
Der Drive-in der 1950er Jahre „Made in USA“ war perfekt, als Eric Mead seinen roten Chevrolet Bel Air Coupe am Achernsee parkte, die Fensterscheibe öffnete und ein original Autofenstertablett einklinkte. Die Fans amerikanischer Oldtimer trauten ihren Augen nicht. Es war genau dieses Bild, das sie aus alten Filmen kannten, als Pärchen zu einem Drive-in fuhren, „Carhops“ genannte Bedienungen die Bestellungen aufnahmen und diese auf Rollschuhen direkt ans Autofenster servierten.
Solche „Carhops“ hatte Eric Mead zwar nicht mitgebracht, wohl aber ein Beispiel-Menü „John’s Car Hop“ mit einem klassischen Burger, einer Coke mit viel Eis, einem Muffin und viel Ketchup und Senf. Doch als der stolze Besitzer aus dem Enzkreis die Motorhaube seines „Schätzchens“ öffnete, da blitzten und blinkten die Zylinder, als wäre der Motor eben erst in den Chevi eingebaut worden.
1931er Ford Roadster ist das älteste Auto am Strandbad
Der 1931er Ford Roadster von Michael Graffy mit der „Pik 8“ auf den Türen stand an der Zufahrt zum Strandbad. Ein Prachtstück nach dem anderen rollte daran vorbei, so dass der Oldtimer-Liebhaber und Organisator von „Graffy’s Lakeside Rumble“ keine Zeit hatte, seine kultige Rennfahrer-Brille aufzusetzen, chillig in seinem Ford zu sitzen und den Achtzylinder-Motor mit dem Blubber-Klang anzuwerfen.
Den gab es in dem einmaligen Auto-Museum unter freiem Himmel und mit heißem Sound von „The Booze Bombs“ und DJ Spy reichlich: Mehr als 300 Fahrzeuge aus den 1930er Jahren bis in die 1970er Jahre kamen von teils weither angefahren, um an einer Oldtimer-Schau teilzunehmen. Nach drei Jahren Corona-Stop kam sie mit dem Betreiber des Strandbades, Marcus Möhrmann, wieder ins Rollen und wirde zu einer großen Veranstaltung.
Erstes Oldtimer-Meeting am Achernsee seit der Pandemie
„Nach Schätzungen haben wir über 3.000 Leute durchgeschoben“, so Michael Graffy, der auch der Vater des Erfolgs war. In Oldtimer-Kreisen steht „Graffy’s Garage“ für einen perfekten Boxenstopp und einen absoluten Experten US-amerikanischer Liebhaberstücke. Die standen in Reih und Glied, zogen die Blicke der Gäste auf sich und glänzten in Chrom und Lack mit der Sonne um die Wette, die für ein „Season Opening“ wie aus dem Bilderbuch sorgte und Fahrer aus ganz Süddeutschland, Frankreich und der Schweiz mit Oldtimern und Motorrädern anlockte.
Oldtimer und Motorräder aus ganz Süddeutschland, Frankreich und der Schweiz
Das erste Modell von Ford aus dem Jahre 1932 mit Original V-8-Motor hatte Denis Hoffmann aus dem Saarland mitgebracht. Neben dem 1931er Roadster „Pik 8“ war der Ford das älteste Fahrzeug am Achernsee. Für diesen Oldtimer, in den der Besitzer viel Liebe, Zeit und Arbeit investierte, war es die erste Langstreckenfahrt 2023, die sich mehr als lohnte.

Gerne beantwortete er die Fragen der Besucher und fachsimpelte mit den Kollegen, die nicht nur „Benzin im Blut“ haben, sondern echte „Petrolköpfe“ sind und einen bestimmten Lebensstil leben und genießen. Für sie steht das Auto für Freiheit, Schönheit, Technik und Perfektion.
Auf der Straße bekomme ich fast nur freudige Blicke und Daumen-Hoch-Zeichen.Ralph Gerschi, Oldtimer-Fahrer
Deshalb sind „Petrolköpfe“ wie Denis Hoffmann, Michael Graffy, Eric Mead und alle andere wahre Enthusiasten mit viel Emotion auf Rädern. Dazu gehört auch Ralf Gerschi aus Offenburg, der mit einem Prachtstück von „Straßenkreuzer“ anrollte und ein Fahrzeug präsentierte, das viele aus amerikanischen Filmen kennen und das für den „American Way of Life“ gehört.

„Auf der Straße bekomme ich fast nur freudige Blicke und Daumen-Hoch-Zeichen“, so Ralf Gerschi, der viele gute Erfahrungen mit seinem 1965er Cadillac „De Ville Convertible“ macht. Dass das fast sechs Meter lange Auto 20 Liter verbraucht, ist für dessen Besitzer kein Problem. Bei allen Oldtimern gehe es letztlich um den Erhalt und die Pflege von Automobil-Geschichte. Aber auch um Technik auf zwei Rädern und deshalb kamen Mofas, Mopeds und Motorräder in allen Variationen angefahren und sorgten dafür, dass „Graffy’s Lakeside Rumble“ einen Neustart wie aus dem Bilderbuch erlebte.
Mit dabei war Olli Huber aus Fautenbach, der mit seiner fünf PS „Frankensteiger“ Baujahr 1968 nach einer 600 Kilometer-Tour in die Schweiz und rund um den Bodensee einen Zwischenstopp in der Heimat einlegte. An diesem Dienstag geht es weiter Richtung Saarland, Luxemburg, Belgien und Hamburg, bevor Moped und Fahrer Mitte Mai nach Kanada fliegen und 6.966 Kilometer von Toronto nach Panama City unter die Räder nehmen.