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Ein Stück fürs Museum

Gaggenauer Pilgerkreuz auf dem Weg ins Stuttgarter Haus der Geschichte

Stolze Jakobspilger in Gaggenau: Am Dienstag haben sie ihr Pilgerkreuz an das Haus der Geschichte übergeben. Hier soll es Teil der Dauerausstellung werden. Doch bis dahin müssen sie noch geduldig sein.

Christopher Dowe vom Haus der Geschichte in Stuttgart, Ernst Kraft und Pfarrer Tobias Merz mit dem Pilgerkreuz aus Gaggenau
Vorfreude: Christopher Dowe vom Haus der Geschichte in Stuttgart erhält von Ernst Kraft und Pfarrer Tobias Merz (von links) das Pilgerkreuz für die Dauerausstellung. Foto: Swantje Huse

Routiniert streift sich Christopher Dowe weiße Handschuhe über: Es ist der Moment, in dem aus dem „Gebrauchsgegenstand“ Pilgerkreuz ein Ausstellungsstück für ein Museum wird. Vorsichtig berührt der Kurator des Stuttgarter Hauses der Geschichte das Kreuz, das vor ihm liegt.

„Es ist wirklich schön“, sagt Dowe zufrieden. Auch der Gaggenauer Pfarrer Tobias Merz und Ernst Kraft strahlen über das ganze Gesicht. Dass „ihr“ Pilgerkreuz Teil der Dauerausstellung in Stuttgart wird, erfüllt sie immer noch mit riesigem Stolz.

Geschenk aus Gaggenau für die landesgeschichtliche Sammlung

Dowe ist gekommen, um das Kreuz an diesem Dienstag offiziell als Geschenk der Jakobspilger in die Sammlung des landesgeschichtlichen Museums aufzunehmen. Zu Jahresbeginn war eine Gruppe Gaggenauer Pilger auf einem Teilstück des badischen Jakobswegs mit dem Kreuz unterwegs. Auch Pfarrer Merz war dabei und gab dem Kreuz seinen Segen. Seitdem wartete es auf die Übergabe an Dowe, der den Ausstellungsbereich „Religion und Glaube“ konzipiert.

Dass das Kreuz nach nur einer Pilgertour noch sehr „sauber“ aussieht, stört Dowe überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil: „So ist der Bezug zur Gegenwart wesentlich deutlicher, als wenn es seit zehn Jahren in Gebrauch wäre.“ Denn genau darum geht es in der Dauerausstellung: Glaube im Alltag zu zeigen. Und da gehört Pilgern inzwischen einfach dazu. Findet nicht nur Dowe, sondern auch Pfarrer Merz und Pilger Ernst Kraft.

So ein Kreuz macht etwas aus. Dadurch wird es mehr als Wandern.
Tobias Merz, Pfarrer

Während Pilgern früher eher etwas für „alte Leute“ gewesen sei, habe sich das komplett gewandelt, erklärt Kraft. Er hat schon manchen Pilgerweg begangen und dort auch viele junge Menschen getroffen. Pfarrer Merz, ebenfalls passioniertes Pilger ergänzt: „Und so ein Kreuz macht etwas aus. Dadurch wird es mehr als Wandern.“ Merz lacht: „Wandern plus sozusagen.“

Das Gaggenauer Pilgerkreuz wird eine Heiligenfigur aus dem Württembergischen ersetzen. Sie war gut fünf Jahre lang das „Symbol“ für diese Art des gelebten Glaubens. Da die Heilige aber lediglich eine Leihgabe war, musste sie irgendwann zurückgegeben werden. Seitdem klaffte hier eine Lücke.

Bis zur Aufstellung des Kreuzes ist noch viel zu klären

Wann genau das etwa ein Meter hohe Kreuz diese Lücke füllen wird, kann Dowe den beiden Gaggenauer Pilgern allerdings noch nicht sagen – auch wenn die am liebsten schon die Fahrt nach Stuttgart planen würden. „Das hängt von mehreren Faktoren ab“, erklärt der Historiker. Sobald das Kreuz in Stuttgart angekommen ist, gebe es zwei große Fragen zu klären: Wie wird das Kreuz als Ganzes präsentiert? Und brauchen einzelne Bestandteile des Kreuzes besondere Fürsorge?

Dowe deutet auf die Stechpalme im oberen Bereich: „Lassen wir die einfach vertrocknen, wie sie es auch tun würde, wenn das Kreuz hier bliebe, oder konservieren wir sie?“ Eine Frage, die er mit der Restauratorin des Hauses besprechen wird. Oder der Griff im unteren Bereich aus Juteband. Hier geht es nicht um die Konservierung, sondern um die Präsentation.

Eigentlich sollte das Kreuz leicht im Boden der Vitrine versenkt werden, um so Standfestigkeit zu erhalten. „Doch dann würde man den Griff nicht mehr richtig sehen.“ In Dowes Augen schade, da ein Pilgerkreuz nun mal getragen werde – der Griff also wichtiger Bestandteil sei. „Jetzt überlegen wir, ob es nicht auch möglich ist, das Kreuz mit einem Arm von hinten abzustützen.

In Plastik gewickelt geht es nach Stuttgart

Am liebsten noch vor den Sommerferien – „allerspätestens aber danach“ – soll das Gaggenauer Kreuz seinen Platz in der Nähe des Papststuhls vom Freiburger Kirchentag in der Ausstellung eingenommen haben. Und anders als die Heiligenfigur aus Württemberg auch länger Teil der Ausstellung bleiben. „Ich rechne schon mit rund zehn Jahren“, sagt Kurator Dowe. Schließlich werde die Konzeption der Ausstellung immer mal wieder auf den Prüfstand gestellt.

Doch jetzt gilt es erst einmal, das Stück nach Stuttgart zu bringen. Und weil es jetzt eben nicht mehr Pilgergegenstand, sondern Exponat ist, schnappt Dowe es sich nicht einfach am Jutegriff. Stattdessen wird es sorgfältig in Plastik eingewickelt und auf beiden Armen getragen. Dowe grinst: „Es soll ja nicht noch irgendwas drauf spritzen. Oder gar die Hinterlassenschaft eines Vogels drauffallen.“

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