. Vorbild war die Schwarzwald-Gemeinde Baiersbronn. Dort wird „Digihike“ laut Geyer bereits praktiziert.

904 Objekte auf 150 Kilometern Wanderwegen hat Tamara Glasbrenner bereits digital erfasst. Das sind etwa die Hälfte des rund 300 Kilometer langen Netzes an Wanderwegen im Murgtal. Verlaufen hat sie sich auf ihren Touren nicht – dank GPS, Wanderkarten und akribischer Vorbereitung: „Ich habe mir die Routen vorher online angesehen.“

Bank im Murgtal
Im Grünen: Bänke gehören zur Infrastruktur auf Wanderwegen, die Tamara Glasbrenner bei ihren Touren durchs Murgtal erfasst hat. Foto: Tamara Glasbrenner

Auf dem Michelbacher Rundweg erlebte die 28-Jährige einmal eine böse Überraschung: „Plötzlich fing es an zu gewittern“, erinnert sie sich: „Zum Glück hat mich auf dem Wanderparkplatz ein Auto eingesammelt und mitgenommen.“ Sonst verliefen ihre Wanderungen aber ohne unvorhergesehene Zwischenfälle.

Die Absolventin war nach eigener Aussage wie gemacht für das Projekt: „Ich gehe auch privat sehr gerne wandern.“ Glasbrenners Tätigkeit als Projektmitarbeiterin ist nach einem Jahr beendet. Dieses Jahr plant die 28-Jährige eine Europa-Reise. Ins Murgtal würde sie aber gerne nochmal zum Wandern zurückkehren. Sie kennt sich jetzt ja gut aus.

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