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Jugendliche sind motiviert

Gaggenauer Schule sucht dringend Praktikumsplätze für jugendliche Flüchtlinge

Vier Achtklässler der Merkurschule haben Probleme, einen Platz für ein Schülerpraktikum im Januar 2023 zu finden. Sie sind willig und engagiert, haben aber noch sprachliche Defizite.

Ein Lehrer mit vier Schülern steht vor einem Schulgebäude
Schwierige Angelegenheit: Lehrer Dieter Sommer (Mitte) hofft weiterhin, für Alexandra, Mohammed-Zohair, Omar und Abdelilah (von links) Praktikumsplätze für Januar zu finden. Foto: Adrian Mahler

Sprachbarrieren und überbelegte Klassen: Die steigenden Flüchtlingszahlen stellen die Schulen im Murgtal vor große Aufgaben. Aber auch die Flüchtlinge selbst sind mit Herausforderungen konfrontiert: Eine davon ist die Suche nach einem Schülerpraktikumsplatz, die mitunter ein äußerst schwieriges Unterfangen ist.

Mit diesem Thema hat sich Dieter Sommer von der Merkurschule in Gaggenau-Ottenau (Grund- und Gemeinschaftsschule) bei dieser Redaktion gemeldet. Er bringt Schülern mit Migrationshintergrund in sogenannten Vorbereitungsklassen die deutsche Sprache bei.

Neben der Sprachförderung unterstützt er sie auch, einen Platz für das einwöchige, berufsorientierte Praktikum vom 16. bis 20. Januar 2023 zu finden. Doch die Suche bereitet ihm derzeit Bauchschmerzen.

Für den Großteil der Flüchtlinge, die in diesem Jahr neu in die achte Klasse gekommen sind, ist noch kein Praktikumsplatz in Sicht. Konkret handelt sich um vier Jugendliche, deren Bemühungen bisher ins Leere laufen. „Es wäre sehr schade, wenn es nicht mehr klappt“, betont Sommer. „Beim Praktikum könnten sie wertvolle Erfahrungen sammeln.“

Jugendliche sind engagiert und motiviert

An Motivation und Engagement mangele es den Flüchtlingen keinesfalls. Problematisch seien jedoch die fehlenden Deutschkenntnisse, erklärt Sommer. „Bei den Bewerbungsschreiben hapert es.“ Rechtschreibung und Grammatik seien teils mangelhaft, die Formulierungen noch nicht präzise genug.

„Wie soll es auch anders sein nach einer so kurzen Zeit in Deutschland?“ Sommer verweist darauf, dass Alexandra, Omar, Mohammed-Zohair und Abdelilah jeweils erst seit gut sechs Monaten in der Merkurschule sind und ein etwa völlig neues Alphabet lernen müssen. Alexandra stammt aus der Ukraine und kam wegen des dortigen Krieges nach Gaggenau. „In den Kindergarten“, antwortet die 14-Jährige in brüchigem Deutsch auf die Frage, wo sie gerne ihr Schülerpraktikum machen würde.

Der Wunsch des 14-jährigen Omar aus Syrien ist es derweil, im Januar eine Woche bei einem Elektriker zu verbringen. Sein 15-jähriger Bruder Abdelilah möchte einem Mechaniker über die Schultern schauen. Und Mohammed-Zohair aus Afghanistan recherchierte im Internet nach einem Praktikumsplatz im medizinischen Bereich. „Er hat sich sehr bemüht und stieß dann auf eine Kinderärztin“, berichtet Sommer. Doch in der Regel würden Ärzte wegen der starken Auslastung keine Praktikanten nehmen.

Sommer hat unter anderem einen Elektriker kontaktiert

Dass die Flüchtlinge bisher ohne Praktikumsplatz dastehen, will Sommer aber nicht einfach hinnehmen. Er hat bereits bei mehreren Firmen – etwa bei einem Elektriker – angerufen, um den Jugendlichen zu helfen. Dabei spiele er mit offenen Karten und kläre die Unternehmen über den Migrationshintergrund der Schüler auf.

Bisher bleiben seine Versuche aber ohne Erfolg. „Bei den Firmen heißt es immer: Wir haben aktuell keinen Bedarf“, berichtet Sommer. Er kann nicht nachvollziehen, warum es eine Absage nach der anderen regnet. „Ständig ist von Fachkräftemangel die Rede. Und hier sitzen junge Menschen, mit denen man in Zukunft diesen Mangel reduzieren könnte.“

Zugleich hält Sommer die Sprachbarriere nicht für ein Ausschlusskriterium. Es sei ja auch möglich, den Jugendlichen einfache Aufgaben zu geben. Und Alexandra könne zum Beispiel für einen Kindergarten wertvoll sein – als eine Art Vermittlerin zwischen den ukrainischen Kindern und den Erzieherinnen.

Wir bleiben dran.
Dieter Sommer, Lehrer

Doch langsam wird die Zeit knapp. In ein paar Tagen beginnen die Ferien, die bis in den Januar dauern. Aufgeben kommt für Sommer trotzdem nicht infrage. Inzwischen hat er die Bewerbungen allesamt mit den vier Schülern überarbeitet. „Wir bleiben dran“, sagt er. Und falls es nichts mehr wird? Dann gibt es für die Schüler einen Ersatzunterricht in der Praktikumswoche. „Soweit soll es aber nicht kommen.“

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