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Unterricht im Schwimmbad

Stadt, Schulen und Altersheime in Achern rüsten sich gegen die Hitze

Der Deutsche Wetterdienst und Ärzte warnen vor gesundheitlichen Folgen durch die Hitze. Was tun die Stadt, Einrichtungen und Arbeitgeber in Achern bereits jetzt, um gegen die Hitze anzukommen? Und wie kann sich jeder Einzelne schützen?

Ein Außenthermometer zeigt knapp 40 Grad an: Die Welt muss sich nach einer Prognose wegen des nahenden Klimaphänomens El Niño bereits in diesem Jahr auf eine weitere Temperatursteigerung einstellen.
Tage, an denen es über 30 Grad heiß sein wird, häufen sich. Foto: Jens Büttner/dpa

Die 30 Grad sind geknackt. Wer am vergangenen Dienstag (20. Juni) im Ortenaukreis aufs Thermometer schaute, dem liefen bei rund 33 Grad Celsius zur Mittagszeit sicherlich der Hitze-, vielleicht sogar auch der Angstschweiß über den Nacken. Nicht ohne Grund warnt der Deutsche Wetterdienst aktuell vor den gesundheitlichen Folgen der Hitze.

Laut dem Acherner Hausarzt und Arbeitsmediziner Thomas Kohler wird die Aufklärung darüber in den heißen Monaten immer wichtiger: „Den Sonnenstich kannten wir früher nur aus dem Urlaub. Heute gibt es ihn auch bei uns. Wir müssen uns bewusst werden, dass wir in einem sehr überwärmten Klima leben.“

Es bleibt weiterhin heiß in Deutschland – so wie hier im niedersächsischen Hannover.
Das wichtigste bei der Hitze sei es viel zu trinken, sagt Hausarzt Thomas Kohler. Außerdem gilt: Eincremen und einen Kopfschutz tragen. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Kopfschmerzen, Schwindel, Gliederschmerzen, Verwirrtheit bis hin zu Übelkeit und Erbrechen: Die Symptome eines Hitzeschadens ähneln denen eines Schlaganfalls, sagt Kohler. Am meisten unter der Hitze leiden würden sowohl ältere als auch ganz junge Menschen.

Beide Gruppen würden am schnellsten austrocknen, so der Arzt. Deshalb wird er nicht müde, zu betonen, dass es wichtig sei, viel zu trinken, sich einzucremen und einen Kopfschutz zu tragen.

Berufsgenossenschaften entwickeln Hitzeschutzpläne

„Wichtig ist aber auch, dass die Bevölkerung lernt, mit der Belastung umzugehen. Über die ganz heiße Mittagszeit sollte sich niemand wesentlich körperlich betätigen“, betont Kohler. „Gerade in den Dörfern sieht man viel zu oft ältere Menschen, die mittags die Straße fegen. Das kann man meistens auch abends machen.“

Aber nicht nur der Einzelne kann sich vor der Hitze schützen. Viele Berufsgenossenschaften hätten bereits Hitzeschutzpläne eingeführt, die in der Arbeitswelt zunehmend standardisiert greifen würden, sagt der Mediziner. Der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach kündigte sogar an, einen nationalen Hitzeschutzplan erarbeiten zu wollen.

Doch wie sieht es mit öffentlichen Einrichtungen aus, in denen die Jüngsten und Ältesten unserer Gesellschaft ein- und ausgehen? Stefanie Jochim, die Leiterin des Kindergartens St. Bernhard im Acherner Stadtteil Fautenbach, informiert einmal im Jahr die Eltern darüber, dass sie ihren Kindern Wasser, Kopfbedeckung und Sonnencreme mitgeben.

„Darüber hinaus haben wir Sonnensegel, Sonnenschirm und zwei große Bäume, die Schatten spenden. Außerdem gibt es im Bistro immer genug Wasser und Tee“, sagt sie.

Unterricht im Schwimmbad oder Stadtgarten

Die Robert-Schuman-Realschule in Achern lässt sich bewusst viel Handlungsspielraum beim Thema Hitzeschutz. „Wir reagieren individuell. Wenn es in den höheren Klassenräumen nicht mehr auszuhalten ist, holen wir die Klassen runter. Gegebenenfalls legen wir den Unterricht auch nach draußen, ins Schwimmbad, den Stadtgarten oder lassen ihn ausfallen“, sagt die Schulleiterin Karin Kesselburg.

Blick in den Acherner Stadtgarten von Süden über eine große Wiese, die am linken Rand von großen Bäumen bestanden ist.
Wird es in den Schulräumen zu heiß, gehen die Lehrer der Robert-Schumann-Realschule mit ihren Klassen auch mal in den Stadtgarten. Foto: Jörg Seiler

Vieles sei dem Ermessen der Lehrer überlassen. Seit drei Jahren gibt es in der Aula der Schule Wasserspender, durch diese die Schüler permanent Zugang zu Wasser hätten.

Bei den Senioren sei vor allem das Trinken ein Thema, wie Simone Sindram, die Leiterin des Acherner Seniorenheims Villa Antika, weiß: „Das ist bei älteren Menschen grundsätzlich ein Problem, weshalb wir in der Pflege ohnehin dazu angehalten sind, zu schauen, dass sie genug trinken.“

In den Gemeinschaftsräumen und Pflegebüros gebe es mobile Klimageräte und Ventilatoren. Sindram würde sich eine eingebaute Klimaanlage wünschen, allerdings fehlen der Einrichtung dafür die finanziellen Mittel. „Was wir machen können, ist, morgens zu lüften und über den Tag die Rollläden runter zu machen. Damit kann man schon viel schaffen“, sagt die Einrichtungsleiterin.

Veranstaltungen sollen nicht ausfallen

Generelle Schließungen von Einrichtungen wie Schulen oder Kindergärten hält die Stadt Achern nicht für sinnvoll, da sich Familien auf eine verlässliche Betreuung verlassen können müssten. Auch sollen keine Veranstaltungen, wie etwa das Stadtfest, aus Hitzegründen abgesagt werden.

Um Bürger vor Hitze zu schützen, hat die Stadt allerdings einige bauliche Maßnahmen getroffen, wie Trinkbrunnen, einen Wasserfontänenfeld auf dem Rathausplatz und schattenspendende Klimabäume, die sich besser an das Stadtklima anpassen und weniger eingehen.

Stadt Achern ehrte Hermann Burkard mit einem Brunnen
„Auf dem Marktplatz wurde der vorhandene Alisibrunnen zugänglich gemacht, so dass Wasser direkt erlebbar ist“, sagt die Stadt Achern. Foto: Roland Spether

Zusätzlich wurde eine automatische Bewässerung aller Bäume- und Pflanzenbeete installiert. Auch Fassadenbegrünung und Gründacher sollen zur Abkühlung des Stadtklimas beitragen.

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