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Interkultureller Dialog

Theologen-Ehepaar freut sich auf Tour durch Gaggenauer Gotteshäuser

Am 19. November führt eine Tour durch die evangelische und katholische Kirche sowie durch die bosnische Moschee in Gaggenau. Geplant sind Vorträge und Gespräche.

Im Doppelpack: Das Theologen-Ehepaar Adela und Ramiz Kazija engagiert sich seit 2010 in der bosnisch-islamischen Gemeinde in Gaggenau – er als Imam und sie als Religionslehrerin und Referentin für Öffentlichkeitsarbeit und Bildung.
Das Theologen-Ehepaar Adela und Ramiz Kazija engagiert sich seit 2010 in der bosnisch-islamischen Gemeinde in Gaggenau. Foto: Ralf Joachim Kraft

Der interkulturelle und interreligiöse Dialog ist ihr ein Herzensanliegen. Intensiv beschäftigt sich Adela Kazija auch mit der Frage der Stellung der Frauen im Islam.

„Zwischen den Kulturen und Religionen gibt es viel mehr Verbindendes als Trennendes“, sagt die islamische Theologin von der bosnisch-islamischen Gemeinde in Gaggenau. Und sie fügt beim Gespräch im Vorfeld einer Aktion am Samstag, 19. November, hinzu: „Für ein gelingendes Zusammenleben ist es wichtig, dass man miteinander spricht, voneinander lernt, einander akzeptiert und respektiert.“

Und genau darum geht es auch bei der „gemeinsamen Aktion auf Initiative der evangelischen Kirche, der katholischen Kirche und der bosnischen Moschee“. Die vorgesehene Tour durch die Gotteshäuser beginnt um 15 Uhr in der evangelischen Kirche, wird in der katholischen fortgesetzt und endet gegen 17 Uhr in der Moschee an der August-Schneider-Straße. Geplant sind Vorträge und Gespräche. „Kaffee und Kuchen gibt’s zum Abschluss dann bei uns“, erzählt Adela Kazija.

Die 42-Jährige arbeitet in der Moschee als Religionslehrerin und Referentin für Öffentlichkeitsarbeit und Bildung. Ihr drei Jahre älterer Mann Ramiz Kazija ist dort Imam und hat als Vorbeter, Prediger, Seelsorger und Ratgeber „einen Fulltimejob“. Er betreut die Gemeindemitglieder aus dem Raum Rastatt, Baden-Baden und Offenburg, hat obendrein Verwaltungsaufgaben. „Es ist schon viel Arbeit, aber wir lieben, was wir machen.“

Ehepaar kommt 2010 nach Geggenau

Ende 2010 kam das Ehepaar aus Bosnien nach Gaggenau. Ramiz Kazija hatte über Bekannte erfahren, dass hier ein Imam gesucht wird. Also bewarb er sich, erhielt von der Gemeinde den Zuschlag und holte nach einigen Monaten seine Familie nach.

Adela Kazija hatte zunächst Bammel. „Ich war noch nie in Deutschland und wusste nicht, was da auf mich zukommt. Die Sprache war schon eine Herausforderung und die Kommunikation anfangs schwierig“, bekennt die 42-Jährige, die fleißig Sprachkurse belegte und heute fließend Deutsch spricht.

In Bosnien hatte sie Englisch und Russisch gelernt, in Jordanien Arabisch. Diese Kenntnisse konnte sie während der Flüchtlingskrise als Übersetzerin gut einsetzen. Was es bedeutet, flüchten zu müssen, hatte sie schon als Zwölfjährige am eigenen Leib erfahren. „Und ich erinnere mich an alles. Niemand will Krieg! Die Situation dort ist noch heute schwierig“.

Als sich 1992 der Balkankrieg auf Bosnien ausdehnte, flüchtete ihre Familie nach Sarajevo, wo Adela und Ramiz 1996 heirateten. Das Paar bekam zwei Jungs. Die Zwillinge sind heute 23, studieren Elektrotechnik und Informatik.

Von 1998 bis 2006 widmeten sich Ramiz und Adela in Jordanien dem Studium der islamischen Theologie. Er hatte sich für ein Masterstudium entschieden. Sie absolvierte nach dem Besuch der Akademie noch eine Ausbildung als Hafiza.

„18 Monate habe ich fürs Auswendiglernen des Koran benötigt“, berichtet die Theologin, die in Deutschland alles daransetzte, sich möglichst schnell in die Gesellschaft zu integrieren. Bald stieg sie selbst in die Integrationsarbeit ein. Heute engagiert sie sich „für alle Menschen mit Migrationshintergrund“.

Ich möchte vor allem, dass sich mehr Frauen in den islamischen Gemeinden engagieren.
Adela Kazija, Organisatorin

Auch auf Bundesebene ist sie aktiv. So nahm sie schon an der Deutschen Islamkonferenz teil, arbeitet am Projekt „Muslimisch sozial engagiert“ mit und ist eine von drei Vertreterinnen der islamischen Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland.

„Ich möchte vor allem, dass sich mehr Frauen in den islamischen Gemeinden engagieren“, betont Kazija. Insgesamt, fügt sie hinzu, wolle sie einfach Gutes tun und in der Welt etwas bewirken.

Gefragt nach den Dingen, die ihr besonders wichtig sind, muss sie nicht lange überlegen: „Frieden, Freiheit, die Gleichberechtigung aller Menschen, Umweltschutz, Bildung und die Armutsbekämpfung.“ Persönlich liege ihr vor allem das Glück ihrer Familie am Herzen.

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