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Rundgang mit Kreistagsmitgliedern

Zur Deponie Gaggenau-Oberweier sind noch viele Fragen offen

Die Bürgerinitiative „Keine Deponieerweiterung - Kein PFC“ aus Gaggenau-Oberweier hatte Kreistagsmitglieder zu einer Begehung entlang der Deponie eingeladen. Einig zeigte man sich darüber, dass mit Blick auf die Erweiterungspläne des Landratsamtes noch viele Fragen offen sind.

Männergruppe neben Schild „Transparenz“
Forderung am Wegesrand: Die Bürgerinitiative „Keine Deponieerweiterung - Kein PFC“ diskutierte vor Ort mit Vertretern der Kreistagsfraktionen. Foto: Thomas Dorscheid

Gaggenau. In einem Punkt zeigten sich alle Teilnehmer des Rundgangs entlang der Deponie Oberweier am Donnerstag einig: Zu den Plänen des Abfallwirtschaftsbetriebs (AWB) des Landkreises Rastatt, zusätzliche Kapazitäten auf der Anlage zu schaffen, sind noch (zu) viele Fragen offen. Die Bürgerinitiative „Keine Deponieerweiterung - Kein PFC“ hatte Kreistagsmitglieder zu einem Vor-Ort-Termin eingeladen, alle Fraktionen hatten Vertreter entsandt. Auch aus ihren Reihen kam die Forderung nach weiteren Informationen an den AWB.

Andreas Merkel, Stadtkämmerer in Gaggenau und Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion, betonte etwa, dass es nicht nur der Vorlage reiner Messdaten bedürfe, sondern der genauen Einordnung von Daten.

Oberbürgermeister Christof Florus, für die Freien Wähler im Kreistag, ergänzte, dass genau deshalb die Stadt Gaggenau einen eigenen Gutachter beauftragt habe, „der uns alles interpretiert. Wir möchten aber weiterhin, dass das Landratsamt uns umfassend informiert und suchen das Gespräch.“ Florus sprach auch von einer „bislang schleppenden Informationspolitik.“

Es gibt noch Restfüllflächen

SPD-Kreistagsmitglied Walter Jüngling stellte sich bei dem Rundgang als jemand vor, der die Entwicklung der Deponie seit Jahrzehnten kenne und mitverfolge. Er führte aus, dass das Landratsamt im Wissen, wie schwierig es ist, neue Flächen auszuweisen, das Deponievolumen seit Jahren schone; organisches Material dürfe schon lange nicht mehr nach Oberweier.

Restfüllflächen seien noch vorhanden und das Landratsamt habe das Bestreben, die Laufzeit der Anlage nach hinten zu verschieben. Jüngling sprach auch die in der Vergangenheit angelieferten Papierschlämme der Murgtäler Papierindustrie an, die in Oberweier deponiert wurden.

Erste Station des Rundgangs war eine Stelle, die den Blick auf die Zentraldeponie, äußerlich als bepflanzter großer Müllberg sichtbar, freigab. Im Falle einer Erweiterung der Deponie „kommen rein optisch noch zwei weitere Müllberge hinzu“, so die Sprecher der Bürgerinitiative (BI), Toni Böck und Dietrich Knoerzer. Dieter Balle, für Die Linke im Kreistag, unterstützte die Forderung der BI, vor dem Thema Erweiterung zwingend „die Altlastenfrage zu stellen, weil mit den Papierschlämmen auch PFC abgelagert wurde“.

Mehrere Stationen beim Rundgang

Die Übergangsdeponie-West bildete die zweite Station, dort hat die Deponie Oberweier im Jahr 1966 ihren Anfang genommen. Toni Böck: „Wir wissen nicht vollumfänglich, was drin ist – das reicht von Ölfässern bis zu Autokarosserien.“ Es existiere keine Abdeckung nach unten, was eine Vergiftung des Untergrunds wahrscheinlich mache. Auch der durchfließende Hirschbach dürfte betroffen sein.

Halt gemacht wurde auch an der Straße entlang des Entwässerungsgrabens der Deponie: Mit Blick auf die vorhandenen Bodenabsenkungen der Straße führte der BI-Sprecher Böck aus, „dass der Deponiekörper arbeitet“. In der Machbarkeitsstudie sei von einer neuen und dreispurigen Straßenführung die Rede; hochgerechnet müsse man von rund 2.500 Lkw-Bewegungen im Jahr ausgehen.

Dietrich Knoerzer sprach bei dem Rundgang auch davon, dass es aus Sicht der Initiative zumindest nicht ausgeschlossen sei, dass die Verantwortlichen bundesweit auf bestehende Deponiestandorte zurückgreifen würden, wenn ab 2022 mit dem Rückbau der Atomreaktoren in Deutschland begonnen werde.

Die Initiative bereitet nach eigener Aussage weitere Aktionen vor. Aktuell konfrontiert sie den Abfallwirtschaftsbetrieb mit einem Bündel an Fragen – vor allem zu der seit 1986 auf der Deponie eingerichteten Sickerwasserreinigungsanlage und zur PFC-Problematik.

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