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50 Kilogramm-Stück

Spendenaktion in Gernsbach: Riesiger Fleischkäs’ für Flutopfer an der Ahr

Der Erlös der Aktion auf dem Gernsbacher Wochenmarkt bringt Geld für die Gemeinde Schuld an der Ahr. Metzgermeister Steffen Geiser will die Spenden persönlich übergeben. Die Marktbesucher unterstützen die Aktion und spenden noch ein paar zusätzliche Euro.

Gleich geht es los. Bürgermeister Christ (Mitte) bekommt noch von Steffen Geiser (ganz rechts) die Schürze umgebunden, und darf den Fleischkäse anschneiden.
Gleich geht es los: Bürgermeister Christ bekommt noch von Steffen Geiser (ganz rechts) die Schürze umgebunden, und darf den Fleischkäse anschneiden. Foto: Hans-Peter Hegmann

Wenn man, wie Metzgermeister Steffen Geiser, 20 Meter vom Ufer der Murg entfernt sein Geschäft hat, dann weiß man, was ein Hochwasser bedeutet: „Ich habe in den letzten 20 Jahren schon fünfmal erlebt, wie das Wasser noch zehn Zentimeter unter der Stadtbrücke stand und wir Anlieger damit rechnen mussten, dass der sonst idyllische Bach gleich zu uns mit voller Wucht in die Häuser kommt. 1998 ist es dann passiert und alle Keller waren komplett geflutet.“

Also wurde ganz schnell überlegt und gemeinsam die Idee geboren, eine Spendenaktion zu organisieren. Geiser wollte mit Hilfe von Marco Weitz, Martin Seifert, Klaus Olinger und Günther Wilkesmann von „Güni’s Griller“ auch bekannt als die Jungs von der „Grillhütte auf dem Weihnachtsmarkt am Salmenplatz“, den größten Fleischkäse seiner Karriere herstellen und auf dem Wochenmarkt verkaufen.

„Wenn so etwas passiert ist, wie an der Ahr, kann man entweder stundenlang darüber schwätze und tagelang Pläne schmieden oder etwas machen. Genauso gestrickt sind auch meine vier Freunde. Es ist zwar nur eine Hand voll, aber auf die kann ich mach hundertprozentig verlassen“, sagt der Gernsbacher.

2,50 Euro pro Weck für Flutopfer

Eine Portion mit Weck, gespendet von der Bäckerei Häfele, kostet 2,50 Euro. Der komplette Betrag soll an die Flutopfer gespendet werden. „Wir wollten nicht anonym auf ein Konto Geld überweisen, sondern es konkret vor Ort jemanden übergeben. Wir haben uns für die am meisten betroffene Gemeinde Schuld an der Ahr entschieden und ich habe inzwischen auch persönlichen Kontakt zum Bürgermeister“, so Geiser.

Das gibt dann 500 Portionen mal zwei Euro Fuffzig – da kann sich jeder selber ausrechnen, wie viel wir zusammen kriegen werden.
Steffen Geiser, Metzgermeister Gernsbach

Nachdem die Stadtverwaltung das vorgeschlagene Hygienekonzept genehmigt hatte, stand der Aktion nichts mehr im Wege. Inzwischen hat auch noch der Gewerbeverein kräftig die Werbetrommel in den Mitgliedergeschäften gerührt.

Dieser hat ein Gewicht von 50 Kilogramm und wurde in der Nacht um zwei Uhr in den Ofen geschoben. In wenigen Minuten wird er fertig sein und Geiser macht ganz schnell noch eine Rechnung auf: „Das gibt dann 500 Portionen mal zwei Euro Fuffzig – da kann sich jeder selber ausrechnen, wie viel wir zusammen kriegen werden“. Dazu kommen noch jeweils zwei Euro aus einer Fleischkäse-Aktion mit 1 Kg-Portionen in der Backform, die parallel im Geschäft läuft.

Um 11 Uhr ist der Fleischkäse ausverkauft

Während das außen knusprig braune und gut riechende Monster von den Helfern auf den Markt getragen und von Bürgermeister Julian Christ angeschnitten wurde, hat sich bereits eine erste Schlange gebildet. Der direkte Verkauf wurde von dem auf dem Wochenmarkt bekannte Chef von „Güni’s Griller“ übernommen.

Flutopfer-Fleischkäse und die bekommen davon die Hälfte ab.
Günther Wilkesmann, Güni’s Griller

Unter den Käufern sind auch immer wieder Stammkunden. „Nein, heute gibt es keine Bratwurst, aber dafür Flutopfer-Fleischkäse und die bekommen davon die Hälfte ab“. Danach gibt es gleich noch die Antwort auf die noch nicht gestellte Frage: „Das Geld wird von Herrn Geiser persönlich an den Bürgermeister von Schuld übergeben“.

Dies ist für nicht wenige Kunden Anlass, auch mal 10 oder gar 20 Euro für den Weck zu bezahlen. Viele Käufer lassen sich auch mehrere Portionen in Alufolie zum Mitnehmen einpacken. „Das gibt unser zweites Frühstück“. Plötzlich steht auch ein Radfahrer mit Rennrad und entsprechendem Trikot vor dem Stand. Horst Gelbarth wird von „Güni“ persönlich mit Vornamen begrüßt und erzählt ihm, dass er gleich „über den Buckel nach Achern fahrt und so eine Portion Fleischkäse ist jetzt genau die richtige Stärkung dafür“.

Der Fleischkäse war übrigens um 11 Uhr tatsächlich bereits ausverkauft.

Marco Weitz, der mit der Freiwilligen Feuerwehr Gernsbach vor Ort war, kann aus eigener Erfahrung sagen, dass jede Hilfe wirklich dringend nötig ist. Deshalb hat er auch noch eine „After Work-Party“ am Freitagabend auf der Murginsel organisiert. Der Eintritt kostete drei Euro, die zusammen mit dem Umsatzerlös ebenfalls gespendet werden.

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