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Geschützter Rückzugsort

Weihnachten in der Suchtklinik: Was die Corona-Pandemie für die Bewohner bedeutet

Für rund 50 suchtkranke Männer ist die Fachklinik Fischerhaus in Gaggenau auch an Weihnachten ein geschützter Rückzugsort.

Eingangsbereich Fischerhaus Michelbach mit Weihnachtsbaum
Der Eingang der Fachklinik Fischer-Haus ist weihnachtlich geschmückt. Foto: Elena Fritz

Zu Besuch im Michelbacher Fischer-Haus: Das Gebäude ist festlich geschmückt und die Atmosphäre ist entspannt, von vorweihnachtlicher Hektik ist noch nichts zu spüren. Der Gemeinschaftsraum ist bereit für die Weihnachtsfeierlichkeiten: Neben einem Klavier steht ein großer, noch ungeschmückter Tannenbaum und ein Adventskranz hängt von der Decke.

Im Gespräch mit Stephan Peter-Höner (Klinikleitung und Gesamtleitung) und Erwin Seiser (Verwaltungsleitung und kaufmännische Gesamtleitung) erfahren wir, wie die Weihnachtstage in der Suchtklinik ablaufen und was die Corona-Pandemie für die Bewohner bedeutet.

„Ausgangsbeschränkungen sind für unsere Bewohner nichts Neues“, sagt Leiter Stephan Peter-Höner. In der Rehabilitationsklinik werden um die 50 suchtkranke Männer betreut und mittels eines speziellen Therapiekonzeptes wieder auf die soziale und berufliche Teilhabe vorbereitet. Dabei spielen tiergestützte Therapie und Arbeitstherapie eine besondere Rolle und auch die abgeschiedene Lage am Rand des Dorfes ist von Bedeutung.

Nach Hause darf nur, wer stabil ist - und sich an Corona-Maßnahmen hält

In den ersten beiden Wochen des Klinikaufenthaltes verlassen die Rehabilitanden die Klinik gar nicht. Danach dürfen sie das weitläufige Gelände erkunden und nach vier Wochen können zu begrenzten Zeiten Ausflüge nach Michelbach und Gaggenau unternommen und, falls möglich, auch Wochenenden zuhause verbracht werden. Diesbezüglich hat sich durch Corona also nicht sonderlich viel verändert.

Wo bis zu 55 Personen zusammen leben und gemeinschaftliche Aktivitäten durchführen, sind dennoch große Vorsichtmaßnahmen notwendig. Dieses Jahr werden nur Patienten, die direkt aus einem stationären Aufenthalt kommen, aufgenommen und vor der Aufnahme auf Corona getestet. „Stand heute hat das gut funktioniert. Wir hatten noch keinen Corona-Fall“, sagt Stephan Peter-Höner.

Nachdem die Klinik ihre Tore während des ersten Lockdowns im Frühling komplett geschlossen hielt, werden nun fünf bis sieben Patienten über die Feiertage nach Hause fahren. In den vergangenen Jahren waren es immer deutlich mehr. Doch nur wer einerseits über ausreichend Stabilität verfügt und andererseits nachprüfbar alle Kontaktbeschränkungen einhalten kann, darf die Klinik verlassen. „Wir überprüfen die Anzahl der anwesenden Haushalte und stellen sicher, dass keine Erkältungssymptome vorliegen“, erläutert Erwin Seiser. Auch eine Pandemie-konforme Fahrt nach Hause muss möglich sein.

Nähe zu Tieren hat therapeutische Wirkung

Die meisten Bewohner blieben jedoch gerne in der Klinik, was nicht zuletzt an dem angebotenen Programm liegt, an dem jeder nach Belieben teilnehmen kann. Beginnend mit gemeinsamem Baumschmücken am Vormittag des Heiligabend geht es weiter mit Kaffeetrinken und schließlich einer Bescherung.

Auch an den Feiertagen werden Aktivitäten angeboten. Statt dem sonst stattfindenden gemeinsamen Gottesdienstbesuch wird im Gemeinschaftsraum ein aufgezeichneter Gottesdienst übertragen. Für lange Spaziergänge und Zeit für sich ist zwischendurch auch genügend Zeit.

Die vielseitigen Therapieangebote finden über die Feiertage wie auch an den Wochenenden nicht statt. Es sind jedoch zu jeder Zeit therapeutische Ansprechpartner sowie medizinisches Personal anwesend. Auch die Tiere müssen natürlich weiterhin versorgt werden. Bei der Versorgung können sich alle interessierten Bewohner einbringen und neben der Teilnahme an pferdegestützter Therapie auch Aufgaben wie Füttern, Ausmisten und Arbeiten an den Ställen übernehmen oder einfach Zeit mit den Tieren verbringen.

Verantwortlich für Hasen, Schafe, Pferde und Co. sind Birgit Seiser und Yvonne Kirschniok. Besonderer Beliebtheit erfreut sich eine Wasserschildkröte namens Elvis. Die Nähe der Patienten zu den Tieren sowie die Beziehungen zum kaum wechselnden Klinikpersonal sorgen für eine familiäre Atmosphäre, berichtet Birgit Seiser. „Für die Männer ist die Klinik ein geschützter Rahmen und ein Rückzugsort.“

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