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Stadt kauft Immobilie

In den „Lautenfelsen“ in Gernsbach kommen Flüchtlinge

Die Stadt Gernsbach kauft das ehemalige Gasthaus in Lautenbach und setzt die Strategie der dezentralen Unterbringung von Flüchtlingen fort.

Die Stadt Gernsbach kauft das ehemalige Gasthaus Lautenfelsen, um dort Flüchtlinge unterzubringen.
Die Stadt Gernsbach kauft das ehemalige Gasthaus Lautenfelsen, um dort Flüchtlinge unterzubringen. Foto: Stephan Juch

Das nächste ehemalige Gasthaus wird zur Flüchtlingsunterkunft: Die Stadt hat den „Lautenfelsen“ in Lautenbach gekauft, um Wohnraum für Schutzsuchende zu schaffen.

Mit dem Erwerb und dem Umbau der Immobile eingangs des kleinsten Gernsbacher Ortsteils setzt die Kommune den Gernsbacher Weg konsequent fort, der die dezentrale Unterbringung Geflüchteter zum Ziel hat.

„Es ist dem Gemeinderat und mir sehr wichtig, dass unsere Hallen weiterhin von den Vereinen und Schulen für ihre Aktivitäten genutzt werden können. Daher sind wir froh, dass sich mit dem Lautenfelsen eine weitere Unterbringungsmöglichkeit bietet“, sagt Bürgermeister Julian Christ (SPD): „Gleichzeitig sind wir uns der gesellschaftlichen Herausforderung bewusst, die Flüchtlinge in unser Leben zu integrieren.“ Das ehemalige Gasthaus in Lautenbach sei gut geeignet, um die Zuziehenden ins Dorf- und ins Vereinsleben einzubeziehen, meint Christ.

In Vorbereitung des Zuzugs lädt die Stadt Gernsbach alle interessierten Bürger am Donnerstag, 9. März, um 18 Uhr zu einem Infoabend ins Bürgerhaus Lautenbach ein. „Wir werden unseren Beitrag dafür leisten, damit die Integration wie bisher gut gelingt“, betont die städtische Integrationsbeauftragte Lisa Knupfer.

Rund 40 Personen werden im „Lautenfelsen“ untergebracht

Im „Lautenfelsen“ – einst eine gute gastronomische Adresse im Murgtal, die zuletzt als Frühstückspension betrieben wurde – können sofort circa 40 Personen unterkommen. Mittelfristig kann die Kapazität auf bis zu 70 Menschen erweitert werden. Das strebt die Stadt mit dem angekündigten Umbau an.

Eine Vollbelegung des ehemaligen Gasthauses würde bedeuten, dass mehr als zehn Prozent der Einwohner Lautenbachs dann Flüchtlinge wären. In dem Dorf leben aktuell rund 620 Menschen.

„Das verträgt ein Ort nicht“, befürchtet Dirk Preis. Er ist das einzige Gemeinderatsmitglied aus Lautenbach und weist darauf hin, dass der Stadtteil über keinerlei Infrastruktur verfüge: „Wir haben keine Einkaufsmöglichkeit, keine Gaststätte, keinen Kindergarten, keine Schule, keine Anbindung“, blickt der CDU-Stadtrat sorgenvoll auf die kommende Situation vor Ort.

Angesichts des Drucks, der aktuell auf den Kommunen bei der Flüchtlingsunterkunft laste, verstehe er die Maßnahme aber schon: „Ich würde das genauso machen.“

Allerdings bittet der Polizist darum, „dass man die Leute im Ort nicht vergisst, dass man sie mitnimmt“. Er wolle „hier keine Horrorszenarien“ heraufbeschwören, wenn der „Lautenfelsen“ von Flüchtlingen bewohnt werde. Aber es sei schließlich nicht damit getan, „sie einfach da rein zu stecken: Das geht schief“.

Von daher begrüßt der CDU-Stadtrat die geplante Infoveranstaltung: „Wir müssen da zusammenstehen.“ Er möchte auch über die künftige Auslastung des „Lautenfelsens“ reden: 70 Bewohner wären seiner Meinung nach zu viel für den Ort.

Keine Angabe über Kaufpreis der Immobilie

Zum Kaufpreis für die Immobilie wollten weder die Stadt noch Preis Angaben machen. Sie verweisen auf die in nicht-öffentlicher Sitzung getroffene Entscheidung des Gemeinderats. Informationen dieser Zeitung zufolge soll es sich beim Kauf samt Umbau um ein Gesamtvolumen von circa 860.000 Euro handeln.

Es ist die dritte Großinvestition, die das ohnehin klamme Gernsbach innerhalb weniger Monate für die Flüchtlingsunterbringung aufwendet: Im ehemaligen Postgebäude in der Bleichstraße wird aktuell für rund 1,2 Millionen Euro Platz für bis zu 67 Menschen geschaffen, in Staufenberg nimmt man alleine 700.000 Euro für die Objektplanungsleistungen für einen Neubau (Kapazität: 50 Personen) auf dem ehemaligen Markthallenareal in die Hand – und nun ist Lautenbach an der Reihe.

Zunächst hatte die Stadt versucht, das Gästehaus des Hotels Sonne für die Flüchtlingsunterbringung zu erwerben, was jedoch scheiterte.

Angesichts der sehr starken Flüchtlingsbewegung von bis zu 180 Schutzsuchenden, die alleine in diesem Jahr nach Gernsbach kommen sollen, reiche die bisherige Strategie, Geflüchtete in angemieteten Privatwohnungen unterzubringen, nicht mehr aus, erklärt der Bürgermeister den Gernsbacher Weg.

Der sieht vor, pro aktiv weiteren Wohnraum zu schaffen, statt Hallen zu belegen oder Container-Dörfer aufzubauen, die keine nachhaltige Zukunft besitzen.

Christ und der Gemeinderat bevorzugen es, geeignete Bestandsimmobilien wie das alte Postgebäude oder den Lautenfelsen umzunutzen, weitere geeignete Immobilien anzukaufen und mittelfristig auch Neubauten auf kommunalen Grundstücken zu errichten. Damit „setzen wir genau diese Strategie um. Das ist eine faire Verteilung innerhalb der Stadt und dient der Integration“, sagt der stellvertretende Hauptamtsleiter Jürgen Heursen.

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