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Benefizkonzert

Die Helfer aus Großweier bleiben weiter für das Ahrtal am Ball

Nach der Flut war eine Gruppe Helfer aus Großweier einfach mal ins Ahrtal gefahren, um zu helfen. Seitdem lässt die Situation dort sie nicht mehr los. Jetzt fand ihre bereits zweite Hilfsaktion statt - das treibt sie an.

Die Köpfe hinter dem Benefizkonzert für das Ahrtal in Großweier zeigen Bilder aus dem Flutgebiet von Annett Baumgartner, die sich mit ihren Fotografien an der Veranstaltung beteiligt.
Die Köpfe hinter dem Benefizkonzert in Großweier zeigen Bilder aus dem Flutgebiet von Annett Baumgartner, die sich mit ihren Fotografien an der Veranstaltung am Samstag beteiligt. Unter den Besuchern waren auch Gäste aus dem Ahrtal und weitere Helfergruppen. Foto: Stefanie Prinz

Zwei Jahre liegt die verheerende Flutkatastrophe im Ahrtal zurück. An neuen Krisen mangelte es in dieser Zeit nicht – dennoch lässt die noch immer schlechte Lage in dem Gebiet eine Gruppe aus dem Acherner Stadtteil Großweier nicht los. An diesem Wochenende brachten sie ihre inzwischen zweite Hilfsaktion über die Bühne.

Nachdem die Freiwilligen zu Weihnachten fast 1.000 Geschenkepäckchen für Betroffene gesammelt haben, veranstalteten sie am Samstag nun ein Benefizkonzert, dessen Erlös gespendet wird.

Kurzentschlossen ins Flutgebiet

Persönliche Verbindungen hatten die Großweierer nicht in die Region. Trotzdem fuhren sie 2021 kurzentschlossen ins Flutgebiet, um mit anzupacken, nachdem sie von Hochwasser, verschlammten Straßen und halb eingestürzten Häusern erfahren hatten. Das alles mit eigenen Augen zu sehen, hat bei den Helfern einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Die Not der Menschen ist noch immer riesengroß.
Markus Herrmann,, Organisator

Nach den Weihnachtspäckchen habe man es nicht dabei belassen können, sagt Organisator Markus Herrmann. Was treibt die Gruppe an? „Einerseits ist es die Not der Menschen, die noch immer riesengroß ist“, sagt er, „aber zum anderen auch die Dankbarkeit, die man überall spürt“.

An Silvester kam dann spontan die Idee auf: Warum kein Benefizkonzert organisieren? Die örtlichen Bands „Frogrock Crosswire“ und „Catfish“ waren schnell gefunden. Über den Verein „Kohle fürs Ahrtal“, mit dem sich die Gruppe für die Organisation zusammentat und an den auch der Erlös geht, kam zudem der Kontakt mit Anny Ogrezeanu zusammen.

Ogrezeanu war 2022 durch den Gewinn der Castingsendung „The Voice of Germany“ bekannt geworden und hilft selbst im Flutgebiet mit. Ergänzt wurde das Konzert durch eine Fotoausstellung von Annett Baumgartner mit Bildern aus dem Ahrtal.

Der Erlös des Konzerts - hier „Frogrock Crosswire“ auf der Bühne - kommt Flutopfern zugute.
Der Erlös des Konzerts - hier die Band „Frogrock Crosswire“ auf der Bühne - kommt Flutopfern zugute. Foto: Stefanie Prinz

Als Erlös des Abends erhofft sich das Team 20.000 Euro und geht anhand der Vorverkaufszahlen auch davon aus, dass das klappt. Wie viel Geld am Ende zusammenkam, stand am Sonntagmittag noch nicht genau fest. Darüber hinaus gingen 2.000 Euro von E-Werk beziehungsweise Überlandwerk Mittelbaden an die Organisation „Elektroseelsorge“, die sich im Ahrtal um elektrische Anlagen kümmert.

„In vielen Häusern wurde der Schlamm entfernt, aber sonst ist oft nicht viel passiert“, sagt Oliver Zink, ebenfalls Teil der Großweierer Gruppe. Rund 20 Prozent der betroffenen Häuser hätten noch immer keine funktionierende Heizung, so Zink. Der Verein „Kohle fürs Ahrtal“ verteile daher unter anderem Brennstoffe, helfe aber auch bei Organisatorischem.

Vieles ist noch längst nicht wieder aufgebaut

„Vieles ist dort schon wieder gut, aber vieles noch nicht“, sagt der Vereinsvorsitzende Joachim Klink, der heute selbst im Ahrtal lebt: Zahlreiche Gewerke seien emsig dabei, die Häuser wieder herzurichten, aber das dauere. Betroffene hätten mental genug von der weiter kräftezehrenden Situation, verdrängten sie. Klink spricht etwa von einer Seniorin, die nur noch im ersten Stock ihres Hauses lebe, während im Erdgeschoss alles vor sich hin schimmle.

„Bei manchen herrscht auch eine gewisse Lethargie: Was soll ich in meinem Alter noch wiederaufbauen? Oder: Warum sollte ich Hilfe annehmen, wenn es anderen viel schlechter geht?“, beschreibt Klink. Traumata seien ein großes Thema bei den Bewohnern. Aktiv zu werden und vorhandene Hilfsangebote zu nutzen, sei für die Menschen oft eine zu große Hürde.

Die Stadt ist stolz, dass es bei uns Leute gibt, die sich so engagieren.
Klaus Muttach, Acherns Oberbürgermeister

Alles Gewohnte bei einer Katastrophe zu verlieren, das könne man sich für das eigene Zuhause kaum vorstellen, sagt Acherns Oberbürgermeister Klaus Muttach vor Konzertbeginn. „Die Stadt ist stolz, dass es bei uns Leute gibt, die sich so engagieren. Das strahlt auch über Achern hinaus.“

Das Großweierer Team ist inzwischen mit anderen Helfergruppen, Betroffenen und Einwohnern des Ahrtals befreundet. „Man wird wie eine Familie“, sagt Markus Herrmann. Einige dieser Freunde sind am Wochenende eigens nach Großweier gekommen.

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