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Livestream statt Bühne

„Die Zauberin“ aus Gaggenau sagt voraus, dass es Online-Shows auch nach Corona geben wird

Für Marion Metternich aus Gaggenau, bekannt als „Die Zauberin“, sind Bühnenauftritte aktuell nicht möglich. Sie hat eine Online-Show entwickelt – und sendet live aus ihrer Wohnung.

Frau in drei Farben
Shows für das heimische Wohnzimmer: Die Gaggenauer Zauberin Marion Metternich hat mit „Phenomena at home“ (Phänomene zuhause) ein Online-Programm um Gedankenspiele und Suggestion entwickelt. Foto: Carina Augusto

„Ich kann ohne die Zauberei gar nicht“, sagt Marion Metternich lächelnd. Die Gaggenauerin ist bekannt als „Die Zauberin“. Ihre Bühnenshows haben sie schon in die halbe Welt geführt. Etwa mit Auftritten auf Kreuzfahrtschiffen wie der Aida vor dichtgedrängtem Publikum auf dem Weg in die Karibik, nach Südostasien oder ins Nordmeer.

Doch das war vor Corona. Wann „normale“ Auftritte mit viel Publikum und unmittelbarem Kontakt wieder möglich sind, steht im Moment in den Sternen.

Im März vergangenen Jahres kam der Einbruch, erinnert sie sich im Gespräch mit bnn.de. Da trafen in rascher Abfolge die Absagen von Unternehmen ein, die die Zauberin bereits für ihre Firmenveranstaltung gebucht hatten. Was jetzt tun, hat sie sich selbst gefragt, denn sie ging schnell davon aus, dass es sich nicht um eine kurzfristige Entwicklung handeln würde.

Auftritte in der bekannten Form würden für lange Zeit nicht möglich sein. Vorstellungen im Autokino, die ihr Agent vorschlug, fand sie wenig prickelnd. Denn Kunststücke und Experimente auf große Distanz funktionieren nur sehr schwer, sagt sie. „Wie soll ich im Autokino Nähe herstellen?“ Der Gedanke wurde verworfen.

Zauberin hat ein eigenes Studio in der Wohnung

Stattdessen wurde die Idee zur persönlichen interaktiven Online-Zaubershow geboren. Metternich nennt sie „Phenomena at home“ (Phänomene zu Hause). Das Online-Programm für das heimische Wohnzimmer sei an Weihnachten und über Silvester/Neujahr bereits sehr gut gebucht worden.

Mit Blick auf den Valentinstag Mitte Februar („Valentin Show Spezial“) und Ostern hat sie inzwischen weitere Auftritte in Vorbereitung. Den Eintritt zahlen Besucher der Online-Show, die sich zuvor per Mail anmelden müssen, über eine Plattform.

Der Aufwand war und ist alles andere als gering: Die passionierte Zauberin, inzwischen 20 Jahre im Geschäft, hat sich in ihrer Wohnung quasi ein eigenes Studio eingerichtet, dazu das passende Equipment unter anderem mit Kamera und Mikro besorgt und in der Summe ordentlich investiert.

Erste Kunststücke wurden via PC eingeübt, der Nachbar schlüpfte in die Rolle des Zuschauers („Ihm bin ich heute noch dankbar“). Es wurde geprobt, verworfen, verfeinert, bis das Online-Programm stand.

Bei der Zauber-Show geht es um Gedankenspiele und Experimente

Einfach ihre auf der Bühne bewährten Experimente in die virtuelle Welt stellen – das funktioniert nicht. Metternich entwickelte eigene Tricks für „Phenomena“. Zu ihrer Überraschung schalteten sich zu ihren „Phenomena“-Shows sogar mehrere Gäste aus dem Ausland hinzu.

Bei der Zauberin Marion Metternich geht es immer ums Mitmachen, um Interaktivität – egal ob auf der Bühne oder virtuell. Es geht eben nicht um das bekannte Häschen, das aus dem Zylinder gezogen wird, vielmehr um Gedankenspiele, um Experimente und Suggestion.

„Ich will zeigen, wie man Menschen selbst über weite Distanzen hinweg beeinflussen und verblüffen kann.“ Die Produktion geht live über Zoom in die Wohnzimmer der Teilnehmer.

Online ist auch das Stichwort der bekannten „Amsterdam Magic Show“, die jährlich ein Treffpunkt internationaler Künstler ist. Termin ist in diesem Jahr der 11. Februar, und Metternich freut sich, eine Einladung der Veranstalter erhalten zu haben. So wird sie sich zu den Magiern aus vielen Ländern gesellen, die mit ihrem Programm in englischer Sprache – und zu Lockdown-Zeiten ausschließlich virtuell – aufwarten.

Die Gaggenauer Zauberin zeigt sich im Gespräch mit bnn.de sicher, dass auch nach der Pandemie Online-Auftritte ein fester Bestandteil der Zauberkunst bleiben werden. „Die Bereitschaft dafür ist da.“

Noch immer Lampenfieber

Ob real auf der Bühne oder online – Lampenfieber ist für Marion Metternich auch nach 20 Jahren Zauberei ein Thema: „Das ist auch gut so, denn es lässt mich sehr konzentriert sein. Und ich habe es anders unter Kontrolle als früher. Auch mit kleinen Pannen, die immer passieren können, kann ich längst besser umgehen.“

Ich mache das sehr gerne, aber es ist auch harte Arbeit.
Marion Metternich, Zauberin aus Gaggenau

Marion Metternich tourte zu Beginn ihrer Karriere zunächst mit dem Zauberensemble „Vorsicht Publikum“ durch Deutschland. Es folgten verschiedene Solo-Shows wie etwa „Alles! Nur kein Häschen“, eine „street magic tour“ führte sie 2016 in die USA.

Ihre „Heimspiele“ in der Region liegen ihr aber auch sehr am Herzen, so freut sie sich für die Zeit nach Corona auf eine Fortführung der Serie „Magie mit Genuss“ im Karlsruher Badisch Brauhaus. Auch mit der Aida soll es wieder auf große Reise gehen. Also eine Traumreise? „Ich mache das sehr gerne, aber es ist auch harte Arbeit.“

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